Die Zicke: Golf 1 G60-Umbau vom Perfektionisten

Wie ein VW Golf zum Diva-Projekt wurde.

Die Zicke: Golf 1 G60-Umbau vom Perfektionisten: Wie ein VW Golf zum Diva-Projekt wurde.
Erstellt am 25. Juli 2013

Das hätte sich dieser Golf 1 auch nicht träumen lassen, als er 1983 im Volkswagenwerk recht unspektakulär vom Band lief: Mit 200 PS, G-Lader und Porsche-Felgen zieht er heute die Aufmerksamkeit wie ein Magnet auf sich. Wie ein Superstar lockt er auf Treffen die neugierigen Besucher an, schart Tuning-Fans um sich. Und wie ein Superstar verhält er sich auch, der Einser von Stefan Aschenbrenner.

Ein Schnäppchen war der Golf nur zu Beginn der Beziehung

Zickig bis in den letzten Winkel der kantigen Karosserie, so ist der Eindruck des Besitzers über sein Auto. 2007 für 600 Euro „Ablösesumme“ und einen Kasten Bier preiswert erworben, hat der gelernte KFZ-Mechaniker und KVP-Trainer das Vielfache seiner ursprünglichen Investition in seinen Golf 1 gepumpt, um eine bühnenreife Vorstellung aufs Parkett zu legen.

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Unzählige Male hat ihn die Diva während der Umbaudauer geohrfeigt, ihn sitzen lassen. Er liebte sie und er hasste sie. Und kehrte doch immer wieder zu ihr zurück. Zurück in die Schrauberhöhle, um ihr einen neuen Satz Dichtungen zu verpassen. Oder eine neue Nockenwelle. Oder mal wieder einen neuen Kabelbaum, weil der alte rumzickte.

Finger und Metall blank geschliffen

Dabei war am Golf schon so gut wie alles verändert worden, was nur irgendwie ging. Bis aufs blanke Blech hatte Stefan den Neuzugang zerlegt, hatte in Eigenarbeit geschweißt und geflickt, sandgestrahlt, gefüllert und geschliffen bis die Fingerkuppen nur noch aus Hansaplast bestanden. Aus dem Motorraum flog alles raus, was nicht unbedingt nötig war.

Die Batterie wanderte in den Kofferraum, ebenso der Spritzwasserbehälter. Die Spritzwand wurde ersatzlos gestrichen. „Akuter Rostbefall, leider kein Ersatz mehr aufzutreiben“, grinst Stefan schelmisch. Die Fahrgestellnummer schlug eine Fachwerkstatt auf die Innenseite des rechten Seitenschwellers um, offiziell bestätigt und beurkundet.

Schlachtfest am G60-Corrado

Stefan hatte eine größere Schönheits-OP mit seiner divenhaften Zicke vor. Aus einem eigens herangeschafften Spender-Corrado entnahm er G60-Aggregat samt Anbauteilen. Mit Bohrmaschine und Drahtbüstenaufsatz schrubbte er Block und Kopf metallisch blank. Der Zylinderkopf wurde maximal bearbeitet, Stichwort Ventilsitze und konische Ventilführungen. Auslassseitig verbaute, 36mm große Ventile kümmern sich um den raschen Abtransport der Gase. Eine 276° Schrick-Nockenwelle spielt mit den Steuerzeiten das Lied vom Ladertod.

Knall auf Fall war der G-Lader hin

Dazu kam es nämlich während einer der Testphasen. Ein knallendes Geräusch, und hin war der Rotationsverdichter. Bei Golf1.info Forenmitglied „Rocky“ war wie so oft in all den Jahren kompetente Hilfe in Sicht. Dem Block gönnte Stefan RS2-Lagerschalen. Die Ansaugbrücke wurde aufgeschnitten, extremst aufgeweitet und wieder verschweißt. Dank 68er Laderrad und entsprechender Abstimmung bringt der gemachte G60 200 PS mit in diese nervenaufreibende Beziehung.

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Als starken Kontrast zur Neulackierung in Standox Reinweiß wählte Stefan hochglänzendes Schwarz für Motor- und Anbauteile. Und zwar nicht nur an den großen Flächen, Kumpel und Lackierer Martin schwang die Spritzpistole unzählige Male, immer wieder lieferte Stefan neue Komponenten an, die allesamt geschliffen, grundiert und gefüllert werden mussten. Dank dem perfekten Finish sieht es im Motorraum nun so aus, als hätte jemand einen Eimer frische Farbe ausgekippt.

