Manchmal irrt man in den schier unendlichen Weiten des Tuning-Universums herum, bis man endlich "seinen" Stil gefunden hat. Bei Slavisa Bjeljac aus Karlovac schwirrte der Gedanke vom cleanen, einfachen OEM-Style jahrelang im Kopf herum, bis er ihn endlich in die Tat umsetzen konnte. Freunde nennen ihn übrigens "Slavek" - und Freunde hat der Kroate gottseidank eine ganze Menge. Allein wäre so ein Projekt nämlich kaum in die Tat umzusetzen.

Aller Anfang ist schwer

Die Tuning-Szene ist in Kroatien ein zartes Pflänzchen, welches seit vielen Jahren liebevoll von Enthusiasten und Liebhabern vierrädrigen Fortbewegungsmittel gehegt und gepflegt wird. Organisationen wie der VW Club Croatia, die eng mit dem kroatischen VW-Generalimporteur und dem größten Automobilclub des Landes zusammenarbeiten, kümmern sich um Hilfe bei technischen Problemen, der Ersatzteilbeschaffung und klären die Aspekte bei Umbauten, die selbst beim TÜV mehr als nur ein Kopfkratzen verursachen. Schon mehrfach haben es Fahrzeuge aus dem beliebten Urlaubsland geschafft, das Interesse in der internationalen Tuning-Welt zu wecken. Ein wohl global bekanntes Projekt ist der Lupo mit zwei V6-Motoren, den wir schon vor längerer Zeit auf Vau-Max.de vorgestellt haben: KLICK

Rost-Umwandlung mal anders

Nun aber zurück zum aktuellen Auto. Nachdem Slavek sich an verschiedenen Varianten des Tunings ausgetobt hatte und beim Rat-Style hängengeblieben war, läutete er die Kehrtwende ein. Er hatte eines Tages genug von verrosteten Motorhauben, gammeligen Dachgepäckträgern und Patina an alten Mercedes-Radblenden. Sein nächstes Projekt sollte simpel, sauber und OEM-bezogen sein, soweit nur möglich.

Die Basis war leider das komplette Gegenteil. Rot, rostig, lahm und das Interieur miefte dermaßen undefinierbar abartig, dass es als erstes rausflog. Zusammen mit seinen Freunden baute Slavek ein Gestell, auf dem er die komplett gestrippte und zerlegte Karosserie bewegen und so aus jedem Winkel bequem bearbeiten konnte.

2E olé

Rostlöcher wurden schnell verschlossen, die Radläufe in Blech geweitet und der Motorraum bekam eine gründliche Glättungskur. Der originale 1.3 Liter Motor wanderte für ewig aufs Altenteil. Slavek organisierte einen 2 Liter "2E"-Vierzylinder aus einem Passat und baute den Achtventiler auf Solex-Doppelvergasertechnik um.

Black is beautiful

Um dem Trend zu glänzenden Motorräumen ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, lackierte der Kroate Motor und sämtliche Anbauteile in schwarz. Das Dieselgetriebe mit seinem fünften "Öko"-Gang flanscht sich ebenfalls in der dunkelsten aller Farben ans Aggregat. Die Säuberungsaktion hat dem Motorraum gut getan. Keine Batterie mehr (die fährt jetzt im Kofferraum mit), weniger Kabel (sind noch immer zu viele und müssen weg) und der Verlust des Kühlmittel-Ausgleichsbehälters (Slavek baute aus einem Golf 3- und einem 1er Dieselkühler ein Einzelstück mit verstecktem Behälter) reduzieren das Abteil aufs Wesentliche. Da er ohnehin nur bei schönem Wetter unterwegs ist, braucht´s auch keinerlei Wischi-Waschi-Anlage zum Reinigen der Scheibe.

