Wer von Euch kann schon von sich behaupten, 14 lange Jahre dasselbe Auto zu bewegen? Einst als 16V bei Karmann in Osnabrück vom Band gelaufen, schockt dieser Corrado heute durch R32 Technik vom Feinsten. Bi-Turbo inklusive. Bestehen angesichts von 672 PS Motorleistung noch Fragen?

Allradantrieb war gestern. Im Golf 4...

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Während in Automobilzeitschriften darüber spekuliert wird, ob es sinnvoll ist, ein Auto mit über 200 PS Leistung und Vorderradantrieb auf den Markt zu bringen, baut Markus Heerdegen mal eben ein Triebwerk mit mehr als der dreifachen Pferdemenge in den Motorraum seines rarem 1995er Corrado.

Entsichert und geladen

Der Haudegen hat sein Projekt minutiös geplant und nichts dem Zufall überlassen. Die Basis für das herrlich unvernünftige Vorhaben stellt ein Sechszylinder aus dem Golf 4 R32. In den Brennräumen versenkte der Kaufmann Wössner Kolben mitsamt Arrow Pleueln. Natriumgefüllte Ventile versuchen den infernalischen Temperaturen im Auslasstrakt Herr zu werden, ehe die Abgase die zwei monströsen GT28RS-Lader in Wallung versetzen.

Wunderschöne Alus im Porsche-Turbo Design passen perfekt zum edlen Corrado.



Die beiden Hochleistungspumpen von Bosch haben so ihre liebe Not damit, das Benzin rechtzeitig aus dem Tank in Richtung Einspritzung zu befördern. Was noch so für den Auspuff übrig bleibt, wird durch eine 76mm Edelstahlanlage ins Freie gepustet.

Anfahren, leicht gemacht

Die Kraftübertragung der eingangs erwähnten 672 Pferde erfolgt mittels Sintermetallkupplung an ein 6-Gang-Getriebe. An der Vorderachse hängen zu diesem Zweck dreiteilige Porsche Turbo Räder in 9x17 Zoll ET41 mittels Lochkreisadaptern an höhenverstellbaren H&R-Gewindefederbeinen. Hinten sind es ebenfalls H&R-“Beine“, aber 9,5 Zoll breite Räder. Hinter den SLC-beschichteten Rundlingen arbeitet übrigens eine Porsche Bremsanlage daran, den Flitzer auch aus brenzligen Situationen rechtzeitig herunter zu bremsen.

So eine Porsche-Bremse macht auch an der Hinterachse eine gute Figur

Ihre liebe Mühe mit der Kraftentfaltung haben ein ums andere Mal die 225/35er Falken Gummis, die ihr Werk unter gezogenen Radläufen verrichten. In den Beifahrerkotflügel arbeitete Markus Luftschlitze ein. Als Regisseur würde sein Werk wohl „wenn die Vorderreifen Trauer tragen“ heissen.

Bei den restlichen Karosseriearbeiten zeigt sich der Turbo-Fan unseres Vertrauens angenehm zurückhaltend. Okay, die Geschichte mit den fehlenden Emblemen ist schon Standard. Dazu gesellen sich rot-weisse LED Rückleuchten sowie Klarglasoptik mit Bi-Xenon Technologie für die Frontpartie.

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Hygienisch rein

Trotz all der Begeisterung für die schiere Motorleistung wollen wir nicht vergessen, dass das Bi-Turbo-Menü äußerst appetitlich angerichtet wurde.

Unter der Haube geht es sauberer zu, als auf so mancher Intensivstation! Liebevoll verlegte Ladeluftrohre schlängeln sich über den verchromten Ventildeckel. Eine hochglänzende Ansaugbrücke reflektiert spiegelähnlich sämtliches einfallende Licht. Links daneben kauert der giftgrüne, offene Luftfilter und wartet auf seinen Einsatz.

Feines auch im Innenraum

Für den Leder-Look mussten einige Kühe ganz schön Federn lassen!



