50 Jahre VW Kübel Typ 181

The Thing auf Geburtstagstour durch die Südstaaten der USA

50 Jahre VW Kübel Typ 181: The Thing auf Geburtstagstour durch die Südstaaten der USA
Erstellt am 19. März 2019

Der VW 181 feiert seinen 50. Geburtstag. Bundeswehrsoldaten kennen die rustikale Käfervariante unter dem Namen „Kübel", obwohl er an sich Kurierwagen hieß. Aber in den USA ist der 181, dort bekannt als „The Thing", eine echte Legende. Also kann man seinen runden Geburtstag wohl kaum besser feiern, als mit diesem auffälligen Spaßmacher in Gelb quer durch die Südstaaten zu touren.

Im VW Kübel von Florida bis nach Texas

Man muss die Feste feiern wie sie fallen, und kaum jemand käme auf die Idee, den 50. Geburtstag des VW Typ 181 in Europa zu zelebrieren. In unseren Breiten war der von den Bundeswehrsoldaten nur schlicht „Kübel“ genannte Kurierwagen nicht viel mehr als ein leichter Geländegänger, der anfänglich nur fürs Militär gebaut und später auch an Behörden und Privatpersonen verkauft wurde. Zum echten Offroader taugte der VW 181 schon deshalb nicht, weil Bodenfreiheit, Allradantrieb sowie Getriebegänge fürs Gelände fehlten, und die Achskonstruktion in den ersten Jahren eine Mischung aus VW Käfer vorn und Bulli T1 (Portalachse) hinten war. „The Thing" verzichtete auf die Bulli-Achse, was ihn leiser und schneller machte, und schließlich avancierte der 181 noch zum kantigen Freizeit- und Kultmobil.

The Thing feiert 50. Geburtstag

In den USA und speziell in Kalifornien kennt man den VW 181 seit den 70er Jahren als eine kantige Mischung aus VW Beetle und dem Meyers Manxs Buggy und gab ihm den Spitznamen „The Thing". Woher der Name kommt, ist einfach zu erklären, denn der 181er sieht eben aus wie ein Ding. Weder Geländewagen, noch Cabrio, kein Beetle und schon gar nicht ein Pick-up, eben ein Ding, dass viele noch nie gesehen haben, aber mindestens ebenso viele kennen. Also gibt es für dieses coole Auto eine bessere Geburtstagspaty als eine Tour von der Atlantikküste Floridas bis nach Texas, fünf Tage quer durch die Südstaaten der USA durch Sumpflandschaften, hoch gelegene amerikanische Ferienregionen und in sehenswerte Metropolen wie New Orleans und Houston?

1,6 Liter großer Boxermotor mit schlanken 44 PS

Bei der Routenführung sollte man sich vorab davon verabschieden, flott unterwegs zu sein. Der 1,6 Liter große Vierzylinder-Boxer im schnatternden Heck des The Thing leistet schlanke 44 PS und ein kaum wahrnehmbares Drehmoment. Bergauf über die zahlreichen Brückenkonstrukte im Süden der USA geht es bei entsprechender Beladung oftmals nur mit Zurückschalten in den dritten Gang und das Ausdrehen desselben, und 115 km/h Höchstgeschwindigkeit, das sind 72 Meilen pro Stunde, schafft das rund eine Tonne schwere Kantholz nur an guten Tagen. Deutlich besser ist man daher auf den kleinen Landstraßen aufgehoben, und wo könnte man besser als hier die unberührte Natur der Südstaaten erkunden.

