Wer trennt sich schon zu Lebzeiten von lieb gewonnenen Dingen, nur damit die nachfolgende Generation früher ihren Spaß haben kann? Sven Hansens Vater hat so etwas getan und dem Filius einen top restaurierten 70er VW Porsche 914/4 überlassen. Sohn Sven hat Spaß an seinem luftgekühlten Klassiker.
Als junger Mann hatte Vater Hansen seinen Spaß mit dem VW Porsche 914 Baujahr 1970, den er als Gebrauchtwagen anno 1973 kaufte. Zusammen mit seiner Frau unternahm er im signalorangefarbenen Flitzer ausgedehnte Touren.
Sechs Jahre später war Schluss mit der Zweisamkeit im Zweisitzer der erste Nachwuchs kündigte sich an. Weil sich die Hansens von dem zwischenzeitlich in Knallrot lackierten Mittelmotor-Fuhrwerk aber nicht mehr trennen mochten, wurde der Porsche zum ausrangierten Dauerparker. Die nächsten 15 Jahre verbrachte der 914er weitgehend untätig in einem nicht ganz trockenen Unterstand. Erst im April 2004 wendete sich Vater Hansen wieder seinem 914er zu. Dies tat er, um seinem Sohn Sven den Porsche in frischer und fahrtüchtiger Aufmachung anlässlich dessen in 24 Monaten bevorstehenden 18. Geburtstages zu überreichen. Die Instandsetzung des Wagens, den manche auch als Volksporsche bezeichnen oder kurz VoPo nennen, hat sich dann aber doch etwas länger, als ursprünglich gedacht, hingezogen.
VoPo-914-Restauration dauerte 54 Monate
Ganze 54 Monate dauerte die Wiederbelebung des Porsche-VW-Gemeinschaftswerks mit Kult-Status. Als Maschinenbauingenieur übernahm der Altvordere persönlich die Projektleitung, wobei Sohn Sven in allen Reparaturphasen assistierte.
Gut so, denn auf diese Weise lernte der angehende 914-Novize das wartungs- und pflegeintensive Automobil von all seinen schwachen Seiten kennen. Bald machte Sven mit jeder Schraube seines künftigen Autos Bekanntschaft. Am Anfang des Aufbaus stand nämlich die Zerlegung des Fahrzeugs in sämtliche Einzelteile. Dabei kam zum Vorschein, dass für den Porsche die Zeit des Nichtstuns echte Gammeljahre waren. Die beiden Hansens fanden den Rost nicht nur nur an allen Ecken und Enden, sondern eigentlich überall.
Kampf dem porösen VW Porsche
Als er das ganze Ausmaß des nackten 914-Elends sah, wusste Vater Hansen: Das dauert länger! Womöglich wäre die Auferstehung des Autos etwas früher geglückt, wenn man im großen Stil Neuteile eingesetzt hätte. Doch das kam erstens wegen des Ehrgeizes, es selbst zu schaffen, zweitens wegen Ersatzteilengpässen und drittens aus Kostengründen nicht in Frage. Sven erzählt: Kotflügel sind schwer zu kriegen und sie kommen einem mit ca. 1.000 pro Stück auch teuer zu stehen!
Über viele Monate wurde das Auto mit Blechschere und Schweißgerät aber ohne Zaudern in die Zange genommen. Gründlich und großflächig machten die Hansens dem Gilb den Garaus. Unzählige Schweißbahnen später präsentierte sich die schöne, von Gugelot gestylte Karosserie wieder standfest und stabil.
Bemerkenswert: Keines der angefertigten Bleche macht hier unerwünscht die Biege so fachmännisch wie ein Karosseriebauer hat man Hand ans Eisen gelegt. Weil gut Ding hier tatsächlich Weile hatte, vergingen die Jahre wie im Flug. Sven aber wurde die Zeit immer länger. Und es gab noch so viel zu tun: Sowohl die Mechanik als auch die Technik harrten ihrer Überarbeitung. Während die Karosserie dann endlich beim Lackierer weilte, um dort eine neue Kolorierung mit dem alten Signalorange zu erhalten, machten sich Vater und Sohn an der Innenausstattung zu schaffen.
Der VW-Porsche 914 wird aufgemöbelt
Mit vereinten Kräften und guten Pflegemitteln wurde den intakten Cord- und Kunstleder-Bezügen die Patina tüchtig ausgerieben. Darüber hinaus brachte man eine 73er Mittelkonsole mit Sitzgelegenheit für einen dritten Mitfahrer, der allerdings von zwergenhaftem Wuchs sein sollte, nachträglich in Stellung. Die mechanisch-technische Seite des Porsche machte den Hansen-Männern ebenfalls keine Probleme. Ein komplett revidierter 80-PS-Motor mit bis dato 40.000-Kilometer-Laufleistung ersetzte das alte, vermoderte 1,7-Liter-Aggregat.
Da dem Ingenieur bekanntlich nichts zu schwör ist, meisterte Vater Hansen problemlos die Hürde, die zuweilen recht widerspenstige D-Jetronic in den Griff zu kriegen. Das 914/11-Getriebe entpuppte sich auch nicht als Kummerkasten. Nachdem das sauschwere Teil erst mal draußen war, wurde es zerlegt, gereinigt, abgedichtet und kam daraufhin wie neu in seine fünf Vorwärtsgänge.
Bei Fahrwerk und Bremsanlage behielt man gleichfalls die Original Konfiguration, tauschte aber die verschliessenen Parts gegen Neuteile aus. Um die Instandsetzung des 914er formvollendet abzurunden, brachte man ihn auf Käfer-Stahlfelgen im Format 5,5 x 15 ET25, die mit 185/65er Contis gefahren werden, ins Rollen. Und rollen kann das Auto richtig klasse. Der 40 Jahre alte Porsche-Veteran hat seinen Fahrer unterwegs noch nie im Stich gelassen. Wenn's weiterhin so gut läuft, wird bestimmt einmal die dritte Hansen-Generation das Steuer im Porsche 914/4 übernehmen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, denn Sven ist ja gerade einmal 21 Jahre jung.
VAU-MAX Kompakt: Technische Daten VW-Porsche 914 1970
Fahrzeugtyp: VW Porsche 914/4
Baujahr: 1970
Motor: 1,7-Liter-Vierzylinder, 80 PS, Vierrohr-ANSA-Abgasanlage
Getriebe: Original-914/11-Fünfgang-Getriebe
Bremsen: Original
Räder: VW-Käfer-Stahlfelgen in 5,5 x 15 ET25 rundum
Reifen: 185/65er Continental-Pneus
Fahrwerk: vorn Einzelradaufhängung an Querlenkern, längsliegende Federstäbe, Boge-Öldruckdämpfer; hinten Einzelradaufhängung an Schräglenkern, Schraubenfedern
Karosserie: Ganzstahlkarosserie mit Targadach
Innenraum: Mittelkonsole mit drittem Sitz nachgerüstet
Danksagung an: an meinen Vater, ohne den das Projekt nicht möglich gewesen wäre.
1 Kommentar
Thomas1
29. Januar 2010 16:04 (vor über 15 Jahren)
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