Man kennt das ja: Ein getunter Golf 1, schön tief und mit schicken Felgen ausgestattet. Unter der Haube steckt oft ein hochpotenter Motor. Beliebt ist der klassische Umbau auf Weber-Vergaser, gern hält auch mal ein 1,8T Einzug. Oder – ganz oldschool – ein G60. Viele Besitzer erlauben sich als i-Tüpfelchen einen Spaß und verpassen dem Kühlergrill ein „Diesel“-Emblem. Spätestens, wenn der Zündschlüssel das Triebwerk zum Erwachen bringt, ist die Illusion dahin.

VW Golf GTD: Hier ist alles echt, was nach Diesel aussieht

Nicht so beim VW Golf 1 von Michael Joldersma. Hier gibt es keinen „Etikettenschwindel“. Drin ist, was drauf steht. In diesem Fall ein GTD-Motor. 1,6 Liter Hubraum, 70 PS stark. In hochmodernen und von zahlreichen Abgasskandalen durchsetzten Zeiten ist der original rußende und kernige Selbstzünder-Golf aus den Niederlanden eine willkommene Abwechslung.

Re-Import: Von Holland nach Deutschland verkauft und wieder zurückgeholt

Michael, der seine Brötchen als Autohändler verdient, kaufte den Golf im vergangenen Februar aus Deutschland. Ursprünglich stammt der GTD nämlich aus den Niederlanden, wie der stolze Besitzer erzählt. „Vor über zwei Jahren hat ihn dann ein Mann aus Deutschland gekauft und exportiert. Dort stand er allerdings meistens nur ungenutzt herum. Von dem Besitzer habe ich dann einen Einser GTI und wenige Tage später den GTD gekauft.“

Gute Vorbereitung ist das halbe Leben

27 Bilder Fotostrecke | 3F-Zeitmaschine mit Turbodiesel: 1983er VW Golf 1 GTD dezent veredelt #01 #02 In Sachen Tuning hat der damalige Erstbesitzer bereits vorgelegt und dem kantigen Wolfsburger ein Gewindefahrwerk spendiert. So – und mit Gotti-Felgen ausgerüstet – gelangte er schließlich auch in Michaels Besitz. Der verbaute einen Satz verstellbarer Domlager und konnte so noch ein wenig „Feintuning“ in Sachen Fahrzeughöhe betreiben.

Zeitlose Klassiker: Die wunderschönen BBS-Felgen passten unters Originalblech des Einsers

Bei der Felgenpoliererei Gescher fand man ein offenes Ohr für den Felgenwunsch des Niederländers. In Zahlen ausgedrückt, drehen sich aufbereitete BBS RF Felgen in 6x17 Zoll an der Vorderachse, wo sie von 165/35er Reifen „geschultert“ werden. An der Hinterachse gab´s ein halbes Zoll mehr in der Breite und 185/35er Bereifung. Die Karosserie verblieb im Originalzustand, ebenso wie der Innenraum. Klassiker erhält man am besten dadurch am Leben, indem man nicht allzu viel daran verändert. Insofern bekommt das Thema „3F“ hier eine eigene Interpretation: Felgen, Fahrwerk, Fertig. Mal ausnahmsweise nicht am Neuwagen.

Super: Der Einser sprintet akustisch dominant voran

Angesichts der Leistungsausbeute, die man damals durch den Einsatz eines Turbolader aus einem 1,6 Liter Diesel kitzelte, mag manch einer schmunzeln: Aktuell leistet ein Golf 7 GTD 184 PS aus zwei Litern Hubraum. Ein Ende ist nicht in Sicht. Aber knapp 70 PS können in unserer hektischen Zeit auch prima entschleunigen. Fernab jeglicher Rußfilter- und Feinstaubdiskussionen. Und wenn der 1983er Golf Turbo Diesel gemütlich dem Sonnenuntergang entgegen nagelt, akustisch durch den Supersprint-Auspuff verstärkt, dann fühlt Michael sich wie in seiner ganz persönlichen Zeitmaschine.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf 1 GTD

Baujahr: 1983

Motor: 1,6 Liter Turbodiesel, 70 PS, original, Supersprint Auspuff

Getriebe: Serie

Fahrwerk: Gewindefahrwerk mit verstelbaren Domlagern

Räder: BBS „RF“, durch Felgenpoliererei Gescher aufbereitet, an der Vorderachse in 6x17, hinten in 6,5x17 Zoll

Reifen: Nankang in 165/35 R17 an der Vorderachse und 185/35 R17 an der Hinterachse

Bremsen: Serie

Karosserie: Originalzustand, Originallack in LA6U Caprigrün-metallic

Innenraum: Serie