Die Vau-Max-Doka: VW Bulli aus Paraguay

Lange gesucht und dann zufällig gefunden: VW T1 Doppelkabine

Die Vau-Max-Doka: VW Bulli aus Paraguay: Lange gesucht und dann zufällig gefunden: VW T1 Doppelkabine
Erstellt am 21. April 2009

Zugegeben, ganz am Anfang war es eigentlich egal, welcher T1 in die heimische Garage von Thomas Ebeling einziehen sollte. Denn die luftgekühlte Macke hauste bereits lange im Schädel und schon als Jugendlicher hatte der Autor von einem T1 Bulli geträumt, aus Kostengründen dann aber einen T2 gekauft. Gebraucht. Von der Post! Was aber nichts damit zu tun hat, dass diese Doka hier Gelb ist!

Nicht perfekt - und oft mit auspringender Motorklappe - aber ein prima Vau-Max.de-Botschafter! (Auch wenn die Vmax hier gerade mal rund 100 km/h beträgt.

Damals wäre es mir völlig egal gewesen, ob Kastenwagen oder Fensterbus. Gut, einen dieser tollen Samba-Busse mit Faltdach und Oberlichtern hätte ich natürlich am allerliebsten gehabt. Aber zu der Zeit kosteten gut erhaltene Exemplare zwischen 6-8.000 Mark. Das waren also gut 3-4.000 €! Viel zu teuer. Ausgeschlossen. Konnte ich mir nicht leisten.

 

 

Eine Pritsche oder gar eine Doka sollte es damals auf keinen Fall sein. „Was soll ich mit so einem abgenudelten Baustellen-Teil?“, so meine Überlegung! Der ein oder andere Leser wird es erahnen, wir befinden uns noch in den Achtzigern. Ein Bulli im Zustand 1 gab es noch für unter 10.000 Mark und Pritschen oder Dokas waren mehrheitlich als Schlachtfahrzeuge interessant!


Universalgenie auf kleiner Verkehrsfläche: die T1-Doka transportiert locker 5-6 Personen plus Gepäck, Arbeitsgerät oder Zuladung

 

 

Der Cal-Look macht auch VW Pritschen populär

Weil die Doka ursprünglich nach Paraguay ausgeliefert wurde, erhielt zwecks besserer Belüftung ab Werk die begehrten Safari-Fenster!



Zumindest hier bei uns in Europa. In den USA, wo der Bulli-Kult schon damals ganz andere Größenordnungen angenommen hatte, waren auf Veranstaltungen wie dem VW Classic neben Käfer und Samba auch hervorragende Pritschen oder Dokas zu entdecken. Nicht selten sogar tiefergelegt, in schreienden Farben mit Empi- oder BRM-Felgen. Der sogenannte Cal-Look machte sich auch unter den Arbeitstieren des Nutzfahrzeugs breit. Was vielleicht ein bisschen damit zu tun haben mag, dass in den USA der Pick Up einen ganz anderen Stellenwert hat, als eine Pritsche in Europa. Es ist manchmal schwer zu verstehen, aber selbst Zeitgenossen, die dort selten mehr zu transportieren haben als eine Sporttasche, fuhren und fahren in den USA einen Pick Up. Sie waren eben Kult. Und deswegen dürften auch Bullis mit Ladefläche in größerer Stückzahl überlebt haben.

Rund 20 % der T1-Bullis waren Pritschen und Dokas

Aber was heißt schon größerer Stückzahl. Der Anteil an Pritschen und Dokas an der Gesamtproduktion lag beim T1 über die gesamte Bauzeit bis 1967 immer bei rund 20 %. Ausnahme das Pritschen-Premierejahr 1952, wo 7 % aller T1 mit einer Ladefläche ausgeliefert wurden. Wieviele dieser Pritschen dann Dokas gewesen sind, ist auch bei VW nicht durchgängig festgehalten worden. Zumal es anfänglich von 1953 an ohnehin nur Binz-Dokas gegeben hat, die auf einer normalen Pritsche basierten. VW stellte die eigene Doka erst 1958 vor. Das Ding war ein Universalgenie: es konnte 5-6 Leute transportieren und hatte auf der Ladefläche immer noch ‘ne Menge Platz!

Beim Chronisten hatte sich in den 90ern ein Wandel eingestellt. Mittlerweile stand die Doka ganz oben auf der Suchliste! Allerdings musste ich die Erfahrung machen, dass die Zahl der Mitsuchenden offenbar sprunghaft angestiegen war. Dokas waren nicht nur selten, sondern auf einmal auch ziemlich teuer! Die in den heimischen Breitengraden mir angebotenen Exemplare waren entweder alles Wracks oder unbezahlbar, sodass ich die Suche in die USA ausweitete. Dort hatte sich in der Zwischenzeit der Doka-Preis auch erhöht, lag aber nicht über dem des normalen T1-Busses.

