Was gibt es feineres, als ein Sechs-Gänge-Menü aufgetischt zu bekommen? Serviert inmitten kulinarisch hochwertiger Atmosphäre kredenzt man in einem preisgekröntem Restaurant von der Vorspeise bis hin zum Dessert köstliche Gaumenfreuden, die Besucher in Verzückung bringen.

Im Video: Der Golf 2 Snycro von Oliver

Keine Kompromisse: Der Fund des Basisfahrzeugs war ein richtiger Glücksfall 

Ans Essen denkt Oliver Mengel beim Thema „Sechs Gänge“ bestimmt als Letztes. Und statt sich auf der kulinarischen Geschmacksleiter von kleinem zu großem Höhepunkt vorzuarbeiten, bevorzugt der VW-Fan in allen Durchgängen das Hauptgericht. Ganz egal, in welcher Schaltstufe sich die Getriebebox seines extrem umgebauten 1988er VW Golf 2 befindet, es wird stets maximal „durchgezündet“.

Sleeper: Dem weißen Golf sieht man die Leistung nicht an

Das war freilich nicht immer der Fall. Als Oliver die Basis vor neun Jahren im Raum Hannover aufgabelte, ging es ihm hauptsächlich um wenige Merkmale: „Es musste ein weißer Syncro als Dreitürer ohne Schiebedach sein“. Also die berühmte „Nadel im Heuhaufen“. Doch der Wunsch ging in Erfüllung, war aber an weitere „Gratis-Dreingaben“ geknüpft, wie der Besitzer anmerkt: „Restaurationsbedürftig, mit viel Rost und wenig Ausstattung“

Alter Verwalter: "Rückbau" auf 3.0 Liter und fetter Turbo als Krönung begeistern

52 Bilder Fotostrecke | Sechs-Gänge-Menü: VW Golf 2 Syncro mit R30 Turbo und bis zu 1.000 PS #01 #02 Der Blick aufs Ergebnis begeistert: Statt des originalen Vierzylinders „pocht“ jetzt ein aufgeladenes Sechszylinder-Aggregat unter der Haube, das mit einer VR6-Kurbelwelle versehen wurde – sprich, der berühmte R30-Turbo. Außer dem Grundgerüst blieb allerdings nichts mehr beim Alten. Mit JE-Kolben, H-Schaft-Pleueln von Integrated und einem gereinigten und bearbeiteten Kopf, mit gebohrtem Block, gehont, geschliffen und mit hochfesten Schrauben versehen – die Liste ist extrem lang - wurde der Sechzylinder auf seine neue Aufgabe vorbereitet:

Von nix kommt nix

Mittels Garrett GT4202R Turbolader und ladedruckabhängig bis zu 1.000 PS standfest abzuliefern. Getankt wird Sprit mit 102 Oktan, der wiederum mittels drei Benzinpumpen (Catchtank inklusive) in die Brennräume befördert wird. Was davon übrig bleibt, bläst eine über der Hinterachse verlaufende Auspuffanlage mit 89 Millimetern Durchmesser geräuschvoll ins Freie. Zwei 44mm Tial Wastegate-Ventile tragen ihr Übriges zur beliebten Turbo-Akustik bei.

Dieser Golf hat die Kraft der vier Räder

Bei soviel „Wumms“ musste ein 4-Motion-Antriebsstrang her, der dem Ansturm von so vielen Newtonmetern gewachsen ist, jedoch aktuell mit einer Syncro-Kardanwelle in Kombination mit den großen Gelenken, wie Oliver sagt. Dabei kann zwischen Vorderrad- und Allradantrieb umgeschaltet werden. Haldex-Steuerung und Antriebswellen stammen von Don Octane. Die Steuerung kann manuell geregelt werden, was beim Betrieb auf der Viertelmeile von Vorteil ist, oder für den Straßenbetrieb ladedruckabhängig. Motor und Getriebe entstanden in Zusammenarbeit mit Don Octane.

Das Weiss ist heiss

Was die Äußerlichkeiten angeht, ist dieser Golf alles andere als ein typischer Vertreter der auffälligen Fraktion. In schlichtem Weiß lackiert und mit 205/50er Toyo Reifen auf schwarz lackierten 15-Zoll-Felgen von Audi sind ihm die Schlagworte „Tyrestretch“ und „Fitment“ genauso fremd wie das panische Abbremsen vor Schlaglöchern, da das KW Gewindefahrwerk auf eine alltagstaugliche Höhe justiert ist.

Wie im Nobel-Restaurant: Die Plätze sind begrenzt

Riskiert man einen Blick durch die Seitenscheiben, fällt sofort jede Menge nacktes Blech im gestrippten Innenraum auf. Der Kenner erblickt den 300-km/h-Tacho und jede Menge interessante Elektronik. Wie in jedem guten Restaurant sind die Plätze für das Sechs-Gänge-Menü auch hier schnell vergriffen: Der Golf verfügt über zwei Sitze, neben dem „Chefkoch“ kann hier also maximal ein Gast an den Freuden der enormen Beschleunigung und Leistungsexplosion teilnehmen. Dafür gibt es hier weder Süppchen noch Croutons, sondern sechs Mal Dry-Aged Beef medium rare – um es in der Sprache der Steak-Esser auszudrücken. Und dieses Menü mundet allemal.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf 2 GT Syncro


Baujahr: 1988


Motor: Basis 3,2 Liter R32-Triebwerk (Kennbuchstabe BFH), umgebaut auf 3.0 Liter Hubraum, Garrett GT4202R Turbolader, VR6-Kurbelwelle, BTS-Ansaugbrücke, 90mm Drosselklappe, Kopf gereinigt, gebohrt (Übermaß), gehont und plan geschliffen, verstellbare Kettenräder, komplettes Dash-Kraftstoffsystem ab Catchtank mit drei Benzinpumpen, JE-Kolben mit verstärkten Kolbenbolzen, H-Schaft-Pleuel von Integrated mit ARP-Schrauben, hochfeste Schrauben an Kopf und Rumpf, 2x Tial 44mm Wastegate, P-Motorsports Rohrkrümmer, Abgasanlage mit 89mm Durchmesser, frei programmierbare ECU481 Motorsteuerung, je nach Ladedruck bis zu 1.000 PS standfest


Getriebe: 6-Gang Dog Ring Getriebe (02Q) mit 4-Gang-Abstützung, Haldex-Steuerung und Antriebswellen von Don Octane, RCS200 Mehrscheibenkupplung mit gefrästem Schwungrad (organisch und gesintert)


Fahrwerk: KW Gewindefahrwerk V1


Räder: Audi A3 Schmiedefelgen in 6x15 ET38,


Reifen: Toyo in 205/50 R15


Bremsen: VR6


Karosserie: entkernt, teilweise gestrahlt und geschweißt, konserviert, Dichtnähte erneuert, Neulackierung in Weiss


Innenraum: leergeräumt ,Recaro Sitze, Heigo Käfig mit Verstellung