Mehr Geld für Verbenner - VW am Scheideweg?

Volkswagen pusht weiter massiv die Elektromobilität, verkündet aber gleichzeitig hohe Investitionen in die Verbrenner-Entwicklung

Mehr Geld für Verbenner - VW am Scheideweg?: Volkswagen pusht weiter massiv die Elektromobilität, verkündet aber gleichzeitig hohe Investitionen in die Verbrenner-Entwicklung
Erstellt am 9. Juni 2024

Volkswagen beschreitet als Konzern wie auch als Marke weiterhin unbeirrt den Weg zur Elektromobilität. Nun machte die Konzernmarke ELLI den nächsten Schritt und verkündete gleich drei große Neuigkeiten. Neben der zweiten Generation der smarten Wallbox „Charger II“ sticht hier vor allem der Einstieg in das Großspeichergeschäft sowie die Kooperation mit dem Solarmodulanbieter Otovo ins Auge. Zusammen mit den bereits verkündeten eigenen Stromtarifen wird Volkswagen so zum Stromanbieter, um den Elektrokunden eine umfassendes Komplettpaket zu bieten. Quasi gleichzeitig verkündet aber der Finanzchef Arno Antlitz andernorts hohe zweistellige Milliarden-Investitionen in die Weiterentwicklung der Verbrennermotoren, um sie wettbewerbsfähig zu halten. Was denn nun?

VW gibt weiter Vollstrom!

Im Rahmen eines aufwendigen Events in Berlin hat Volkswagen seine weiteren Pläne für die Förderung der Elektromobilität bekannt gegeben. Für den Endverbraucher präsentierte man den „Elli Charger II“, eine intelligente Wallbox. Die neue Wallbox wurde mit einem Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden aus den 28 Elli Märkten in Europa entwickelt. Neben der Senkung der Ladekosten ist die Ladeleistung ein entscheidender Kaufgrund. So wurde das neue Produkt mit einem breiten Leistungsspektrum ausgestattet, um regionalen Unterschieden in den Hausanschlüssen gerecht zu werden. Den Elli Charger 2 wird es in vier Ausstattungsvarianten geben und er ist mit jedem Elektrofahrzeug nutzbar, das mit einem Typ-2-Ladeanschluss ausgestattet ist. Dank der neuen Metering-Funktion – auch eichrechtskonform möglich - und der damit verbundenen Kostentransparenz sowie des neuen Lademanagements ist der neue Elli Charger nicht nur im privaten, sondern auch im teilöffentlichen sowie öffentlichen Bereich einsetzbar.

Giovanni Palazzo, CEO Elli und SVP Volkswagen Group Charging & Energy, merkt an: „Der Charger II lädt, wenn Sonnenenergie zur Verfügung steht und der Strompreis im Tagesverlauf am günstigsten ist. Die smarten Ladefunktionen schaffen einerseits eine echte Kostenersparnis für den Kunden und sind andererseits ein Meilenstein im Einsatz Erneuerbarer Energien“, so Palazzo und verweist auf die Möglichkeit des neuen Elli Chargers, sowohl die heimische Photovoltaikanlage (Solarüberschussladen) einzubeziehen als auch mit dem neuen Volkswagen Stromtarif marktpreis-optimiert zu laden und finanziell zu profitieren, wenn die Nachfrage gering ist oder erneuerbare Energien hoch verfügbar sind. Dazu hatte Elli bereits im Juli 2023 die Lizenz zum Handel an der Europäischen Strombörse erworben.

PV-Anlage von VW

Gleichzeitig schloss Elli mit Otovo, einer europäischen Solarplattform, eine strategische Partnerschaft ab. Ab Sommer 2024 sollen Kunden beim Kauf einer Elli-Wallbox über die VW-Vertriebskanäle auch eine PV-Anlage beziehen können – um die Betriebskosten ihres E-Autos um bis zu 40 Prozent zu senken.

Großspeicher als technologische und finanzielle Hilfe

Dritter Baustein ist der Einstieg von Elli ins Geschäft der Großspeicher. Mit diesen riesigen, bis zu einer Gigawattstunde fassenden Akku-Stationen soll überschüssiger Solar- und Windstrom gespeichert und zu Spitzenzeiten wieder ins Netz abgegeben werden, um Verbrauchsspitzen abzufedern. Durch den Einkauf von billigen Überschussstrom und die Abgabe zu teuren Spitzenzeiten darf Elli auch mit einem einträglichen Geschäftsmodell rechnen. Der erste Speicher, der aus den gleichen Zellen wie die Autobatterien gefertigt wird, soll im norddeutschen Raum entstehen und fasst ca. 700 MWh. Später ist auch die Verwendnung von gebrauchten Auto-Akkus als „Secound Life Use“ vorgesehen, was die Problematik hinsichtlich des Verbleibs ausgemusterter Autoakkus entschärfen könnte.

Nebenbei betonte VW-Technikvorstand Thomas Schmall in Berlin mehrfach den festen Willen von Volkswagen, sich nicht vom Weg in die Elektromobilität abbringen zu lassen. Die derzeitigen Schwierigkeiten wären normale Dellen in der Nachfrage und man dürfe sich nicht verunsichern lassen. In seinen Augen gibt es keinen Zweifel, dass man in absehbarer Zeit ausschließlich elektrisch unterwegs sein wird. „Drastische Fortschritte“ in naher Zukunft hinsichtlich Ladetempo und Akkutechnik wären zu erwarten.

60 Milliarden für die Verbrenner-Entwicklung!

Quasi gleichzeitig verkündet hingegen sein Vorstandskollege Arno Antlitz - verantwortlich unter anderem für Finanzen im Konzern - auf einer Reuters-Veranstaltung, dass Volkswagen ein Drittel der für die Entwicklung von Elektroautos der nächsten Generation geplanten 180 Milliarden Euro nun für die Weiterentwicklung der Verbrennermotoren abzweigen wird, „um diese wettbewerbsfähig zu halten“. Ganze 60 Milliarden also für eine totgesagte Technologie? Antlitz weiter: "Die Zukunft ist elektrisch, aber die Vergangenheit ist noch nicht zu Ende. Sie ist ein Drittel und sie wird ein Drittel bleiben." Wie das mit den Ankündigungen aus Berlin zusammenpasst, erschließt sich uns nicht so ganz. Außerdem hat man den Eindruck, dass bei all dem strategischen Kräftemessen am Ende vielleicht die eigentlichen Produkte, nämlich die Autos selbst, zu kurz kommen könnten.

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