Chrom, PS und Patina - Eberhard Kittler (Leiter Volkswagen Classic) im VAU-MAX.de Interview

Chrom, PS und Patina - Eberhard Kittler (Leiter Volkswagen Classic) im VAU-MAX.de Interview:
Erstellt am 23. September 2009

Chrom, PS und Patina – auf der Schloss Bensberg Classic 2009 zeigt Europas größter Automobilhersteller rollende Raritäten aus legendären Tagen des Automobils. Vau-Max-Autor Tim Westermann unterhielt sich mit dem Leiter der Volkswagen Classic Eberhard Kittler über das anstehende Großereignis und die Emotionalisierung der Marke aus Wolfsburg.

Volkswagen Classic ist im Prinzip neu geschaffen worden. Warum spielt Volkswagen, wie auch die Mitbewerber, das Thema Classic in den vergangenen Monaten so intensiv?



Die Wettbewerber haben das Thema Markenpflege für sich längst entdeckt, aber wir schließen mit Hochdruck auf. Beim scharfen Wettbewerb ist es wichtig zu wissen, wo man herkommt und wo die Tradition der Marke begründet ist.

Keine leichte Aufgabe in so kurzer Zeit?



Wir kommen spät, aber gewaltig. Denn unsere Marke gründet sich, neben aller Faszination und Emotion auf Werte wie Qualität, Langlebigkeit und Kontinuität. Wir wissen wo unsere Innovationen ihren Ursprung haben und sind auf einem guten Weg, das auch den Kunden verständlich zu machen.

"60 Jahre Wertigkeit“ eröffnet Möglichkeiten

Welchen Einfluss hat das Thema Classic auf die Vermarktung der Marke Volkswagen?



Unsere Kampagne „60 Jahre Wertigkeit“ eröffnet Möglichkeiten, emotionale Komponenten zu schaffen, was über konventionelle Werbung nicht möglich ist. Die emotionale Verknüpfung ist für eine ausgewogene Markenpositionierung entscheidend.

Hochsaison für „altes Eisen“ ist im Sommer. Was planen Sie für den Winter?



Volkswagen Classic bietet viel mehr Potenzial als nur Sommerveranstaltungen. So ist für mich das Thema Ausstellungsmanagement ganz wichtig. So könnten wir mit frühen Hybridstudien, Elektroautos und Sparmodellen wie dem 3-Liter-Lupo den Blue Motion Weg der Marke VW in einer Ausstellung präsentieren. Dafür laufen bereits Verhandlungen mit unserer Entwicklungsabteilung über Exponate. Ein anderes Thema wäre 20 Jahre Wiedervereinigung – hier beispielsweise der Trabant mit Polo-Motor. Vorstellbar ist auch eine Dokumentation des Einflusses, den Volkswagen auf die Entwicklungsgeschichte des Automobils hat.

Volkswagen ist ein Weltkonzern. Planen sie auch internationale Ausstellungen?



Ja, auch auf internationalen Märkten wie China, Indien oder Amerika muss es Möglichkeiten geben, uns darzustellen. So wäre 2010 ein Auftritt an unserem neuen Standort in

Chattanooga möglich. Vor 30 Jahren begann der Jetta-Export nach Nordamerika.

Wie ist Volkswagen Classic an den anderen Markenstandorten präsent?



Wir sind in Gesprächen mit den anderen Werken. So werden wir im kommenden Jahr definitiv etwas mit den Kollegen in Salzgitter organisieren. Zusammen mit dem historischen Archiv werden wir uns an einem Tag der offenen Tür beteiligen. Vor 40 Jahren begann dort nämlich die Produktion des K70.

Gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen Volkswagen Classic und dem Zeithaus der Autostadt? Wenn ja, wie sieht diese aus?



Es gibt eine kollegiale Zusammenarbeit. Wir verständigen uns über den Erwerb von Autos und leihen uns auch gegenseitig Fahrzeuge aus. Wir sollten aber noch den Schritt gehen, gemeinsame Präsentationsmöglichkeiten zu erörtern.

Silvretta Classic und Sachsen Classic

Sowohl Silvretta, als auch Sachsen Classic sah eine große Armada klassischer Volkswagen. Was ist für 2010 geplant?



