40 Jahre VW Porsche 914

Mittelmotor, Klappscheinwerfer und heikle Strassenlage - das verkannte Genie aus gutem Haus

40 Jahre VW Porsche 914: Mittelmotor, Klappscheinwerfer und heikle Strassenlage - das verkannte Genie aus gutem Haus
Erstellt am 12. August 2009

Du sitzt mit dem Hintern fast auf dem Boden, hast erstaunlich viel Platz und Beinfreiheit und anstelle eines Profils scheint Klebstoff dein Auto auf dem Asphalt zu halten – allerdings nur bis zu einer bestimmten Grenze! Nach vorn geht’s ebenfalls ganz ordentlich! Und dennoch - ein geliebtes Kind war der VW-Porsche 914 nie. Im Grunde zu Unrecht!

Denn wenn es um Fahrdynamik geht, dann war der mit damals topmodernen Klappscheinwerfern ausgerüstete Zweisitzer beispielsweise einem Porsche 911 deutlich überlegen. Schließlich gab es da ja auch so etwas wie einen 914/6 oder auch den 916. Dann tobte hinter den Sitzen des Mittelmotor-Sportwagens nicht etwa ein Typ-4 Flachboxer, der sonst auch im 411/412 werkelte, oder auch im VW Bus T2, sondern ein waschechter Porsche 6-Zylinder aus dem 911 Und der hatte dann mit dem VW-Porsche leichtes Spiel.

Porsche-Gene inklusive!

Porsche-Fahrer interessiert sich für VW-Porsche-Fahrerin! Im wahren Leben juckte der VW-Porsche die 911er-Hardliner nur wenig!

Wer sich nicht mit der Frage abquälen wollte „Wie krieg ich da die Kerzen rein-und-raus?“, hatte eine für damalige Verhältnisse sensationelle Fahrmaschine im Haus. Einziges fahrdynamisches Manko: wenn denn mal der Haftbereich abriss, dann war Holland in Not. Denn den 914/916 fingst du dann nicht mehr ein. Aber, dieses Problem hatten damals andere Autos auch, nur fuhren die schon viel früher beschissen. Und die vergleichbaren 911er kämpften mit einer Neigung zum Übersteuern – speziell bei Lastwechseln. Unterm Strich deklassierte ein 914/6 jeden 911 T – was den Porsche-Freund auch nicht dazu bewog, einen VW-Porsche ins Herz zu schließen!

Wer rast, der rostet

Kühner Vergleich: VW-Porsche 914 1.7 (1970) neben einem Porsche 917 Kurzheck auf der Rennsprecke Spa-Franchorchamps

Zu seinen in die Wiege gelegten Talente zum gepflegten Rasen, kamen leider auch die zum ungehemmten Rosten nach niedersächsischer Hausmannsart. Der bei Karmann in Osnabrück gefertigte VW-Porsche 914 knisterte und knusperte sich von Stunde Null an durch sein eigenes Blech. So sehr, dass seine Fan-Gemeinde schon eine ziemliche ausgeprägte Leidensfähigkeit mitbringen musste – oder solide Schweißerkentnisse. Ausgerechnet der innovative Targabügel – oftmals schick mit schwarzem Vinyl verkleidet – erwies sich oft als letztlich tödlicher Rostherd. Dabei war die Idee des schnell zu öffnenden Targa-Dachs im Grunde genial.

Doch der Rost war nicht hauptverantwortlich für das gestörte Verhältnis zum VW-Porsche. Gerostet haben frühe 911/012 er auch! Die Gründe für den wahren Image-Knick sind andere. Vielleicht lag es an dem wenig schmeichelhaften Kosenamen „VoPo“ , der assoziativ an den Volkspolizisten „von drüben“ erinnerte. Vopo-Fahrer sagten so etwas jedenfalls nie zu ihrem Auto – das waren immer die anderen!

Das Imageproblem

Am Imageproblem ist diese junge Körper-Künstlerin völlig unschuldig, vielmehr bildet sie mit ihren Kurven einen reizvollen Gegensatz zum kantigen Design des Tapiro, der von Giorgetto Giugiaro (Ital Design) 1970 auf die Basis eines 914-6 geschneidert wurde.

1966 kamen Ferry Porsche und VW-Chef Heinrich Nordhoff überein, im Rahmen einer Kooperation den VW-Porsche zu bauen. Porsche freute sich über einen Entwicklungsauftrag von VW, der dem Unternehmen die Chance bot, die Modellpalette – nach unten – zu erweitern, und VW einen preiswerten Mittelmotorsportwagen ins Programm spülte. Eigentlich eine gute Idee! Doch das Zusammenspiel von VW-Großserientechnik und Porsche-Sportwagen-Manufaktur sollte elegant in die Hose gehen.