Vernarrt in Felgen

Das Thema BBS-Felgen ist auch bei Slavek ein ganz heißes Eisen. Er kaufte einen Satz originaler 6,5x15 Räder, zerlegte sie und baute sie mit breiteren Schüsseln wieder zusammen. So fährt der Golf nun auf 7,5 und 8,5x15 breiten Rädern, schwarz lackierten Sternen und mit 195/45er Gummis bereift. Das Gewindefahrwerk wurde auf eine showtaugliche Tiefe justiert, wobei Slavek nachts immer wieder von Airride-Träumen aus dem Schlaf gerissen wird. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Zum Schluß kam das wieder rein, was als erstes über Bord ging - das Interieur. Slavek ließ ganz schnöde Normalsitze neu aufpolstern und mit Kunstleder beziehen. Die Kopfstützen sind dabei irgendwie "in Vergessenheit geraten". Nach langer Suche (eBay sei Dank) ließ sich sogar ein originales, durchfallbraunes Armaturenbrett inklusiver passender Verkleidungen auftreiben, welches jedoch erst nach dem Fototermin montiert werden konnte.

Des einen Freud ist des anderen Leid

Als Slavek mal wieder bei einem Grillabend mit Bier und reichlich Fleisch mit Kumpel Mata über den Sinn des Lebens spekulierte, bot dieser ihm günstig ein DigiFiz an. Trotz angeheiterter Atmosphäre und literweise Hopfentee schalteten Slaveks Synapsen auf Dauerfeuer. Ein "Mäusekino" war das ultimative Extra, was in seinem Retro-OEM-Styler noch fehlen würde, bisher für Geld und gute Worte jedoch nicht auffindbar war. Ehe der Kumpel ahnte, was er da überhaupt verkauft hatte, war der Deal per Handschlag besiegelt und nicht mehr rückgängig zu machen.

Slavek schraubt, wie er sagt, aus purem Spaß an der Freude an Autos. Um Anerkennung geht es ihm dabei nicht, vielmehr um die Benzingespräche unter Freunden und Grillpartys und gute Laune in den Sommermonaten. Daß er nie so richtig fertig ist, tja, daran hat er sich schon gewöhnt. An die Felgen legte er wieder mal etwas Hand an, etwas mehr negativer Sturz an der Hinterachse (sieht so schön fett aus) wär nicht schlecht, eine GTI-Lippe und ein G60-Triebwerk unter der Haube, aber maximalst gecleant bitte. Und was macht Kumpel Mata, der unfreiwillige "Spender" der seltenen Anzeigentafel? Nun, gut befreundet sind Slavek und er noch immer. Nur die Geschäfte, die macht Mata in Zukunft wohl nur noch OHNE das Bier in der Hand...!

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: Golf 2

Baujahr: 1987

Motor: 2.0 "2E" aus einem VW Passat, 40er Solex Doppelvergaser, Rover Benzinpumpe, Eigenbau-Kühler ohne sichtbaren Ausgleichsbehälter, bestehend aus Golf 3 und Golf 1 Teilen, Batterie und Scheinwerfer-Reinigungsanlage entfernt, Verkabelung teils versteckt, alle Teile schwarz lackiert, Motorraum geglättet

Kraftübertragung: Golf 2 GTI Kupplung, Dieselgetriebe mit 20-30% Sperre und E-Gang

Auspuff: Eigenbau-Anlage mit Supersprint-Komponenten

Bremse: G60-Bremse an der Vorderachse

Räder: BBS-Felgen, von 6,5 auf 7,5 und 8,5x15 Zoll umgebaut, Stern schwarz lackiert

Reifen: Uniroyal in 195/45 R15

Fahrwerk: FK Gewindefahrwerk

Karosserie: Radläufe rundum geweitet und gezinnt, US-Rückleuchten, Karosserie gecleant, Neulackierung in "Latte Macchiato spezial"

Innenraum: braune Türverkleidungen, Golf 1 Sitze ohne Kopfstützen und mit Rückbank neu geledert, Spucknapf-Lenkrad, DigiFiz

ICE: Blaupunkt Retro Radio

Dank an: Mata, Miro, meine Freunde

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50 Bilder Fotostrecke | Eindeutig zweideutig - VW Golf 2 im Latte-Macchiato Style: BBS Felgen und Oldschool-Retro-Tuning am 87er VW #01 #02