Beim Namen Martin Meier klingelt es treuen VAU-MAX-Lesern in den Ohren. Da war doch was..? Ja genau, der tiefe und brutale Golf 2 mit spektakulärem Motorumbau und ordentlich Leistung gehört zu der Kategorie „Klassiker mit Wiederholungsgefahr“ und hat es zwei Mal auf unsere Seiten geschafft. Doch der Metallbaumeister mit Faible für betagte VW kann auch anders. Als er über einen Umweg diesen 1988er VW Jetta Syncro angeboten bekam, juckte es ihn schon wieder in den Fingern.
Der Jetta wurde kaum bewegt und war doch voller „Fehler“
Da musste Martin sich glatt mehrmals die Augen reiben. Einen Jetta mit dem Alter und 1.784 originalen Kilometern auf dem Tacho sieht man wirklich nicht oft. Die Erklärung liefert der Zwickauer VW-Fan prompt nach: „Das Auto wurde für Ausbildungszwecke mit mehreren elektrischen Fehlern präpariert, die sich nach Bedarf aktivieren ließen. Dadurch stand es in einer Schulungswerkstatt mehr oder weniger nur herum und wurde irgendwann ausgemustert.“
Ein „wenig“ Feinarbeit und ein kurzes Golf-Country-Getriebe verhalfen dem Stufenheck zu optimalen Fahreigenschaften
Selbstredend behob Martin die mutwillig installierten Macken in der Elektrik prompt und installierte einen komplett neuen und garantiert fehlerfreien Kabelbaum von vorn bis hinten. Bei der Gelegenheit verpasste er dem 1,8-Liter-Motor eine „Frisur“ und eine Schrick-Nockenwelle. In Verbindung mit dem kürzer übersetzten „AXH“-Getriebe aus einem Golf Country und dem Bremsen-Upgrade auf 280 mm große G60-Scheiben an der Vorderachse (mit Girling 54-Sätteln) und die großen 239-mm-Trommeln an der Hinterachse ergibt sich laut Martin ein optimales Zugfahrzeug mit 1,6 Tonnen Anhängelast und 100 km/h-Zulassung. „Ideal, um den weißen Golf zu transportieren“, weiß Martin.
Volle Hütte: Der Jetta Syncro bekam alles an Zusatzausstattungen, was nur möglich war
Das ABS rüstete der „Baumeister“ übrigens ebenso nach, wie so ziemlich alle elektrischen Sonderausstattungen, darunter „Electric Sky“ fürs Schiebedach und eine komplette Klimaanlage. Fürs ABS-Update musste er hardwareseitig Hand an die Hinterachse anlegen, Löcher bohren und Gewindegänge schneiden, damit die entsprechende Sensorik verbaut werden konnte. Man hätte zwar auch eine entsprechende Hinterachse kaufen können, doch das wäre für den Schrauber mit Spitznamen „Eisenschuster“ keine Herausforderung gewesen, genau wie das Nachrüsten der Klima.
Martin machte die Klima fit für R134a
Hier kamen gesäuberte und modifizierte Originalleitungen zum Einsatz, die Martin mit neuen Anschlüssen und Dichtungen ausgerüstet hat. Mit Wärmetauscher aus einem Passat 35i und Adaptern für Verwendung eines Expansionsventils nach neuem Standard war die Klimaanlage letztlich auch bereit für die Verwendung von R134a-Kältemittel. „So eine Nachrüstung macht man nur einmal“, gibt der Besitzer kurz und knapp zu Protokoll.
Einzelstücke mit stark modifiziertem Setup: Diese BBS-Felgen besitzen Mercedes-DNA
Die Felgen, die an den zum Fototermin verbauten Beinen eines TA Technix Gewindefahrwerks hängen, dürften bei Kennern ebenfalls Stirnrunzeln verursachen. Natürlich nix von der Stange, eher ein „Eisenschuster-Exklusiv“-Umbau. Als Basis dienten Sterne von BBS RF007-Felgen, die üblicherweise am Mercedes 190er Evo verbaut wurden und aufgrund ihrer besonderen Form die Freigängigkeit garantieren.
Angenehmer Tiefgang und Langstreckentauglichkeit dank TA Technix-Gewindefahrwerk
Die originalen Montagelöcher wurden mit Material aus einer passenden Aluminiumlegierung verschlossen und anschließend hat Martin einen neuen 4 x 100-Lochkreis gebohrt. Dies ist die Kurzform des Vorgangs. Wer dem Eisenschuster auf Treffen begegnet, darf sich gern die XL-Variante mit allen Finessen und Details erklären lassen. Nur soviel: Der betriebene Aufwand macht sprachlos.
