Im Käfer-Cabriolet die Silvretta Classic fahren

VAU-MAX-Autor Tim Westermann unterwegs im 140 PS Käfer Cabrio

Im Käfer-Cabriolet die Silvretta Classic fahren: VAU-MAX-Autor Tim Westermann unterwegs im 140 PS Käfer Cabrio
Erstellt am 6. Juli 2009

Klare frische Luft begleitet die ersten Sonnenstrahlen im österreichischen Gaschurn, als sich die ersten Autos vom Team Volkswagen auf den Weg zum Start der Silvretta Classic machen. Die Rallye Montafon 2009 jährt sich zum zwölften Mal. Das Team Volkswagen ist mit insgesamt zwölf Autos vertreten. Vom blauen VW-K-70 mit Classic-Chef Eberhard Kittler an Bord über den gelben VW-Porsche mit VW-Sprecher Martin Hube bis hin zu den luftgekühlten Käfern aus der Schmiede von Georg Memminger.

Sie werden unter anderem von Rennfahrer-As „Strietzel“ Stuck, und Kamei-Besitzer Uwe Meier-Andrae pilotiert. Vau-Max-Autor Tim Westermann ist als Co-Pilot von Schorsch Memminger im 1303er Käfer Cabriolet von 1979 mit am Start.

Zwei matt gebürstete Auspuffrohre gucken unter der Heckschürze des Cabriolets hervor. Sie sind größer, als bei einem normalen Käfer. Edel anmutende Ledersitze mit weißen Nähten, Armaturenbrett aus Carbon, dickes Sportlenkrad – dieser Käfer wirkt absolut hochwertig. Zum ersten Mal sitze ich in diesem alten Volkswagen-Modell. Das silberne Krabbeltier ist gerade mal drei Jahre jünger als ich und sechs Jahre älter als mein Fahrer.

Beim kramen in den Gedanken erinnert man sich an die vielen Geschichten, die dieses Auto umranken. Filmstars wie „Herbie“ und „Dudu“ trugen den runden Blechanzug auf der Kinoleinwand. Generationen von Menschen fuhren und liebten den VW-Käfer. Heute ist er einfach kultig. Doch ich freue mich auf meine Fahrpremiere in dieser rollenden Rarität. Es gibt sicherlich keinen schöneren Ort, als die Hochalpenstrassen der Silvretta, erste Erfahrungen mit dem Luftgekühlten zu machen, noch dazu als Bestandteil des Teams Volkswagen.

Das Dach offen, das Roadbook in der Hand und die Stoppuhr auf dem Schoß geht es auf dem Beifahrersitz auf die erste Etappe der legendären Alpenrallye. Bei der ersten Tunneldurchfahrt dringt der sonore Klang des 140-PS-Motors ins Ohr – ein Genuss. Grüne Bäume und Felsformationen fliegen vorbei, während stilecht und passend zum Oldtimerevent Musik aus den 1960er Jahren aus dem Radio ertönt. Die Menschen in der Alpenrepublik lieben die alten Autos. Jubelnd stehen Jung und Alt am Strassenrand, schwenken VW-Fähnchen, recken die Daumen nach oben als die Volkswagen-Armada auf den serpentinenreichen Paßstrassen vorbeidefiliert.

Die Fahrleistungen des Memminger-Cabriolets sind dabei mehr als beeindruckend. Ausgestattet mit einem Gewindefahrwerk liegt der betagte VW wie ein Go-Kart auf der Strasse. Der 2,4-Liter-Motor im Heck katapultiert den Käfer spritzig bis auf mehr als 2000 Meter Höhe. Hier ist die Luft so dünn, dass das luftgekühlte Triebwerk im Standgas fast ausgeht. Hinunter geht es wieder durch scharfe Kurven. Einen technischen Bremskraftverstärker gibt es nicht. „Das ist mein Oberschenkel“, lacht Schorsch Memminger, während er uns flott und sicher zur nächsten Wertungsprüfung lenkt, auch wenn mal plötzlich eine Kuherde auf der Strasse steht.

Ein schneller Druck auf die Stoppuhr, wenn die Lichtschranke passiert wird und dann noch 100 Meter in exakt neun Sekunden zurücklegen. Gebannt sehe ich auf die laufenden Ziffern der Uhr und zähle „sechs, sieben, acht“ – Schorsch meißelt das Gaspedal aufs Blech wir werden in die Sitze gedrückt und bei „neun“ passieren wir die zweite Lichtschranke. Hinauf geht es den nächsten Pass. Mit sicherem Gefühl fährt das Team Volkswagen die Rallye, denn mit dabei sind zwei Service-Touareg.

Sie haben genug Werkzeug und Ersatzteile an Bord, um bei Bedarf schnell unterstützend eingreifen zu können – der große Vorteil eines Werksteams. Doch niemand sieht diese Oldtimerparade verbissen. Mit Selbstverständlichkeit hilft man den anderen Teilnehmern. Im Mittelpunkt der drei Renntage stehen einzig die vielen schönen, dröhnenden Raritäten aus alten Tagen. Es riecht förmlich nach Motorsport vergangener Tage, wenn verbranntes Öl und Benzin in der Luft liegen.

Hier und da knallen die Auspuffrohre, speien gelegentlich Feuer. Problemlos läuft und läuft und läuft und läuft und läuft unser Käfer Cabriolet. Die Fenster werden gekurbelt und der Tacho zeigt die Geschwindigkeit nicht ganz genau an – puristische Nostalgie. Nach drei Renntagen zieht das Team Volkswagen eine positive Bilanz. Kein Auto ist liegengeblieben, die beste Platzierung in der Gesamtwertung ist der 23. Rang von Georg Memminger im Brezelkäfer.



Text: Tim Westermann Fotos: Tim Westermann, Volkswagen Classic

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