Den Porsche Boxster kaufte Gerhard Knon ursprünglich mal für seine Frau. Er selbst fährt lieber Golf R, natürlich mit Tiefgang, großen Rädern und allem, was so dazugehört. Doch wie so oft, gab es diesen einen Moment, der alles verändern würde. Bei Gerhard find er mit einem Lenkrad an.
Ich bekam das Lenkrad eines 996 Edition in die Finger und musste es sofort probestecken, erinnert sich Gerhard an den schicksalhaften Tag vor rund vier Jahren. Seit dem bin ich nicht mehr hinter dem Lenkrad weg gekommen. Das Dreispeichen-Steuer mit silbernen Dekorelementen steht dem Boulevard-Porsche sehr gut. Und das war, wie gesagt, nur der Anfang...
Wer will guten Porsche machen, der muss haben viele Sachen
Beruflich verdient der Passauer Autofan seine sprichwörtlichen Brötchen mit dem Ausfahren von Backwaren einer Großbäckerei. Dabei kutschiert er allerhand zweckmäßige Gefährte über Bayerns Straßen. Sportlich ist keines von diesen Fahrzeugen, szenetauglich schon gar nicht. So reifte der Wunsch nach mehr Leistung eines Tages wie ein Sauerteig in Gerhards Kopf heran. Ein guter Freund machte ihm ein unmoralisches Angebot.
Ein 3.2-Liter-Sechszylinder vom Porsche-Tuner Ruf sollte den serienmäßig 204 PS starken 2.5-Liter Boxer beerben. Aufgrund der Altersunterschiede von Spenderorgan und Empfänger. Zusammen mit Ludwig Zechetmayr von der Firma Race-Art in Neuhaus an der Inn rüstete man das Triebwerk von E-Gas auf Seilzug-Gas um. Bei Probeläufen erwies sich weiterhin die Kombination aus Porsche 911/996 Drosselklappe und Einspritzeinheit als durchsatzfreudiger.
Geräuschvoller Geschmacksverstärker
Ein Edelstahl-Fächerkrümmer aus dem Hause Cargraphic erleichtert den Abgastransport, 200-Zellen-Rennkats übernehmen die Reinigung. Eine Auspuffanlage von Oettle Tuning kümmert sich um die möglichst geräuschvolle Verwertung der heissen Luft, dank Bypass wirkt der ganze Auspuff nunmehr wie eine klappengesteuerte Anlage mit permanent geöffneten Klappen.
Dank der angepaßten Ruf-Software bringt es der Roadster auf locker 300 PS, wobei ein Prüfstandslauf noch bevorsteht. Bei dieser Leistung bekam der TÜV-Onkel Kopfschmerzen und die rührten garantiert nicht vom glutenhaltigen Brot. Die Tatsache, daß die rund 100 Mehr-PS durch gelochte (aber vom Durchmesser mit der Seriengröße identische) Bremsscheiben in Zaum gehalten werden sollten, war für den Ingenieur schwer verdaulich und bedurfte einiger Überzeugungsarbeit.
Hart wie Pumpernickel oder weich wie Baguette?
Die Tieferlegung des ja ohnehin nicht geländetauglichen Porsche setzte Gerhard mit Hilfe eines H&R Rennsportgewindes in die Tat um. Gute acht Zentimeter kauert der Wagen nun näher am Asphalt. An den Achsen drehen sich modifizierte Rial Daytone Race Felgen. Original in 8,5x19 und 11x19 Zoll gekauft, ließ unser Gerhard die schmalen Rundlinge umschüsseln. Die Hinterachse blieb unangetastet und stellt 275/30er Dunlop Sport Maxx zur Schau. Vorne beträgt die Felgenbreite exotische 9,25x19 und zieht die Flanken der 225/35er Dunlops ordentlich in die Breite.