An der Vorderachse erhielten die Felgen 1-Zoll-Außenbetten, an der Hinterachse sogar mit 1,5 Zoll Breite. Macht in Summe die Radgrößen von 7,5 x 17 ET40, bzw. ET28 mit rundum 185/35er Nankang-Bereifung.
Italienisches Flair und feine Kuhhaut für die Elektro-Recaros
Martin machte auch vor dem Innenraum nicht halt: Ein Italvolanti Lenkrad steckt auf der Lenksäule. Der Velourteppich stammt von einem Golf Country, die GTI-Instrumente mit MFA und derTempomat sind ebenso nachgerüstet wie elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Leder-Recaros und das seltene Hettel-Handbremsschloss als eine Art antike Wegfahrsperre. Für musikalische Untermalung sorgt ein VW Gamma 2, bei dem Martin das Kassettenteil entfernt und durch eine USB-/Bluetooth-Schnittstelle ersetzt hat. In den Türen und auf der Heckablage tönen jetzt Vortex-Lautsprecher.
Räder bis zur Rente: Martin kann seine Felgensätze öfter mal wechseln
Über Martins Jetta könnte man ein ganzes Buch schreiben, so viele subtile Änderungen gibt es zu entdecken – und zu jeder von ihnen kann er mindestens eine kurze Geschichte zum Besten geben. So erinnert die zerklüftete Kofferraumlandschaft daran, dass die Entwickler in Wolfsburg hier eigentlich streng genommen einen Golf Syncro mit Jetta-Heck konstruiert haben. Auch die Story über Martins Felgensammlung wäre einen eigenen Artikel wert. In seiner Garage schlummern nämlich zahlreiche Eigenbauten und Umbauten einteiliger, seltener Modelle auf dreiteilige Technik. „Bis zu meiner Rente sollten die Felgensätze wohl reichen“, so der 37-Jährige trocken.
16V Turbo mit Audi V8-Kopf im 1991er Golf 2 Eisenschuster, bleib bei Deinen Leisten TA-Technix Airride und 18-Zoll-Sebring als Heilmittel Corrado statt Corona - VW-Fan aus Österreich mit Tuning-Virus infiziert Auf Luft gebaut: Caddy 2K mit TA Airride und Spezial-Achse TA Technix präsentiert - 2007er VW Caddy als Sport-Kasten
Technische Daten
Fahrzeugtyp: VW Jetta 2 Syncro
Baujahr: 1988
Motor: 1,8-Liter 8V, „2H“, Schrick 268°-Nockenwelle, Kopf geplant, ca. 112 PS
Auspuff: original VW
Getriebe: Golf Country „AXH“-Getriebe
Räder: BBS RF007 Sterne vom Mercedes 190 Evo, Lochkreis auf 4x100 umgebaut, vorne 1 Zoll Außenbetten, hinten 1,5 Zoll Außenbetten, an der Vorderachse 7,5x17 ET40, an der Hinterachse 7,5x17 ET28
Reifen: Nankang in 185/35 R17
Bremsen: Vorne G60-Bremse mit 280mm Scheiben und Girling 54 Sätteln, hinten 239mm Trommeln, ABS nachgerüstet
Fahrwerk: TA Technix Gewindefahrwerk
Karosserie: 16V-Lippe mit Bremsenkühlung nachgerüstet, 16V-Spoiler hinten, Kühlergrill mit dünnen Rippen, schwarze Blinker vorne, Jetta GT Rückleuchten, Original-Lack (stratosblau metallic)
Innenraum: 32er Italvolanti Lenkrad, GTI-Instrumente mit MFA, Tempomat, Kamei Golfball Schaltknauf, elektrisch höhenverstellbare Recaro LS Sitze mit Lendenwirbelstütze und verstellbarer Oberschenkelauflage in schwarzem Echtleder bezogen, 7-teiliger Veloursteppich aus dem Golf Country, Jetta GT Himmel, schwarze Verkleidungen, Brinkmeyer Ablagen, Syncro-Kassettenfach, Vortex Trapezrollo in der Heckscheibe, „Electric Sky“ am Schiebedach nachgerüstet, Hettel 100 Handbremsschloss
ICE: VW Gamma 2 auf USB und Bluetooth umgebaut, Vortex 2-Wege-Aufbaulautsprecher mit 15 Watt Leistung, hinten 100 mm Lautsprecher im originalen Kunststoffgehäuse
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