V8-Monster mit Ethanol-Einspritzung

Wolf im Audi-Pelz: Der Abt Audi RS-7-LE 1000 im Fahrbericht

V8-Monster mit Ethanol-Einspritzung: Wolf im Audi-Pelz: Der Abt Audi RS-7-LE 1000 im Fahrbericht
Erstellt am 5. November 2024

Abt knöpft sich den Audi RS 7 Sportback vor, verpasst ihm ein Carbon-Aerodynamik-Kit sowie eine indirekte Wasser- / Ethanol-Einspritzung. Das Ergebnis ist eine längsdynamische Urgewalt besonderer Güte mit 735 kW / 1.000 PS.

Auf den ersten Blick ist an diesem Audi RS7 nichts Besonderes. Die Folierung erinnert an einen getarnten Prototypen und die Silhouette mit dem feststehenden Heckspoiler an ein marginales optisches Tuning. Doch unter dieser vergleichsweise gewöhnlichen Hülle, die die zahlreichen Anbau- und Karosserieteile des Carbon-Aerodynamik-Kits verdeckt, schlummert ein Wolf im Audi-Pelz. Dieser mobile Canis Lupus gehört zum Abt-Rudel und markiert sein Revier im malerischen Allgäu, um genau zu sein in Kempten. Die Tuning-Spezialisten haben sich einen Audi RS7 Sportback mit 441 kW / 600 PS geschnappt und kitzeln mit Hilfe eines IWI-Systems (Indirect Water/Ethanol-Injection, zu deutsch: indirekte Wasser/Ethanol-Einspritzung) bis zu 735 kW / 1.000 PS und ein maximales Drehmoment von brachialen 1.150 Newtonmetern aus dem Vierliter-V8-Motor.

Dieser Audi kommt mit Ethanol-Einspritzung

Das Prinzip ist schnell erklärt und steckt bereits im Namen Indirekte Wasser/Ethanol-Einspritzung. Dabei wird das Wasser-Ethanol-Gemisch vor den Drosselklappen zugeführt und kühlt die Luft zusätzlich, was Extra-Vitamine freisetzt. Damit das auch reibungslos klappt, steuert ein von Abt entwickeltes Steuergerät diesen Prozess. Zudem installieren die Techniker einen speziellen Ladeluftkühler und einen zusätzlichen Ölkühler. So entsteht ein leistungssteigernder Dominoeffekt. Neben der effizienteren Verbrennung des Kraftstoffs, sinken zudem die Temperaturen im Saugrohr, im Brennraum und im Abgastrakt, was die thermische Belastung reduziert und die Langstreckentauglichkeit des Systems gewährleistet.

Die Reserveradmulde dient als Tank

Apropos: Ein Tank in der Reserveradmulde des Kofferraums enthält das leistungssteigernde Gemisch für eine Reichweite von rund 3.000 Kilometern. Nachgefüllt wird über den Ad-Blue Zusatztankstutzen der eigentlich für die Audi-A7-Dieselmodelle vorgesehen ist. Bei Auslieferung des Fahrzeugs bekommt der Kunde einen Tankwagen mit 50 Liter mitgeliefert. Geht der Vorrat zur Neige, genügt eine Bestellung über die MyAbt-App und der Nachschub kommt nach Hause.

Es kommt auf jedes Detail an

Allerdings nehmen die Allgäuer Techniker nur Motoren an, die maximal 15.000 Kilometer gelaufen sind. Diese werden dann komplett zerlegt, um sie für die Kraftkur fit zu machen. Nur so führt die Power-Operation zum gewünschten Ergebnis. Kugelgelagerte Turbolader und geschmiedete Kolben kommen zum Einsatz. Verstärkte Pleuel und Kolbenbolzen garantieren die Belastbarkeit. Damit der Kraftprotz unter der Haube freier atmen kann, haben die Tuningspezialisten die Lufteinlässe vergrößert, ein Ansaugsystem aus Carbon und eine spezielle Abgasanlage verbaut. Auch die Zylinderlaufbuchsen werden gehont, wenn nötig. Das zeigt: Bei der Kühlung des Hochleistungsaggregats kommt es auf jedes Detail an.

