1971 VW 181 „Kübelwagen“

Basis-Motorisierung: "Luftgekühltes Minimal-Programm macht auch Spaß!", findet Thomas Ebeling!

1971 VW 181 „Kübelwagen“: Basis-Motorisierung: "Luftgekühltes Minimal-Programm macht auch Spaß!", findet Thomas Ebeling!
Erstellt am 21. August 2008

Das kann doch gar keinen Spaß machen: der VW 181 verzichtet nicht nur auf jeglichen Luxus, sondern vor allem auch auf gute Umgangsformen. Er jault, er hoppelt, er dröhnt und es zieht. Gestählte Rücken, lärmresistente Ohren und kälteabweisende Gliedmaßen sollten bei einem Kübelfahrer zur Grundausstattung gehören. Sonst kannst du das Experiment „181“ gleich wieder vergessen! Thomas Ebeling findet so einen Kübel dennoch nicht übel!

Warum 181? Manchmal hört man, der Name komme daher, weil es 181 Gründe gäbe, den Wagen nicht zu kaufen! Das ist sicher untertrieben, da gibt es bestimmt mehr. Ob es vielleicht andersherum gemeint war und es folglich 181 Gründe gibt, einen Kübel haben zu wollen? Das darf bezweifelt werden. Was also macht den Reiz dieser Kiste aus, die den Charme eines Behelfs-Jeeps hat?



Die offizielle Bezeichnung lautet Typ 181 Mehrzweckwagen, Kübel sagen die, die ihn fahren!

Ein Kübel ist nicht "schick"!

Die Zeiten, in denen der VW 181 als billige Cabrio-Alternative gekauft und peinlich in Pink gerollt wurde, sind längst wieder vorbei! Jenes Publikum, das möglichst günstig offen vor der Bar parken wollte, hat der Kübel lässig abgeschüttelt – wie ein Hund den lästigen Floh! Denn der Kübel ist nicht wirklich schick, und mit Lifestyle hat diese kantige Kiste nun wirklich nix am PVC-Hut!

Bevor jetzt die ersten bösen Kommentare kommen, Volkswagen hätte den 1969 präsentierten 181 doch nie Kübel genannt, ergänzen wir schnell, dass die Wolfsburger verharmlosend vom „Mehrzweckfahrzeug“ Typ 181 gesprochen haben. Kübel nannten ihn die Jungs beim Bund, und diejenigen, die sich anschließend mit ihm herumplagten. Und Kübel passt am besten! Schon rein assoziativ!

Nicht zuletzt aufgrund des stolzen Preises von 8500 DM fand der 181 nur wenig Anklang bei der (gitarrespielenden) Zivilbevölkerung!

Der etwas störrische Charakter des Kübel ist seinem angedachten Verwendungszweck geschuldet! Als der zweitaktende DKW Munga als leichtes Mehrzweckfahrzeug bei der Bundeswehr durch ein neues Modell abgelöst werden sollte, kam Volkswagen zum Zug! Dort entschloss man sich zu einem äußerst simpel gestrickten Gefährt, dessen Verwandtschaftsverhältnisse zu den damals produzierten VWs nicht zu übersehen war. Der „Käfer in Uniform“ hieß es damals.



Cool: Frontscheibe lässt sich umlegen!

Knöpfe, Hebel und Schalter stammen von den luftgekühlten VW-Vettern. Der Drehzahlmesser ist nicht original!



Tatsächlich stammte der Motor aus dem Käfer und die Bodengruppe war ein Mix aus Käfer und Karmann-Ghia, die bis 1972 verbaute Portal-Hinterachse mit Vorgelege stammte ebenso wie die Eier-Rückleuchten vom T1-Bulli und egal welchen Knopf oder Griff man auch anfasste, an irgend einem Volkswagen hatte man da schon mal dran herum gegrabbelt. Neu dagegen war die kantige Karosse, die zwar über vier Türen, dafür aber über kein Blechdach und keine Dämmmaterialien verfügte. Das Ergebnis war ein ziemlich einzigartiges Gefährt, das zwar über ein PVC-Dach verfügte, sonst aber nur sehr wenig mit einem Cabriolet zu tun hat!

Das Geniale ist die Einfachheit!

