Mehr Benz geht nicht! Extrem-Tuning am W108

1969er S-Klasse als Bad-Benz

Mehr Benz geht nicht! Extrem-Tuning am W108: 1969er S-Klasse als Bad-Benz
Erstellt am 11. April 2019

Das Projekt und sein Macher, Mike Ngo, seines Zeichens Inhaber des im US-Staat North Carolina beheimateten Autoveredlers Eurowise sind für den Extrem-Umbau verantwortlich. Hier ist wirklich Großes entstanden und auf seine Art etwas Großartiges geglückt. Mögen auch die Freunde der reinen Originalität den heftigen W108-Umbau womöglich als No-Go ansehen, so besteht für alle anderen kein Anlaß zum Fremdschämen. Wer das extremes Tuning von Heritage-Automobilen mag, der wird diesen Stern vermutlich lieben können.

Freie Bahn für einen freien Geist

Bei Eurowise sind schon viele sehenswerte Projekte auf vier Rädern entstanden. Wenn Kunden mit eher unklaren Vorstellungen, größerem Budget und einem „Mach einfach mal" in Mikes Werkstatt kommen, ist es ihm nicht unlieb. Quasi mit einem Freibrief ausgestattet, macht er sich dann ans Werk. So verhielt es sich auch mit dem W108-Umbau. Ein ganz gut betuchter Kunde wollte ein besonderes Fahrzeug ohne nähere Spezifikationen für seine Sammlung. Mit Erfüllung des Wunsches wurde Mike, der hier ganz nach seinem Gutdünken schalten, walten und bauen durfte, beauftragt.

Als Autoliebhaber ist Mike ein großer Bewunderer der W108-Karosserie. „Einfach chic, nobel und zeitlos schön“, befindet er das Styling dieser Mercedes-Benz Oberklasse-Modelle. Wie es wohl wäre, den Mercedes-Klassiker mit US-Hot-Rod-Style zu vermählen? Gefragt! Gesagt. Gejagt, denn sofort machte sich Mike auf die Suche nach einem passenden Objekt.

Ein Top-Oldtimer wird dem Projekt geopfert

Einen W108 haben zu wollen, ist eine Sache. Ein gut erhaltenes Exemplar zu finden, eine andere. Mike benötigte einige Wochen, um eine geeignete Basis für den Umbau ausfindig zu machen. Fündig wurde er bei einem älteren Herrn in Pennsylvania. Dieser hatte einen Mercedes-Benz 280 S Baujahr 1969 zu verkaufen - und zwar aus Erstbesitz und in einem Topzustand.

Verflext noch mal

Nachdem der frisch erworbene Stern seine letzte Fahrt im Originalzustand von Pennsylvania nach North Carolina zu Eurowise absolvierte, konnten Mikes Pläne endlich Gestalt annehmen. Mercedes im Hot-Rod-Style lautete das erklärte Ziel. Dafür musste das Dach gechoppt und folglich die A-B-C-Säulen gekürzt werden. Des Weiteren wurde ein zweiter W108 besorgt - als Teilespender für die Dachverkleidung. Mit Dichtungen, Zierleisten, Seitenfenster und Heckscheibe hatte das Eurowise-Team keine Probleme. Aber die Windschutzscheibe wurde zur Hürde. Am Ende brauchte es vier verschiedene Exemplare, bis man die Front der Kabine ordentlich verglast hatte.

Selbstmördertüren für den Killer-Look

Mit dem Top-Chop und dem Cleanen der Karosserie machte Eurowise schon mal einen Top-Job und hatte die halbe Miete für den Wow-Faktor der Karosserie eingetütet. Um den Killer-Look zu vervollkommnen, entschloss sich Mike, den Benz mit Selbstmördertüren auszustatten. Dies gestaltete sich allerdings etwas kniffelig, weil an der Rückseite der hinteren Türen spezielle Scharniere erforderlich sind und vorn ein neuer Verriegelungsmechanismus installiert werden musste.

Neues W108-Gesicht

Die originalen Scheinwerfer des W108 wurden mit Quad-Projektorscheinwerfern nachgerüstet, um die Lichtqualität auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Die bemerkenswerteste Neuerung der Frontmimik besteht aus einem in der Breite verlängertem BMW-Alpina-E38-Frontspoiler, der in seiner unteren Mitte mit mehreren Löchern versehen wurde. Sie ermöglichen es, einem mächtigen Ölkühler frischen Fahrtwind zuzuführen. Ins Auge fällt natürlich auch sofort der große Ladeluftkühler, der dort stationiert ist, wo vorher der typische Mercedes-Benz-Grill war.

Hammerkammer: der Motorraum

Haben wir schon erwähnt, dass es dem Benz an einer Motorhaube mangelt? Das ist eigentlich ganz gut so, denn ein Deckel hätte in diesem Falle nur die unerwünschte Funktion, die Sicht zu verbauen. So etwas kann man hier nicht brauchen. Der Verzicht auf den Motordeckel bedeutet nämlich keinen Verlust, sondern einen ansehnlichen Gewinn an Aggregat-Ästhetik der außergewöhnlichen Art. Als Quelle der Kraft wirkt in dem W108 ein mit Heavy-Duty-Parts bestückter 5,3-Liter-LS -Chevrolet-V8, der von einem riesigen Borg-Warner-S366-Turbolader beatmet wird. Geschätzte Leistung des Ensembles: ca. 650 PS. Als Schaltzentrale fungiert übrigens ein 6-Gang-T56 Borg-Warner-Getriebe.

„Zeitlows“: Mercedes W108 mit Airride

Die Höhen und Tiefen des Hot-Rod-Benz werden von einem Luftfahrwerk aus dem Hause Air-Lift-Performance gesteuert. Aber nicht nur das Standing wurde verbessert. Kommt der Mercedes auf seinen chromblitzenden 18-Zöllern in Fahrt, dann lässt er sich von einer modernen Bremsanlage (Wilwood-Hauptbremszylinder, Acht-Kolben-Brembo-Bremsanlage mit 380-mm-Scheiben vorn und Vier-Kolben-Brembo-Bremsenlage hinten) zügeln.

Alles anders - auch im Innenraum

Da sich der Innenraum des W108 in einem perfekten Zustand befand, hätte man hier eigentlich nicht Hand anlegen müssen. So wie es war, war es nämlich wirklich gut. Indes strebte Mike auch für diesen Ort Veränderungen an. Den neuen Bezügen, die aus einem Nappa/Veloursleder-Materialmix bestehen, verleiht eine Hexagon-Steppung mehr Ansehnlichkeit. Das Armaturenbrett ist mit Carbon veredelt. Das Tacho-Cockpit beheimatet eine Uhrensammlung im Ferrari-458-Look. Neu an Bord ist ferner ein AMG-C63-Lenkrad. Noch vieles, was sich in und an dem 69er Mercedes-Benz 280 S verändert hat, wäre wohl eine Erwähnung wert. Am Ende muss der Autor für seine Berichterstattung aber Prioritäten setzen. Denn es es hat sich einfach zu viel getan, als dass man alles und jedes an und in diesem Projekt angemessen in Textform würdigen könnte. Daher lautet unser Tipp: Klickt durch die Bildergalerie mit vielen tollen Fotos und zieht euch den gierigen Eurowise-Benz in aller Ruhe mal rein. Bitte Taschentuch bereithalten, denn da tropft das Äuglein vor Freude.

(Bilder: Mike Ngo/Eurowise/Mike Kuhn) Autor: Mathias Ebeling

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