Bis zu 1.000 PS sind drin

Noch einmal zur Erinnerung. Der Audi RS 7 Sportback ist mit 441 kW / 600 PS alles andere als eine mobile Schlafmütze. Die Äbte verwandeln diese Leistung in eine Allgäuer Dreifaltigkeit mit 603 kW / 820 PS in Stufe eins (sind immer vorhanden), 691 kW / 940 PS in Stufe zwei und letztendlich die brachialen 735 kW / 1.000 PS als Maximalleistung. Um diese Top-Power inklusive des Drehmoments von 1.150 Newtonmetern zu erreichen, muss man Benzin mit 102 Oktan tanken. Zapft man 98-Oktan-Sprit bleibt es bei den erwähnten 691 kW / 940 PS und 1.050 Nm Schluss. Immer noch mehr als genug.

Brachiale Fahrleistung

Soviel zu Theorie, nun zur Praxis. Wir rollen uns und den Antriebsstrang auf pittoresken Landstraßen warm und stellen fest, dass der Abt RS 7 nicht nur auf der Geraden, sondern auch in Kurven flink ist. Die Extrarunde hat noch einen Zweck. Unter einer Öltemperatur von 80 Grad lässt sich das System nicht aktivieren. Damit der Fahrer die Werte im Blick hat und die Extra-Vitamine freischalten kann, hat Abt eigens eine App entwickelt, die die Anzeigen per Apple CarPlay auf den Infotainment-Bildschirm projiziert. Ist alles bereit, schaltet man das System per RS-Knopf über den Touchscreen scharf. Zunächst auf die 940 PS, aktiviert man den Race-Modus fletscht der Abt-Wolf die Zähne und die volle Muskelkraft steht zur Verfügung. Klingt heftig. Ist es auch. Nach 3,0 Sekunden sind aus dem Stand 100 km/h erreicht und der Sturm geht weiter bis 330 km/h.

Supersportler und Gleiter 

Wir gleiten auf der Autobahn dahin. Vermeintlich. Denn 180 km/h fühlen sich an wie 60 km/h. Der Abt RS-7-LE 1000 liegt stabil, das Fahrwerk ist sportlich, aber immer noch komfortabel. Der Blick auf die Systemanzeigen signalisiert Bereitschaft. Zwischenzeitlich ist die Geschwindigkeit auf 150 km/h gesunken. Wir treten auf das Gaspedal und werden innerhalb der nächsten Sekunde in die Sportsitze geknüppelt. Actio gleich Reactio. Um der Wucht des Drehmoments Herr zu werden, krallen sich die Reifen in den Asphalt und schon sprintet der Abt-Audi los, als gäbe es kein Morgen mehr. Der Sound ist Verbrennungsadrenalin pur. Die Turbolader pfeifen, der Vierliter-Achtzylinder schlürft, saugt und japst nach Luft. Begleitet vom sonoren Bass der Auspuffanlage. Doch selbst dieses Akustikspektakel spielt angesichts der Spurtqualitäten des Sportbacks nur die zweite Geige. Ist der Antritt von null auf hundert schon beeindruckend, treibt einem der Durchzug jenseits der 200 km/h die Luft aus den Lungen und die Freudentränen in die Augen. Diese Wucht im oberen Geschwindigkeitsdrittel ist beeindruckend! Dabei bleibt der Abt RS-7 stets stabil und stellt den Piloten vor keinerlei Probleme.

Der Preis haut uns aus den Socken

Alles wunderbar. Doch so viel Spaß hat seinen Preis: Das Abt-Tuning kostet 205.000 Euro, exklusive des Autos. Der Audi RS 7 Sportback für die Kleinigkeit von 130.500 Euro, kommt noch obendrauf. Macht summasummarum 335.500 Euro. Jede Menge Holz. Dafür bekommt man aber dann ein Auto, das es mit jedem Supersportwagen aufnehmen kann, dabei absolut alltagstauglich ist und auf Wunsch Understatement pur bietet. Dass diese Erfolgsformel aufgeht, erkennt man, sobald man einen Blick in die Montagehalle der Kemptener wirft. Der Abt RS-7-LE 1000 ist ein Verkaufsschlager. Dort stehen die umrüstbereiten Boliden Schlange.

Datenblatt zum Abt RS7-LE 1000

19 Bilder Fotostrecke | V8-Monster mit Ethanol-Einspritzung: Wolf im Audi-Pelz: Der Abt Audi RS-7-LE 1000 im Fahrbericht #01 #02

Typ: Sport-Coupé
Motor: V 8-Motor mit Ethanol-Einspritzung
Hubraum (cm3): 3.996
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 1000 (736)
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 1.150
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 330
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 3,0
Getriebe: Achtstufige Tiptronic
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 12,6
CO2-Ausstoß (g/km): 284
Preis (Euro): 335.500
Basismodell (Euro): 130.500

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