Das größte Problem des 914 waren vermutlich seine ersten zwei Buchstaben. Denn die Porsche-Gemeinschaft, aufgestiegen vom „käfernahen“ 356 zum 911, wurde beim VW-Porsche relativ uncharmant daran erinnert, wo die Wurzeln lagen. Hinzu kam, dass das Volkswagen-Programm jener Tage deutlich lahmte und in Sachen Image nur wenig Dynamik vermittelte! Und wenn dann der 914 noch mit den gleichen Radkappen ausgeliefert wurde, die auch ein Käfer 1300 oder ein Bulli spazieren wurden, dann ist das mit „unsexy“ wirklich noch wohlwollend beschrieben. Warum sich der VW-Kunde allerdings nicht wirklich mit einer Prise Porsche anfreunden konnte – vermutlich war er einfach nicht so weit!

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Die wahren Werte

Einer von zwei Exemplaren: dieser VW-Porsche 914-8 steht heute im Porsche-Museum



Wer sich von solchen Image-Mängeln abhalten ließ, mal einen VW-Porsche zu entern, der wird vermutlich gar nicht mitbekommen haben, dass im Interieur noch viel mehr VW-Anleihen zu finden waren. Warum auch nicht, an dem Willen einen volksnahen Sportwagen zu bauen, der unter dem Strich leichten Herzens zu bezahlen ist, ist prinzipiell ja auch nichts Schlechtes. Und wer sich von solchen Image-Überlegungen freimachen konnte und das Wagnis VW-Porsche einging, der musste sich alsbald mit der Frage befassen, wie man durch die kleine Service-Klappe zwischen Sitz und hinterer Kofferraumklappe nun an den Motor kommt. Vielleicht ist der Begriff „kleiner Service“ in jenen Tagen geboren worden – von einem VW-Porsche-Fahrer?

Als auf der Frankfurter IAA der VW-Porsche 914 am 11. September 1969 als erster serienmäßiger Mittelmotorsportwagen Deutschlands vorgestellt wurde, schien er ein echter Problemlöser zu sein. Ausgestattet mit einem 80 PS-Boxer sollte er Kunden des demnächst auslaufenden großen Karmann-Ghia typ 34 auffangen. Befeuert von einem 110 PS starken 2.0 l-6-Zylinder schien er der logische Einstieg hin zur Marke Porsche. Nur funktionierte diese Strategie des „Volks-Porsche!“ nie wirklich und so wurden die meisten der bis 1976 gebauten 115. 631 Exemplare auch in den USA vertrieben – allerdings wurde er dort als Porsche vermarktet.

Heute ein gesuchtes Liebhaberfahrzeug

Strenggenommen war der VW-Porsche ein Flop: für den ambitionierten 914-6 fanden sich gerade mal 3.338 Käufer, weshalb der rund 19.000 DM teure Sportwagen auch bereits 1972 wieder aus dem Programm flog. An seine Stelle trat ein Zweiliter-Vierzylinder mit 100 PS (der Motor landete nicht selten in T2-Bussen!), während der 12.000 DM teure 914 für das Modelljahr 1974 einen auf 85 PS erstarkten 1.8-l-Boxer erhielt. Gesucht sind sie heute alle, der 914-6 ganz besonders. Traumpreise werden heute vor allem aber für einen 916 gezahlt. Ausgestattet mit einem 2341 cm³ großen 6-Zylinder-Boxermotor, erreichte der 190 PS starke Zweisitzer eine Vmax von 230 km/h. Der 916 war das Basismodell für den Motorsport und sah mit seinen ausgestellten Kotflügeln deutlich aggressiver aus. Und dann gab es da noch einen 914/8, ausgestattet mit straßentauglichem Rennmotor, dessen Wurzeln zurückreichen auf den 904/906. Dieses Modell entstand allerdngs nur zweimal. Eines dieser 300 PS-Geschosse bekam Ferry Porsche 1969 zum 60. Geburtstag. Ein Image-Problem dürfte er damit nicht gehabt haben!

Webtipps

www.914-club.de

www.914-6-ig.de

www.914-6-club.de

www.914freunde.de/

www.914-piloten.de

www.vw-porsche-914-club-westfalen.de

www.914siegerland.de

http://www.914-sport-ig.de

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