2021 Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI im Fahrbericht

Lohnt sich der Diesel noch immer?

2021 Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI im Fahrbericht: Lohnt sich der Diesel noch immer?
Erstellt am 11. Mai 2021

Der Skoda Octavia RS hat den Ruf einer bezahlbaren Rennsemmel. Mit dem 2.0-TDI-Motor wird der Kombi diesem Nimbus nur bedingt gerecht. Vor allem eine Schwäche fällt besonders auf.

Fangen wir mal mit dem Guten an: dieser Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI in dem Farbton Race Blau Metallic und dem schwarzen Kühlergrill macht was her. Ein schickes Auto, bei dem auch Fahrer eines BMW X5 sich neugierig aus dem Fenster lehnen. Auch sonst liefert das Auto alles, was man an den Fahrzeugen der tschechischen VW-Tochter schätzen gelernt hat: jede Menge Platz, eine tadellose Verarbeitung, aktuelle VW Technik und das Ganze gepaart mit einer gehörigen Portion Understatement. Wer die Power-Insignien aus Mladá Boleslav nicht kennt, muss zweimal hinschauen, dass da ein Kraftprotz steht.

Die optionalen 19-Zoll-Walzen, das RS-Logo, der schwarze Kühlergrill und das Sportfahrwerk, mit dem sich die Karosserie des Octavia Combi 15 Millimeter tiefer über den Asphalt kauert, signalisieren dem Unterbewusstsein, dass mit dieser kein gewöhnlicher Dienstwagen-Favorit ist. Beim Lupfen der Motorhaube relativiert sich der Gentleman-selbstbewusste Auftritt des Tschechen ein wenig. Anstelle eines auftrainierten Vierzylinder-Benziners mit oder ohne Plug-in-Hybridmodul werkelt ein mit vier Töpfen bestückter Diesel, der auch im Skoda Scout und verschiedenen anderen Modellen im VW-Konzern zum Einsatz kommt. Der Diesel ist also ein bekanntes Aggregat, das mit der ganzen Schadstoffreduktionstechnik ausgestattet ist, was nicht unbedingt leistungsfördernd ist.

Der Blick in das Datenblatt verheißt dennoch ansprechende, aber nicht überragende Fahrleistungen. Der 1.684 Kilogramm schwere Octavia RS erreicht nach 6,8 Sekunden aus dem Stand die 100 km/h Marke und ist bis zu 238 km/h schnell. Das maximale und durchaus ordentliche Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt bereits bei 1.750 U/min an und bleibt bis 3.500 U/min erhalten. Klingt nach souveränem Schub aus dem Drehzahlkeller heraus. Nur ist dem leider nicht so.

Unterhalb von etwa 2.200 Umdrehungen spürt man wenig von einem RS-Athleten, nicht einmal in Getriebestellung S, dafür umso mehr von der Antrittsschwäche – auch Turboloch genannt. Vor allem in den Fahrmodi Eco, Comfort und Normal gönnt sich der Octavia Combi RS 2.0 TDI eine merkliche Atempause, ehe sich der Antriebsstrang entschließt, seine ganze Aufmerksamkeit dem Vortrieb zu widmen. Am besten kaschiert das Sport-Programm im Zusammenspiel mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe den Malus, oder man nimmt sein Fahrstufen- und damit Drehzahlgeschick per Schaltwippen selbst in die Hand.

Allerdings gaukelt einem die Technik einen Sechszylindermotorenklang vor. Wir haben die Pseudo-Klangsinfonie deaktiviert und uns über die Dämmung des Aggregates gefreut. Das ausgewogene Fahrwerk verkraftet eine etwas forciertere Fahrweise und gehört zu den Pluspunkten des Octavia. Mit den individuell verstellbaren Dämpfern kann man sich den Komfort nach Belieben konfigurieren, aber selbst im Sportmodus wird der Octavia Combi RS 2.0 TDI nicht zum brettharten Steißbeinkiller. Der Agilität tut das ohnehin nur wenig Abbruch.

Der Combi bleibt lange neutral und empfiehlt dem Fahrer mit einem Scharen der Vorderräder freundlich, entweder den Lenkwinkel zu ändern oder die Geschwindigkeit zu reduzieren. Die Lenkung ist lässt den Fahrer zwar am Geschehen zwischen Fahrbahnoberfläche und Reifengummi teilhaben, aber könnte das noch deutlicher tun. In den bequemen Sportsitzen absolviert man auch lange Strecken problemlos und wenn es mal engagierter um die Ecken geht, stützen die Wangen den Oberkörper ausreichend. Bleibt noch der Verbrauch: Skoda gibt fünf Liter pro 100 Kilometer an, bei unserer ersten Testfahrt brauchte der Octavia Combi 7,1 l/100 km.

Ansonsten spielt der Skoda Octavia auch in der Diesel RS-Variante die bekannten Stärken aus. Das Infotainment gibt dem Nutzer keine großen Rätsel auf und die Einbindung des Smartphones via Apple CarPlay oder Android Auto geht auch reibungslos vonstatten. Das Head-up Display (Teil des Infotainmentpakets Columbus Plus für 2.490 Euro, in dem interessanterweise auch die elektrische Heckklappe enthalten ist) verzichtet auf die große Augmented Reality Show, verrichtet seine Arbeit zuverlässig und beschränkt die Anzeigen auf das Wesentliche. Allerdings hatte der Testwagen mit 52.199 Euro auch seinen Preis, der Diesel-Combi RS kostet samt Allrad mindestens 43.010 Euro, wen eine Antriebsachse (vorne) reicht, muss 2.100 Euro weniger bezahlen. Unterm Strich ist der Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI ein grundsolides Auto, in dem man auch lange Strecken entspannt absolvieren kann, der gerade bei den Dienstwagenfahrern seine Freunde finden wird. Allerdings wird aktuell von vielen Autobauern das Sportlichkeitsattribut bei den Modellen fast schon inflationier verwendet. Eben auch von Skoda. Dieser RS wäre mit der Bezeichnung RS-Line besser beschrieben.

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Wolfgang Gomoll; press-inform

Datenblatt Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI
Typ: Kombi
Motor: Vierzylinder-Diesel
Hubraum (cm3): 1.968
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 200 (147) bei 3.600 bis 4.100
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 400 bei 1.750 bis 3.500
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 238
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 6,8
Getriebe: 7-Gang DSG
Antrieb: Allradantrieb
Treibstoffsorte: Diesel
Tank (L): 56,5
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 5,0
CO2-Ausstoß (g/km): 133
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 1.684
max. Zuladung (kg): 621
Abmessungen (L/B/H): 4.702 / 1.829 / 1.454 (L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 640 bis 1.700
Preis (Euro): 52.199,00
Basismodell: 39.639,00
Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
Effizienzklasse: B

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