Alle Fenster raus, Frontscheibe runter

Das flatterige PVC-Dach nach hinten geklappt, die Steckscheiben raus und wenn es ganz mutig werden sein soll, wird sogar noch die Windschutzscheibe nach vorne geklappt. Dann stürmt im Innern des Kübels der Fahrtwind fast orkanartig, doch so kann man die Natur bestens ins sich aufsaugen. Im Heck rasselt emotional aber wenig engagiert der Boxer, der erst im Jahr 1974 auf immerhin 48 PS erstarkte, während die Umgebung beim Charme des gelben Geburtstagskinds schier aus dem Häuschen ist. Ob an Tankstellen, vor Coffeeshops, beim Einkaufen oder vor Hotelvorfahrten, schlagartig interessiert sich niemand mehr für die in dieser Region ohnehin nur schwer anzutreffenden Luxuskarossen oder Sportwagen. The star is The Thing!

Kleines Auto, großes Aufsehen

Keine Frage - der gelbe 181 hat die Show im Kasten, überall. Trucker hupen lautstark, wenn sie einen überholen, Harley-Biker recken den Daumen in die Höhe und steht man erst einmal an einer Ampel kommt man kaum umhin, die begeisterten Zuschauer in das kantige Wellblech eintauchen zu lassen. Hat man die naturbelassene Küstenregion zwischen Tallahassee und Pensacola, die im Herbst letzten Jahres von Hurrican Michael übel zugerichtet wurde, erst einmal hinter sich gelassen, dominieren neben Sümpfen die bunten Pfahlhäuser das Bild entlang der Bundesstraße 98. Das Wetter ist deutlich kühler als erwartet und der starke Wind sorgt dafür, dass man die nicht funktionierende Heizung des VW 181 schmerzlich vermisst. Die Moskitos scheinen die kühlen Temperaturen kaum zu stören, denn sie finden den gelben Lack von The Thing beinahe so anziehend wie das Blut der Insassen beim abendlichen Essen.

Mit dem 181 durch traumhafte Landschaften

Die Südstaaten kann man kaum mit anderen Regionen in den USA vergleichen. Da gibt es in Alabama und in Louisiana die großen Grundstücke mit ihren beeindruckenden Magnolien,  weißen Gartenzäunen und mächtigen Toren. Size matters – und alles ist ein paar Nummern größer. Das gilt auch für die Autos. Natürlich liebt man Pick Ups und baut in Küstennähe zumeist aus gutem Grund auf mächtigen Pfahlbauten. Regelmäßig gibt es Hochwasser vom lebensspendenden Golf von Mexiko, der Fische, Krebse, Krabben und Co. zu einer ernsthaften kulinarischen Alternative der Steakindustrie werden lässt. Die Zahl der großen Städte ist überschaubar, doch dem Charme von New Orleans und dem Mississippi-Delta kann man sich trotz der Touristenströme nur schwer entziehen.

Stilvolle Einfachheit im Interieur

Mardi Gras ist gerade erst eine Woche vorbei, doch gefeiert wird hier jeden Abend. Während der Schaufelraddampfer Steamer Natchez sich zur Dinnercruise verabschiedet, brandet rund um die Bourbon Street das bunte Leben auf. Doch selbst zwischen den vergnügungssüchtigen Touristen fällt the Yellow Thing auf. Der eine oder andere hält ihn in Feierlaune für automobilen Voodoo. Dass der Valet-Parkservice den VW 181 vor dem Hotelportal stehen lässt, weil hier niemand mit einer Handschaltung fahren kann, sichert zusätzliche Aufmerksamkeit und vor einem schnellen Zugriff aufs Fahrzeug. Um den für Diebe zu erschweren, werden bei der Fahrt die Koffer durch Fahrradschlösser gesichert.

„How cute“, „great“ und „what a car“ !