Der Autor hat seinen Kübel von einem Zeitgenossen, dem das mit den mangelnden Cabrio-Feelings nicht so richtig klar war. Nachdem sich dessen Lebensgefährtin an der hohen Einstiegskante die Strümpfe eingerissen hatte, bekam der Kübel die rote Karte. Der Vorbesitzer entschied sich für ein Escort Cabrio, aber der Ford-Händler weigerte sich, den 181 in Zahlung zu nehmen. So stand der Kübel dann beim Händler, um im Kundenauftrag verkauft zu werden und wanderte von Woche zu Woche auf dem Hof immer weiter nach hinten, bis er auf einen Dummen traf, der ihn mitnahm. Mich! Übrigens, Volkswagen produzierte den Kübel auch in Mexiko und verkaufte ihn in Zivilausstattung auch beiderseits der mexikanischen Grenze. Angesichts der klimatischen Verhältnisse, machte der 181 dort auch eine ganz ordentliche Figur. Damals unter dem schönen Namen „The Thing“! Das Ding – irgendwie sehr passend!

Sofort verkaufen oder ewig behalten – es gibt keine Alternative!

Man muss einen Sinn fürs Abstruse haben, um Spaß am 181 zu finden. Mir gefiel, das sich der VW einerseits auf das Notwendigste beschränkte, andererseits tatsächlich ein oder zwei Vorzüge aufweist! Neben den bereits erwähnten vier Türen und dem Cabrioverdeck, das mit simpelsten Schnappverschlüssen fixiert wird und wohl kaum jemand gemäß der Bedienungsanleitung aufrollte, war der Knaller natürlich die umlegbare Windschutzscheibe! Wer einmal abseits befestigter Straßen im 181 unterwegs war und sich dieses Vergnügen mit heruntergeklappter Scheibe gegönnt hat, wird die Kiste entweder sofort verkaufen oder ewig behalten. Interessant ist, wie weit der Kübel mit seiner M+S-Bereifung (185/65-15 ) an der Hinterachse kommt. Denn während einige wenige Exemplare seiner direkten Vorfahren tatsächlich eine angetriebene Vorderachse hatten, der 181 muss mit Hinterradantrieb auskommen. Das Erstaunliche, er kommt damit relativ weit.

Nur nicht den Schwung verlieren!

Allerdings sollte man nicht wirklich Vergleiche zu einem echten Off-Roader ziehen. Denn das bisschen mickerige Drehmoment, das der niedrig verdichtete 44 PS-1548 ccm-Motor (ab 8/70) lieferte, ist hier nicht nur keine Erwähnung wert, es hilft auch nicht im Dreck. Beim 181 lautet die Devise im Gelände: Nur nicht den Schwung verlieren!“ Die daraus resultierenden Macken werden anschließend mit Pinsel und Nato-Oliv wieder ausgebessert. Das ist auch der Grund, warum ich nach einem BW-Kübel Ausschau gehalten habe und nicht nach einem von der Feuerwehr oder dem THW. Obwohl, die Variante in Sahara-Beige...


Die Kunst des Improvisierens

Die Lack-Reparaturmethode mit dem Pinsel erschien mir für einen Kübel am angemessensten. Gut gefiel mir auch die Idee von Wolf Seidl, die aufgeplatzten Nähte der Steckfenster wie bei einem defekten Fahrradschlauch durch Aufvulkanisieren von Plastikflicken zu reparieren. Das hält mittlerweile seit 4 Jahren! Und passt – mentalitätsmäßig – ideal.



Die Steckfenster sind teuer, da ist das Aufvulkanisieren von Flicken überlegenswert.

Wer mit dem Begriff „Steckfenster“ nichts anfangen kann: die Fensterrahmen mit Kunststofffenstern werden in der Tat in die Türen gesteckt und im Modus „Sommer“ wieder herausgenommen und vorn im Kofferraum verstaut. Für den Jahreszeitenübergang, lässt sich nach dem Vorbild der Dreiecksfenster eine kleine Klappe im Fenster öffnen und mit Druckknöpfen festklemmen. War das 1969 wirklich State of the Art? Schön ist auch, dass alle Türen mit einem Handgriff ausgehängt werden können, praktischer ist allerdings, dass sich durch Umlegen der Rückbank eine Ladefläche ergibt.

"Kann der Heini nicht einkuppeln...?"