So vehement der Wagen zur Sache geht, so edel und luxuriös gibt sich der Innenraum dem Betrachter Preis. Es riecht nicht nur nach Nappaleder, es ist auch Nappaleder. 28 Quadratmeter, um genau zu sein. Die edle Tierhaut spannt sich über die Sitze wie auch das Raid Dino Lenkrad. Türverkleidungen und Cockpit bekamen ebenso etwas davon ab wie auch der Himmel und sämtliche Verkleidungsteile.

Der NeuTec Tacho reicht jetzt bis 320 Sachen. Lässt man den Blick weiter schweifen, fällt das Auge unweigerlich auf die Climatronic aus einem Passat 35i. Ein Alpine Receiver mit ausfahrbarem Monitor sorgt dank angeschlossenem DVB-T Receiver, DVD-Player und Playstation 2 dafür, dass auch auf verregneten Treffen keine Langeweile aufkommt.

Die Dauer seines Aufbaus umschreibt Markus mit 14 Jahren. Rechnet man die Zeit bis zu dem Tag der Erstzulassung zurück, ergibt sich ein sehr beeindruckendes Ergebnis, vor dem wir unseren Hut ziehen. Wie gut die Sache mit dem Timing bei Markus klappt, zeigt folgende Anekdote:

Der Corrado wurde exakt am Tag der Abreise zum Wörthersee fertig. Die folgende Jungfernfahrt überstand das Coupé ohne Probleme. Da zeigt sich einmal mehr, dass man Qualität durch Zugabe von noch mehr Qualität nur noch verbessern kann!

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Corrado

Baujahr: 05.01.1995 und EZ: 26.01.1995

Motor: 3,2 Liter V6, Kennbuchstabe „BFH“, Wössner Kolben, Arrow Pleuel, natriumgefüllte Ventile, zwei GT28RS Turbolader, Steuergerät angepasst, grosser offener Luftfilter, zwei Bosch Hochleistungsbenzinpumpen, 19-Reihen Ölkühler, 76mm Edelstahlanlage

Leistung: 672 PS

Getriebe: 6-Ganggetriebe, Kennbuchstabe „DRW“, Einmassenschwungrad, Sintermetallkupplung

Bremsen: vorne vom Porsche 996, hinten vom Porsche 993

Räder: 3tlg. Porsche Turbo, SLC beschichte, vorne in 9x17 ET 41, hinten in 9,5x17 ET 47 auf Lochkreisadaptern

Reifen: Falken FK 452 in 225/35 R17

Fahrwerk: H&R Gewindefahrwerk, Wiechers Domstrebe vorne

Karosserie: VW Embleme entfernt, In.Pro Klarglasscheinwerfer, Klarglasblinker, rot-weisse LED Rückleuchten, Lackierung in Aquablau Metallic (LC5U)

Innenraum: Raid Dino Lenkrad, Cockpit, Recaro Sitze, Himmel, Verkleidungen und Boden mit 28 m² beigem Nappaleder bezogen, NeuTec 320 km/h Tacho, Zusatzinstrumente für Abgastemperatur, Ladedruck und Öldruck, Climatronic vom Passat 35i

ICE: Alpine IVA-D 310 Receiver, zwei Audison Verstärker, Anselm Andrian Lautsprechersystem, zwei 30er Alpine Subwoofer im Heckausbau, DVD, DVB-T, Playstation 2, Alpine Dolby Digital Soundprozessor

Dank an: an meine verständnisvolle Frau, meine Eltern, Thomas, Ingo, Michael Döppel (Turbodödel), „Flitze“ Andreas Jakob und alle die mir geholfen haben! www.turbo-mh.de

73 Bilder Fotostrecke | Krasses Corrado-Tuning mit 672 PS dank Umbau auf R32 samt Bi-Turboaufladung: Soweit die Vorderräder tragen – oder auch nicht #01 #02