Bördeln, ohne die Kruste zu beschädigen
Um gute drei Zentimeter wurden die Radläufe geweitet, natürlich unter Beibehaltung des originalen Lacks. Ein wenig Kosmetik stünde dem Boxster gut, fand Gerhard und montierte Scheinwerfer und Frontstoßstange vom 996 Carrera 2. Das ist alles Plug´n´Play, erinnert sich Gerhard, bei der Heckschürze war es nicht anders. Die 2004er Facelift-Stange mit großem Heckspoiler paßte problemlos. Na, das ist ja fast so einfach wie Sonnenblumenkerne auf Brötchen zu kleben, oder? Während Zubehör-Rückleuchten für einen etwas abgedunkelten Look am Heck sorgen, erhellen originale Xenon-Brenner die Straße vor dem Porsche.
Klangvoll mit Füßen getreten
Was hab ich nur verbrochen?, mag sich der Phase Linear Subwoofer wohl denken, wenn er in seinem Spezialgehäuse im Fußraum mal wieder einen Tritt abbekommt. Es ist natürlich alles andere als einfach, HiFi-Equipment im Boxster unterzubringen.
Das gilt weniger für den JVC MoniCeiver, als beispielsweise für das Alpine 3-Wege-System. Thomas Dippel von Maui-Sound fertigte lederbezogene Doorboards für Gerhard an und löste das Problem auf kreative Art und Weise.
Die Sherwood 4-Kanal-Endstufe sitzt (passend im Porsche Stil lackiert und mit Logo versehen) im Kofferraum.
Kleine Brötchen waren gestern
Es sind die zahllosen Details, die diesen Boxster so interessant machen. Der vollwertige, satt machende Auftritt, die wertvollen Zutaten wie die Porsche Gravur am Plexiglas-Windschott, der leichtfüßige, leicht verdauliche Durchzug und der heiser gurgelnde Boxermotor, der sich gekonnt in Szene setzt. Ein großes Dankeschön geht dabei an Gerhards bessere Hälfte Iris für ihre Unterstützung. Obwohl es eigentlich ihr Porsche ist, hat ihr inzwischen angetrauter Ehemann zeitweise mehr Zeit in der Garage als ihm Wohnzimmer verbracht. Und so wie ein guter Teig seine Zeit braucht, dauerte es drei Jahre bis aus dem rohen Porsche ein delikates Endprodukt geworden ist. Es war mit Sicherheit nicht Gerhards letztes Rezept, das er angerührt hat...
Text & Fotos: Igor Vucinic
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VAU-MAX kompakt
Fahrzeugtyp: Porsche Boxster
Baujahr: 1999
Motor: Umbau auf 3.2-Liter Ruf Motor, umgerüstet auf Seilzug-Gas, 996 Drosselklappe und Einspritzeinheit, Ruf Steuergerät, ca. 300 PS
Kraftübertragung: Sachs Sportkupplung, serienmäßiges 5-Gang-Getriebe
Auspuff: Cargraphic Edelstahl-Fächerkrümmer, 200-Zellen Rennkatalysatoren, Oettle Sportauspuff mit Bypass
Bremse: gelochte Bremsscheiben
Räder: 3tlg. Rial Daytona Race, vorne umgeschüsselt auf 9,25x19 ET50, hinten 11x19 ET46
Reifen: Vorne Nankang Ultra Sport in 225/35 R19, hinten Marangoni Mythos in 275/30 R19
Fahrwerk: H&R Rennsportgewinde, ca. 80mm Tieferlegung
Karosserie: Radläufe rundum um 3cm geweitet, Porsche 996 Frontstoßstange mit 996 Xenon-Scheinwerfern, Heckschürze Porsche Boxster Facelift 2004, getönte Klarglasrückleuchten
Innenraum: Porsche 996 Edition Lenkrad, 996 Schalthebel, Plexiglas-Windschott mit Porsche-Wappen, Türverkleidungen geledert
ICE: JVC MoniCeiver, Sherwood 4-Kanal-Endstufe, Alpine 3-Wege-System, Phase Linear Subwoofer im Beifahrerfußraum
Dank an: meine Frau Iris
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