Wir werden das Engagement fortsetzen und wieder thematische Schwerpunkte setzen, wie in diesem Jahr 60 Jahre Käfer Cabriolet und 20 Jahre Mauerfall. So wird ein Thema 40 Jahre Volkswagen K70 heißen.

Sind Sie rückblickend zufrieden mit dem Ergebnis des Engagements auf diesen Classic-Rallyes?



Auf jeden Fall. Die Ergebnisse unseres großen Auftritts sind sehr überzeugend. Wir haben viele internationale Anfragen von Veranstaltern, Messen und Ausfahrten. Und ich habe den persönlichen Ehrgeiz, auf den Rallyes künftig noch bessere Wertungsergebnisse zu erzielen.

Sind Sie rückblickend zufrieden mit dem Ergebnis des Engagements auf diesen Classic-Rallyes?



Auf jeden Fall. Die Ergebnisse unseres großen Auftritts sind sehr überzeugend. Wir haben viele internationale Anfragen von Veranstaltern, Messen und Ausfahrten. Und ich habe den persönlichen Ehrgeiz, auf den Rallyes künftig noch bessere Wertungsergebnisse zu erzielen.

Schloss Bensberg Classic 2009

Neben Villa d´Este und Pebble Beach soll sich die Schloss Bensberg Classic als dritte renomierte Oldtimer-Veranstaltung etablieren. Eine Mammut-Aufgabe für Europas Automobilhersteller Nummer eins?



Man braucht ein großes Team von Spezialisten, die weltweite Kontakte zu entsprechenden Sammlern haben. Die Idee für SBC wurde mit meinem Eintritt als Leiter Volkswagen Classic Anfang des Jahres geboren. Wir haben den Namen der Volkswagen-Gruppe in die Waagschale geworfen und sind auf eine überaus positive Resonanz gestoßen.

Was ist das besondere an den Ausstellungsstücken auf der Schloss Bensberg Classic?



Wir haben es geschafft, ein absolut exklusives Feld von Vor- und Nachkriegsmodelle zusammenzustellen, ohne Museen leerzuräumen. Es sind ausschließlich Fahrzeuge aus privater Hand, die zu den weltweit wertvollsten Exponaten gehören. Außerdem wird es noch nie gezeigte Einzelstücke und Europapremieren geben. Aus historischem Selbstbewusstsein haben wir uns für den Concours auf alle Marken des Premiumbereiches konzentriert.

Wo liegt der Focus des Events? Auf der Rallye oder dem Concours?



Der Concours ist nach außen dominierend. Die Rallye wird aber aufgrund des einmaligen Fahrzeugbestandes ebenfalls Akzente setzen und uns viel Publikum bescheren.

Auf welches Auto freuen Sie sich in Bensberg ganz besonders?



Auf den Aston Martin Zagato DB-4 GT aus dem Vorbesitz von Nick Mason. Das Fahrzeug ist selten, wurde noch nie öffentlich gezeigt und ist im Originalzustand. Ich freue mich auch auf den Lamborghini Estoque. Den habe ich bisher nur einmal gesehen.

Welche Kontakte haben Sie zur großen Szene der Oldtimer-Clubs in Deutschland und in Europa?



Clubarbeit, Vernetzung mit Clubs liegt mir am Herzen. Da müssen wir Substanz reinbringen. Wir brauchen einen professionellen Dachverband. Ohne den ist es schwer, alle Clubs zusammenzufassen. Es gibt bislang eine punktuelle Zusammenarbeit. Wir wollen den Clubs helfen eine gemeinsame Plattform zu schaffen.

Was ist das Ziel von Volkswagen Classic?



Wir wollen Volkswagen Classic auf breitere Füße stellen. Dabei können wir viel von Audi lernen. Vielleicht lassen sich auch weitere Geschäftsmodelle ableiten. Warum sollte Volkswagen nicht anfangen Kundenfahrzeuge zu restaurieren? Wir sollten auch die Chance ergreifen, auf neuen Märkten unsere Tradition deutlich zu machen.



Text: Tim Westermann

Fotos: Tim Westermann, Carina Fracke

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