Wer Kübel fahren will, muss sich an einige weitere Eigentümlichkeiten gewöhnen. Da wäre z. B. der „Power-Hopp“, der beim 181 bis einschließlich Modelljahr 1971 auftritt, was im Zusammenhang mit dem Vorgelege der Portalachse steht. Wer sich nicht dem spöttischen Grinsen derer aussetzen will, die meinen, der Kübelheini könne nicht richtig einkuppeln, der sucht sich besser einen 181 ab 1972, der hat nämlich eine Doppelgelenkwellen-Hinterachse. Der rollt auch etwas leiser ab und fährt etwas schneller. Hat aber geringfügig weniger Bodenfreiheit, was sich im Gelände aber kaum bemerkbar macht!

Vorsicht ist auch bei Regen geboten. Durch den hohen Schwerpunkt und die Untersetzung an den Achsportalen kann es tatsächlich auch bei läppischen 44 PS vorkommen, dass der Kübel beim Herausbeschleunigen aus Kurven zu einem ausbrechenden Heck neigt! Kurz das Pedal lupfen, den eiernden Kübel einfangen und weiter geht's!

Die Entdeckung der Langsamkeit: Reisen im Kübel hat seinen eigenen Reiz!



Es sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wenn du bis dato Ferrari oder Porsche gefahren bist und dich darüber gefreut hast, dass du so viele Freunde hast, steige nicht auf einen 181 um. Wenn jetzt noch einer lächelt, dann vermutlich nur deswegen, weil du in dieser armseligen Kiste sitzt! Bewunderung wird dir höchstens dann zuteil, wenn der Senior an der Ecke meint sich daran erinnern zu können, dass er damals mit so einem Auto fast bis nach Moskau gekommen sei. Oweiah, vorzugsweise gleich weiterfahren!

Andererseits mit dem 181 beginnt eines der letzten Abenteuer unserer Zeit direkt vor der Haustür. Mit dem 181 auf Reisen zu gehen, grenzt ans Unbeschreibliche. Ich meine damit nicht, mit 95-105 km/h über die Bahn zu kriechen bis der Urlaubsort entnervt erreicht ist, sondern auf Nebenstraßen oder Feldwegen die Landschaft zu „erfahren“. Vom Ruhrgebiet an die holländische Küste braucht man über Nebenstraßen und Wirtschaftswege fast drei Tage! Oder ein Trip mit Zelt durch die Eifelwälder ist ebenfalls ein Erlebnis.

Das Ende naht!

Allerdings ist so ein Kübel in unserer hektischen Zeit vom Aussterben bedroht. Von den zwischen 1969 und 1979 produzierten 97.108 Typ 181 (Die in Mexiko produzierten Zivil-181 sind mitgerechnet!), sind dem VW Kübel-Klub Deutschland e. V. derzeit noch 1.267 bekannt. Es werden sicherlich noch ein paar mehr sein. Und man kann nur hoffen, dass die verbliebenen Kübel zwar rangenommen, aber nicht mehr als Billig-Cabrio missbraucht werden. Die steigende Zahl ansprechend restaurierter 181, die zuletzt auf Treffen immer häufiger auftauchten, lässt hoffen. Denn eines ist ja wohl klar. So ein Auto gibt es nie wieder. Hat da gerade jemand „Gottseidank“ gestöhnt...?



Text & Fotos: Thomas Ebeling

Vau-Max kompakt

Fahrzeugtyp: VW Typ 181 Mehrzweckfahrzeug

Erstzulassung: 21.2.1971

Karosserie: Blech, unverkleidet, Kunststoff-Kotflügel hinten

Räder & Reifen: 5,5 x 14 Stahl mit Goodyear 185 R14 M+S

Fahrwerk: vorn Drehstabfederung mit Teleskop-Dämpfern, hinten Portalachse mit Teleskop-Dämpfern

Motor: 1584 ccm Vierzylinder-Boxer

Leistung: 44 PS

Getriebe: Viergang, synchronisiert

Auspuff: zwei-Rohr durch die Heckstossstange geführt

Bremsen: Rundum hydraulische Trommeln

Innenraum: bis auf Drehzahlmesser original,

0-100 km/h: s

Vmax: 105 km/h

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2 Kommentare

  • Hector

    Hector

    die kiste rockt!! find ich cool! ....gerade weils so ein einfaches prinzip ist...
  • thomas1

    Thomas1

    Vau-Max.de bietet eben auch Minderheiten-Schutz! ;-)

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