Mit einem Fortbewegungsmittel wie dem VW 181 fällt man hier wohl nicht nur wegen der gelben Lackierung wie ein bunter Hund auf. Diejenigen, die den in den 70ern „The Thing“ getauften VW 181 kennen, sind begeistert, und nahezu alle anderen wollen ihn kennenlernen. An der Grenze zu Missouri will sich ein junges Paar lieber mit dem gelben Ding als mit dem Staatenschild fotografieren lassen und träumt davon, den Miet-Sentra einfach einzutauschen. Nicht das einzige Kaufangebot auf der Tour. Beim Tanken werden immer wieder Köpfe in den ehemaligen Armeewagen gesteckt. „How cute“, „great“ und „what a car“ tönt es aus den Mündern der Betrachter, die in Sekunden Fans zu werden scheinen. So viel Sympathie gibt es nicht einmal für einen historischen VW Beetle oder kunterbunten Samba-Bus. Dank des 40-Liter-Tanks und einer defekten Instrumentenkombination ohne Tacho, Kilometerzähler und Tankuhr geht es häufiger an die Zapfsäule und die zahlreichen Stopps bei Starbucks und lokalen Kaffeeröstereien sorgt dafür, dass es noch etwas häufiger Kontakt mit der lokalen Bevölkerung gibt.

Unser Roadtrip in der Bildergalerie

31 Bilder Fotostrecke | 50 Jahre VW Kübel Typ 181 – The Thing feiert Geburtstag!: Gelbe Geburtstagstour durch die Südstaaten der USA #01 #02

1971 VW 181 „Kübelwagen“ Basis-Motorisierung: "Luftgekühltes Minimal-Programm macht auch Spaß!", findet Thomas Ebeling! Das kann doch gar keinen Spaß machen: der VW 181 verzichtet nicht nur auf jeglichen Luxus, sondern vor allem auch auf gute Umgangsformen. Er jault, er hoppelt, Natürlich bräuchte der VW 181 mehr Leistung und natürlich sitzt es sich auf den Kunstlederstühlen alles andere als bequem; doch ist es nicht gerade das, was das Autofahren einmal ausgemacht hat? Man bekommt von der Umgebung alles mit. Als das gelbe Cabrio mit einem Zuckeln und Sprotzen vor Booth’s Grocery südlich des versumpften Grand Lake an der Louisina 82 ausläuft, dauert es nur Sekunden und Ladeninhaberin Teme kommt auf die Veranda und fragt, ob sie helfen kann. „Ich habe den Laden hier seit 1957“, erzählt die rüstige Seniorin, die einem gleich die lokale Spezialität, eine Wurst-Reis-Mischung, anbietet. „Aber zu dieser Zeit kommen nicht viele vorbei. Ist ja keine Jagdzeit. Was ist denn das für ein Auto? Habe ich noch nie gesehen.“ Sie hat gleich ihren Sohn herbeigerufen, der in einem betagten Pick-Up mit Frau und Tochter anrückt. Er will helfen, doch eigentlich geht es um die Neugier, denn in den letzten Jahren hat es so einen spannenden Besuch wie ein gelbes The Thing hier nicht gegeben. Der vermeintlich leere Tank stellt sich nach dem Auffüllen per mitgeführtem Reservekanister als gar nicht so leer heraus. Stattdessen zickt die Benzinpumpe. Schließlich hat sie nach mehr als zwei Stunden Bastelarbeit nochmals ein Einsehen und steigt wieder ins Geschehen ein. Zu seinem 50. Geburtstag will der VW 181 schließlich nicht hier im entlegenen Alligatorparadies seinen treuen Dienst quittieren.

Abenteuer Kübel: Auf die nächsten 50 Jahre!

Vorbei am wenig sehenswerten Port Arthur, dem Zentrum der lokalen Petrochemieindustrie geht es durch verschiedene Wildlife Refuges wieder auf die Küstenstraße namens Texas 87, ehe nach der kostenlosen Fährpassage Richtung Galveston die abschließende Fahrt in die texanische Metropole Houston lockt, die so viel moderner als die letzten Tage und der VW 181 erscheint. The Thing darf sich nach den Strapazen der letzten Tage jetzt erst einmal ausruhen. Denn wer feiert schon seinen 50. Geburtstag mit einer mehrtägigen Party, die quer durch die Südstaaten der USA geht.

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