Versteckte Talente: Viel Fahrspaß für wenig Geld?

Kaufberatung Porsche Boxster Modellreihe 986 - Worauf muss ich achten?

Versteckte Talente: Viel Fahrspaß für wenig Geld?: Kaufberatung Porsche Boxster Modellreihe 986 - Worauf muss ich achten?
Erstellt am 6. April 2021

Der Porsche Boxster der Modellreihe 986 gilt als ein Fahrzeug, mit dem man für wenig Geld viel Fahrspaß haben kann. Allerdings kann sich der Roadster auch schnell in ein Groschengrab verwandeln.

Manche Automobile werden ihren Makel nur ganz schwer los. Der Porsche Boxster ist so eines. Wer an Männer-Stammtischen so mutig ist, seinen Zündschlüssel mit dem Zuffenhausener Wappen auf den Tisch zu legen, darauf folgt mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem selbst ernannten Auto-Kenner die Frage: „S oder 4S“?“ Gemeint ist die Antriebsart eines waschechten Porsche 911ers. Wenn man dann etwas verschämt murmelnd mit „Boxster“ antwortet, ermittelt die Stochastik unter Einbeziehung des Homo Sapiens Zuffenhausenus ebenso sicher die spöttische Replik „Ach so, der Hausfrauen-Porsche“.

Schaltgetriebe oder Automatik?

Mittlerweile ist dieses Attribut dank 400-PS-GTS-Geschossen des Roadsters längst obsolet, hat aber ihren Ursprung beim Erscheinen der ersten Boxster-Generation mit dem Baureihencode 986. Der Sechszylinder-Boxer-Motor ist mit seinen 150 kW / 204 PS sicher keine unbändige Rennmaschine, aber dank des Gewichts des Fahrzeugs von 1.250 Kilogramm ist man dennoch recht schnell unterwegs, solange das Exemplar eine Handschaltung besitzt. Die Tiptronic mag beim Elfer mit deutlich mehr Motorenkraft noch einigermaßen passen, beim 986er Boxster tut man gut daran, die Fahrstufen manuell per Knopfdruck zu wechseln.

Der Boxster avanciert zum Porsche-Retter

Fahrdynamisch ist dieser erste Boxster deutlich besser als sein Ruf. Das liegt zum einen am agilitätsfördernden Mittelmotorkonzept und zum anderen an der Tatsache, dass die Baureihe 986 laut dem Designer Harm Lagaay identisch mit dem Porsche 911 (996) ist. Das ist auch der Grund, warum der Serien-Boxster etwas länger ist und eine andere Front hat, als die in Detroit im Jahr 1993 vorgestellte Studie. „Nur so konnten wir das Gleichteilkonzept realisieren und beide Autos auf eine Plattform stellen“, erinnert sich Harm Lagaay. Durch diese Synergieeffekte rentierte sich der Bau des Boxsters und der Roadster avancierte trotz des durchaus ambitionierten Grundpreises von 76.500 D-Mark zum Retter des wirtschaftlich angeschlagenen Zuffenhausener Sportwagenbauers.

Achtung: Undichter Kurbelwellensimmering

Ob es den gusseisernen 911er Fans gefällt oder nicht, im Boxster steckt weit mehr Männer-Porsche, als ihnen lieb ist. Mit den identischen Bauteilen hat der Boxster aber auch die Problemstellen des großen Bruders geerbt, zumal der Antriebsstrang weitestgehend identisch ist. Das bedeutet auch, dass ein altbekanntes Problem des Porsche 996 auch bei der ersten Boxster-Generation vorkommt: ein undichter Kurbelwellensimmering. Der Austausch dieses Pfennigteils kann je nach Werkstatt locker einen hohen dreistelligen Betrag kosten. Daher lohnt es sich, beim Kauf eines 986er-Boxsters sich die Servicehistorie zeigen zu lassen. Wurde der Simmering bereits getauscht, stehen die Chancen gut, dass man zumindest eine ganze Weile von diesem Thema verschont bleibt. So oder so lohnt sich ein Blick unter das Auto. Ist das Getriebe trocken, ist das ein guter Indikator dafür, dass auch der Kurbelwellensimmering noch intakt ist.

Eher selten: Ein Bruch des Zwischenwellenlagers

Generell lohnt es sich diese neuralgische Stelle regelmäßig zu kontrollieren. Die Laufleistung des Motors ist dabei nicht alleinentscheidend. Einige Betroffene berichten davon, dass das Problem unterhalb einer Laufleistung von 50.000 bis 60.000 Kilometern auftrat, manche mussten erst jenseits der 100.000-Kilometer-Grenze bei der Werkstatt vorstellig werden. Bei dieser Marke können auch schon die Stoßdämpfer den Geist aufgeben. Das Lebensalter des Vorbesitzers kann ein guter Hinweis auf dessen Fahrstil sein. Eine möglichst vollständige Wartungshistorie verringert auch bei einem Porsche Boxster die Gefahr einer unliebsamen Überraschung. Seltener ist da schon ein Bruch des Zwischenwellenlagers. Wenn dieses Bauteil seinen Geist aufgibt, wird es es teuer.

Premium-Aufschlag und teure Ersatzteile

Weitere kritische Punkte sind die Lambdasonden und der Luftmassenmesser. Da die Modelle der ersten Generation schon einige Jahre auf dem Buckel haben, sollte man sich auch die Heckscheibe des Verdecks genau anschauen, denn die ist aus Plexiglas und altert. Daher wird das Material mit der Zeit poröser und zudem blinder. Wenn Risse oder Knicke in der Scheibe zu sehen sind, könnte bald ein Tausch anstehen. Grundsätzlich ist die Qualität beim Boxster porschetypisch gut, allerdings muss man bei den Ersatzteilen mit dem üblichen Premium-Aufschlag rechnen. Schaut man sich bei den gängigen Automobilbörsen um, finden sich Angebote des Boxsters 986 von unter 10.000 Euro. Diese vermeintlichen Schnäppchen können aber schnell zum Groschengrab werden, wenn die Reparaturkosten zuschlagen.

Echtes Porsche-Feeling nur im "S"?

Der Porsche Boxster bringt Fahrspaß. Die Basismotorisierung mit 150 kW / 204 PS ist für ausgesprochene Agilitätsfans nicht zwingend die erste Wahl, aber in den Kurven macht auch diese Variante Freude. Wie bereits erwähnt, ist die Fünfgang-Tiptronic eher mäßig, wenn man mit der ersten Generation des Porsche Boxster seinen echten Spaß haben will. Schon mit dem Modelljahr 2000 bohrte Porsche den Sechszylinder des Roadsters auf einen Hubraum von 2,7 Liter auf. Damit ging eine Leistungssteigerung auf 162 kW / 220 PS einher. Wir würden mindestens zu diesem Modell greifen, zumal die weitere Aufrüstung des Triebwerks zum Modelljahr 2003 auf 168 kW / 228 PS nur eine marginale Leistungssteigerung darstellt. Echtes Porsche-Feeling kommt mit den S-Varianten auf, die es schon ab 2000 auf 185 kW / 252 PS brachten, später (2003) wurden 191 kW / 260 PS daraus. Ein Vorteil der Boxster S-Varianten ist auch die Sechsganghandschaltung und damit eine Fahrstufe mehr als bei den Basisversionen.

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