Dennoch: einige Abstecher nach Kalifornien brachten auch nicht das gewünschte Ergebnis. Zumal die theoretische Beschäftigung mit der Materie bei mir sonderbare Blüten trieb. Ich wollte jetzt eine Doka mit serienmäßigen Safari-Fenstern! Das waren jene Frontscheiben, die sich nach vorn aufklappen ließen. Als Tuning-Zubehör bekommst du die heute an jeder Ecke. Aber es sollte Originalausstattung sein. Das erschwerte die Suche. Denn hierzulande war diese Option manchmal als Sonderausstattung bei einem Samba anzutreffen, aber ganz sicher nicht bei einem Baustellenfahrzeug.

 


Doka-Fundort: Belgien nicht Kalifornien!

Nach langen Jahren der vergeblichen Suche stolperte ich dann zufällig über meine Doka. Wir saßen anlässlich der Bug Show in Belgien abends in einem Straßen-Café als eine gelbe Doka auf einem Transportanhänger an uns vorüber rauschte. Am nächsten Tag fand sich das Exemplar am Stand von BBT wieder und als ich sah, dass diese Doka tatsächlich serienmäßige Safari-Fenster hatte, war eigentlich alles andere schon so gut wie nebensächlich.

Mich interessierte weder die Farbe Gelb, noch dass einige Partien großzügig mit Spachtel zugezogen waren und schon gar nicht, dass die Doka anstelle des serienmäßigen 30 PS-1192 ccm-Motor mit einem 1,6-l-50 PS-Boxer und mit vier verschiedenen Diagonal-Reifen ausgestattet war. Also den BBT-Chef Bob angesprochen, aus dessen Papieren hervorging, dass das Fahrzeug aus Paraguay stammte und aus zweiter Hand war. Ein Blick auf das Typenschild hinter dem Beifahrersitz bestätigte mir dann, dass die Safari-Fenster echt waren, die Buchstaben "PG" wies auf Paraguay als Exportland hin und die Doka war obendrein noch in der seltenen Farbe „Rot“ ausgeliefert worden. Perfekt. Vermutlich hätte ich die Doka zu diesem Zeitpunkt auch mit Rahmenbruch gekauft.

Erfreulicherweise war dem nicht so. Ein Hinweis auf den ein oder anderen entdeckten Mangel drückte den Preis in den vierstelligen Bereich und am zweiten Abend der Bug Show war die 60er Doka meine. Bob versprach, in der heimischen Werkstatt noch einige Kleinigkeiten zu beheben und einige Wochen später konnte ich eine verkehrssichere Doppelkabine bei ihm abholen und auf eigener Achse nach Deutschland überführen. Dass sich bei genauem Hinsehen - vor allem an den Ladebettklappen - Rost abzeichnete, war mir wurscht.

Mit der Doka unterwegs zu VW-Treffen!

Nachdem einige Stellen unter dem Blech geschweißt werden mussten und eine genaue technische Bestandsaufnahme durchgeführt worden war, wurde die Doka umgehend in Betrieb genommen. Diverse Treffen darunter „60 Jahre VW Bus in Hannover“, Bug Show[/u], [u]Budel, Schwab VW-Tuning Day usw. steuerte die gelbe Doka mittlerweile an. Aber auch bei Radtouren oder dem Entsorgen der Gartenabfälle wird die Doka zur Mitarbeit herangezogen. Was mir manchmal den Zorn „echter“ Oldtimerfreunde einbringt!

Dank 50 PS-Motor ist in Verbindung mit der Untersetzung zwar ordentlich Durchzugskraft vorhanden (Naja, zumindest vergleichsweise), die Reisegeschwindigkeit liegt aber dennoch nur selten über 95 km/h, was von den Mitreisenden etwas Geduld verlangt. Da keine Tankuhr vorhanden, sollte man die gefahrenen Kilometer immer im Auge behalten. Und auch sonst, unterscheidet sich der T1 beim Fahren, Lenken und Bremsen nahezu von allem, was sonst so über unsere Straßen rollt. Im Übrigen ist es doch sehr erstaunlich, dass ein solches Nutzfahrzeug nach rund 50 Jahren weder noch nicht einmal besonders klappert und auch noch relativ verwindungssteif ist!

Der T1-Bulli-Blick aus der Kanzel

Der Blick aus der verglasten Kanzel ist ein wirklich unbeschreibliches Erlebnis und so mancher, der mit alten VWs nun wirklich gar nichts am Hut hat, konnte sich nach einer Mitfahrt in der Doka tatsächlich auch einen T1 vorstellen.

Perfektionisten mögen angesichts des Gebrauchszustands der Vau-Max.de-Doka nachsichtig sein und sich noch etwas in Geduld üben. Nächstes Jahr wird das gute Stück 50 Jahre alt, und eigentlich wollten wir ihr dann zum Jubiläum eine Restauration schenken.

24 Bilder Fotostrecke | Die Vau-Max-Doka: Lange gesucht und dann zufällig gefunden: VW T1 Doppelkabine 1960 #01 #02

2 Kommentare

  • DirkP.

    DirkP.

    Tolle Geschichte! Allzeit GUTE FAHRT!
  • VAU-MAX.de

    VAU-MAX.de

    Hallo Peter, besten Dank. Steckt aber noch viel Arbeit drin, aber als Arbeitstier muss sie jetzt erst einmal so ran! Schick uns doch mal was über deinen Käfer-Blog. Wir können ihn gern mal in den News vorstellen!

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