Da Capo – Brutal tiefer und bärenstarker VW Polo G40 Typ 86

Wenn ein Spaßprojekt zum Komplettumbau ausufert

Da Capo – Brutal tiefer und bärenstarker VW Polo G40 Typ 86: Wenn ein Spaßprojekt zum Komplettumbau ausufert
Erstellt am 7. November 2012

Tief duckt sich der Polo auf die Straße. Das 81er GLS-Modell zählt mit Sicherheit zu den absoluten Raritäten der Szene. Außer der ordentlichen Tieferlegung und den schicken Felgen, fällt auf den ersten Blick kaum etwas Verdächtiges an dem Wagen auf. Doch als sein Besitzer den rechten Fuß aufs Gaspedal fallen läßt, zieht der kurze Kompaktwagen wie von der Tarantel gestochen davon. Das Aufheulen der Vorderräder vermischt sich mit einem unanständigen Pfeifen. Der wird doch nicht etwa..? O doch, er hat! Und wie..!

Patrick „Capo“ Capurso tobte sich vor einigen Jahren an einem Polo 2F G40 aus. Der Motor erhielt eine Extrembehandlung, sowie alles was gut und teuer war. Szenebekannt als „LA-LA“ Polo (in Anspielung auf das Landshuter Kennzeichen) rollte der Lila Launebär auf superseltenen 8x13 BBS Rennsportfelgen und hinterließ bleibende Eindrücke in der Welt reduzierter Bodenfreiheit und Sonderabnahmen.

In diesem Polo 1 steckt G40 Technik

Dabei betreibt Patrick das Tuningbusiness als zweites, nebenberufliches aber selbständiges Standbein. Hauptsächlich verdient er seine Brötchen als Verkäufer im Außendienst.

Irgendwann fiel der Groschen und er entschloß sich, seinen Polo zu verkaufen und das Schrauben unter dem Label „Capo-Carstyling.de“ rein professionell weiter zu führen. Dort kümmert sich der 33jährige nach Feierabend um Koflügelbearbeitung, Motorenbau, Karosseriecleaning und alles, was seine Kunden halt so von ihm verlangen.

Der G40 Motor bekam eine komplette Überarbeitung und leistet heute gut 170 PS

Trotz extensiver Beschäftigung mit dem heiligsten aller Bleche – das verflixte Jucken in den Fingern wurde Capo einfach nicht mehr los. Kundenfahrzeuge hin oder her, etwas eigenes mußte wieder her. Dabei wurde schnell der optimistische Vorsatz gefaßt, es dieses Mal bei wenigen Modifikationen zu belassen und nicht wieder so ausufern zu lassen. Wieviel davon letztendlich in der Praxis übrig bleibt, wissen wir alle viel zu gut ;-)

Nach einer Komplettzerlegung des im Frühjahr 2008 gekauften, regattablauen Basisfahrzeugs offenbarte sich die ganze Restaurationsbedürftigkeit des Zweitürers. Der 1.1 Liter 50 PS Motor flog auf den Schrott und machte Platz für ein G40-Aggregat. Capo zerlegte den 1.3 Liter Block und stattete ihn mit einer asymetrischen 276°/292°-Schrick Nockenwelle aus. Der Sprit wird den Brennräumen durch G60-Düsen eingeimpft. Der Lader erhielt eine RS-Bearbeitung und ein 60er Laderrad für schwindelerregende Drehzahlen. Nach unserem Fototermin rüstete Patrick gar auf ein 58er Rad um.

Der markante Kleinwagen kommt so auf eine Leistungsausbeute von gut 170 PS. Eine selbstgebaute Auspuffanlage im Gruppe N Stil entsorgt die Abgase geräuschvoll ins Freie. Für das sichere Einbremsen aus hohen Geschwindigkeiten ist eine original G40 Bremsanlage mit gelochten und geschlitzten Scheiben und Rennbelägen.

BBS-Felgen passen irgendwie immer

Ein um 1.100g erleichterter Schwung läßt die Maschine relativ drehzahlgeil und dementsprechend nervös agieren. Den Kraftschluß zum G40-Getriebe stellt eine organische Rennkupplung her. Das Trainingsprogramm für die linke Wade war also schon einmal klar.

Eine neue Interpretation des BlueMotion Konzepts

Damit die Oberarme ebenfalls etwas gefordert wurden, besorgte Patrick einen Satz BBS RS Felgen in 7,5 und 8x15 und baute die Räder auf eine Breite von 6,5 Zoll, bei einer ET von 30 mm, um. Passende Gummis in der Größe 165/45 lassen den Polo brutal satt dastehen. Freilich gehört zum gedrungenen Auftritt auch ein entsprechendes Fahrwerk. Das KW Gewindefahrwerk in der Variante 1 wurde mit Eigenbau-Domlagern zur Sturzverstellung gepimpt. Effektiv kommt der Polo so auf eine Tieferlegung von obszönen 170 Millimetern. Kaum zu glauben, aber das ist mehr als ein heutiger Golf an werksseitiger Bodenfreiheit aufweist!

Um die Freigängigkeit zu gewährleisten, verbreiterte Patrick die vorderen Kotflügel unter Beibehaltung der Originaloptik um jeweils 2 cm. Kumpel Roger Obermeier kümmerte sich um den Lackauftrag im VW-Farbton „Inarissilber“. Äußerlich ist so kaum ein Unterschied zum 30 Jahre alten Original zu erkennen.

Dem Innenraum sieht man den Leistungszuwachs nicht an

Auch interieurseitig sieht der Polo so aus in vergangenen Tagen. Details machen auch hier den feinen Unterschied. So steckt beispielsweise ein GTI-Spucknapflenkrad auf der Lenksäule und gibt den Blick auf Polo 2 Instrumente frei. Die Sitze beließ Capo im Serienzustand, installierte einen Golfball Schaltknauf und gönnte der Heckscheibe eine Jalousie.

So dauerte es geschlagene 3 Jahre bis aus dem geplanten Low Budget Projekt das Ergebnis eines Fulltime-Jobs wurde. Aktuell steht ein Update auf G60-Technik mit Leistungsziel 200 PS an, parallel tobt sich Patrick an einem 54er Ovali-Käfer aus. Das wird garantiert wieder ein Knaller, zwar bestimmt ohne G-Lader aber die eine oder andere Überraschung hat der schraubende Tausendsassa ganz sicher für uns parat!

Fotos & Text: Igor Vucinic

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