Weniger Staus durch Corona

So änderte sich das Stauaufkommen 2020

Weniger Staus durch Corona: So änderte sich das Stauaufkommen 2020
Erstellt am 14. Januar 2021

Der Navigationsdienstleister TomTom hat mit seinem Traffic Index den Verkehr in 600 Städten weltweit untersucht und dabei auch in Deutschland erhebliche Veränderungen in der Mobilität festgestellt.

„Ja, wir sind die Stauer, wir stehen auf Stau, wir finden jeden Stau eine Schau“, trällerte Blödelbarde Mike Krüger im Jahr 1978. Im Liedertext freuen sich die Stau-Fans über die Versorgung mit Gulaschkanonen und kommen zu dem Schluss: „Ja, wenn man so was seh'n will, dann darf man nicht sparen. Dann muss man samstags fahr'n, wenn alle fahr'n!“. Das war vor über 40 Jahren. Heutzutage vergeht kein Tag, an dem nicht eine lange Blechlawine die Verkehrsadern verstopft.

Doch 2020 war alles anders. Ein winzig kleiner Virus hat weite Teile Deutschlands lahmgelegt. Auch den Verkehr. Das hat jeder in den vergangenen neun Monaten gemerkt. Der Navigationsdienstleister TomTom hat das Verkehrsgeschehen in 57 Ländern sowie 416 Städten, davon 26 in Deutschland beobachtet und kommt zu einem klaren Ergebnis: „Letztes Jahr haben wir bekannt gegeben, dass das globale Stau-Niveau zum neunten Mal in Folge gestiegen ist. Im Jahr 2020 sehen wir ein völlig anderes Bild. Durch Lockdowns bis hin zu geschlossenen Grenzen hat sich die Mobilität der Menschen grundlegend verändert – und zwar sehr schnell“, sagt Ralf-Peter Schäfer, Vice President of Traffic and Travel Information bei TomTom.

Die Zahlen belegen diese Aussage. Aufgrund des Verkehrs hatten die Autofahrer im Jahr 2020 weltweit mit rund einem Fünftel weniger Zeitverlust zu kämpfen. Dementsprechend ging das Stau-Niveau in 387 Städten zurück (im Vergleich zu 63 Städten in 2019) und nahm nur in 13 Städten zu. Wenn man sich das Stau-Niveau in Deutschland genauer anschaut, erkennt man auch da einen Rückgang des Staus. Der Lockdown wirkt sich voll aus. In den Monaten März, April und Mai sowie im November und Dezember lag das Stau-Niveau im vergangenen Jahr in allen untersuchten Städten in Deutschland unter dem Wert aus dem Jahr 2019. Vor allem währen der Rush-Hour morgens und abends geht es während der Corona-Pandemie auf den urbanen Straßen schneller voran.

Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Städten durchaus Unterschiede: In Düsseldorf verlieren die Pendler morgens um 16 Prozent weniger Zeit, während es in Stuttgart nur zehn Prozent sind. Bei der Stautabelle weisen die bundesdeutschen Metropolen durchaus unterschiedliche Werte. Während in Bonn und Bremen der Rückgang acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreswert beträgt, verzeichnen Leipzig, Bielefeld und Wuppertal lediglich einen Rückgang um ein Prozent. Berlin schneidet mit zwei Prozent nur unwesentlich besser ab, hatte aber nur 20 Tage, an denen die Verkehrslage schlecht war und schlägt damit München mit 44 Tagen. Spitzenreiter in dieser Kategorie ist übrigens Bremen mit 93 Tagen. In Berlin ist das Stau-Niveau im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gesunken und liegt nun bei durchschnittlich 30 Prozent. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Zahl der zugelassenen Pkw im Stadtgebiet um 10.643 Pkw auf 1.221.433 Autos gestiegen ist.

So weit zu den Städten. Wie schaut es eigentlich auf den Autobahnen aus? Da bestätigt sich das Bild aus den Ballungsräumen. Ein Gradmesser sind immer die Sommerferien. Jeder kennt die Bilder der in der Sonne glitzernden Karosserien, die gen Süden schleichen. An den 13 Wochenenden der Sommerferien (19.6. bis 13.9. , jeweils Freitag bis Sonntag) gab es auf Deutschlands Autobahnen laut dem ADAC insgesamt 58.442 Staus und damit um drei Prozent weniger als 2019 (60.057). Allerdings umfasste die Ferienzeit im Jahr 2019 nur zwölf Wochenenden. Das bedeutet, dass der Rückgang im Endeffekt noch größer ist. Das wird bei der Gesamtlänge der Staus noch deutlicher, die um ein Viertel zurückgegangen ist: In diesem Jahr war die Blechschlange 98.357 Kilometer lang, im Vorjahr waren noch 131.771 Kilometer – wohlgemerkt mit einem Wochenende weniger.

Schaut man sich die Gesamtlänge der Staus an, wurde im Februar ein erster Tiefpunkt erreicht. Auch der zweite Lockdown hat identische Folgen. Laut der ADAC-Staustatistik gab es im November 2020 fast 50 Prozent weniger Staus auf den NRW-Autobahnen als im Vorjahr: Im November standen die Autofahrer in 12.823 Staus, im Vorjahreszeitraum waren es noch 25.112 Mal. Die Gesamt-Staulänge (11.956 Kilometer) und die Staudauer (5.551 Stunden) lagen sogar 74 beziehungsweise. 65 Prozent unter den Werten des Vorjahres (45.385 km/15.868 h). Auch im neuen Jahr sind die Straßen nicht so voll wie noch im Jahr 2019. Der ACE vermeldet: Der anhaltende Lockdown bremst den Straßenverkehr im ganzen Bundesgebiet merklich.

Wolfgang Gomoll; press-inform

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