Extreme Kontraste im Motorraum

Damit nicht etwa störender Kabelsalat das Auge des Betrachters verwirren würde, verlängerte und versteckte Stefan den Kabelbaum hinter dem linken Koflügel. Die dadurch eingeschlichenen Fehlerquellen hielten den 34jährigen immer wieder auf Trab und verzögerten die Fertigstellung des Projekts.

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Manchmal war er kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen, so sehr ärgerte ihn seine Zicke. Dann schlief er ein paar Nächte und fand eine Lösung für jedes Problem. So geschehen mit der gecleanten Heizung. Aus einem Sportluftfilter, einem elektrischen Zuheizer und Rohrmaterial aus dem Baumarkt konstruierte er eine TÜV-konforme Maßnahme mit Frischluftzufuhr von außen.

Im Innenraum geht es recht nostalgisch zu. Eine originale, retro-braune Innenausstattung mitsamt farblich passendem Teppich trieb Stefan in brauchbarem Zustand auf und unterzog alles einer gründlichen Reinigung. Jetzt glänzt das „Wohnzimmer“ wieder fast wie neu. Das Lenkrad schenkte ihm sein Vermieter, es stammt ursprünglich aus einem Scirocco TS.

Der Erbauer schlägt zurück

Wenn man sich das Gesamtergebnis so anschaut, den Rückbau auf kleine Stoßstangen mit Post-Golf Rückleuchten, die Porsche Telefonfelgen in 7x16 mit einer Einpreßtiefe von 65mm, die mit 195/40er Dunlops bereift und über Lochkreisadaptern an der G60-Bremse und dem Formel K Gewindefahrwerk hängen, dann mag man kaum glauben dass die Beziehung zwischen Mensch und Maschine derart leidenschaftlich und extrem gewesen sein kann wie im Fall von Stefan und seiner Zicke.

Doch nicht zuletzt der Volksmund beliebt zu sagen „Was sich liebt, das neckt sich“. Daran denkt Stefan auch immer wieder, wenn er den rechten Fuß mal etwas schneller fallen läßt und seine Zicke die schwarzen Striche um Gnade winselnd auf den Asphalt radieren muss...



Fotos & Text: Igor Vucinic

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Golf 1

Baujahr: 1983

Motor: Umbau auf 1.8 Liter „PG“ Block mit maximaler Kopfbearbeitung, RS Laderbearbeitung, 68er Laderrad, Chip, Drosselklappe bearbeitet (55mm Stauscheibe, Bypassgehäuse maximal aufgespindelt), Ansaugbrücke aufgeweitet, 10-Reihen Ölkühler, 276er Schrick-Nockenwelle, erleichterter Schwung, Sprinter-Ladeluftkühler, 4bar-Benzindruckregler, Motorraum gecleant, Spritzwand entfernt, sämtliche Sicken/Löcher/Laschen beseitigt, Batterie und Spritzwasserbehälter im Kofferraum, Kabelbaum verlängert und hinter dem linken Radlauf verlegt, Motorsteuergerät im Innenraum, Heizung entfernt, Motor sowie sämtliche Anbauteile in hochglänzendem Schwarz lackiert, ca. 200 PS

Auspuff: Powersprint-Fächerkrümmer, Metallkat und Edelstahl-Komplettauspuffanlage

Kraftübertragung: Sachs Power Clutch, FF-Dieselgetriebe

Räder: 7x16 ET65 Porsche Telefonfelgen, aufbereitet und glanzschwarz lackiert, mit 35/45mm Lochkreisadaptern

Reifen: Dunlop SP9000 in 195/40 R16

Bremsen: G60

Fahrwerk: Achsteile vom GTI, Formel K Gewindefahrwerk, GTI Stabi, Domstrebe vorn

Karosserie: Kotflügel gebördelt, Heckklappe clean, Umbau auf Oldschool-Heckansicht mit kleinen Postgolf-Rückleuchten, schwarze Fadenkreuz-Scheinwerfer, Neulackierung in Standox Reinweiss

Innenraum: braune Innenausstattung restauriert und gereinigt, VDO Zusatzinstrumente, Scirocco TS Lenkrad

Dank an: Alle meine Freunde, die mich unterstützt haben, Rocky von der Firma R-R-T.com

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1 Kommentar

  • www.VW-Skoda.de

    Www.VW-Skoda.de

    Sehr schöner Golf I , ich hätte bei den Bildern gern eins von der "Heizungskonstruktion" gesehen.

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