Honda kommt mit den Prelude in ein Segment zurück, das es an sich gar nicht mehr gibt. Bezahlbare Sportcoupés sind längst vergessen – doch wo bleibt beim neuen Prelude die Dynamik, die ein Coupé bieten sollte? Porsche 924, VW Scirocco, Hyundai Genesis, Peugeot RCZ oder Opel Astra GTC – es gab sie einmal die sportlichen Zweitürer zu bezahlbaren Preisen. Mit Platz für zwei, einem schicken Design und jeder Menge Emotionen hoben sich diese in ihrer entsprechenden Ära wohltuend von drögen Limousinen oder den allgegenwärtigen SUV ab. Auch Honda war einst sportlicher denn je und unterstrich dies abgesehen von einem grandiosen NSX mit Mittelstands-Coupés wie CRX oder Prelude. Genau diesen Prelude legen die technikverliebten Japaner jetzt wieder auf und haben damit im Volumensegment ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Leider hapert es mit dem dynamischen Anspruch, denn so sehenswert sich das Coupé gerade von außen auch präsentiert, so wenig sportlich sind seine Gene. Das liegt erst einmal an einem Antriebskonzept, das sich maximaler Effizienz verschrieben hat. Statt eines kraftvollen Turbomotors mit 250 oder gar über 300 PS wie es einst der imposante Kurvenräuber Honda Civic Type R bot, gibt es beim dann noch frontgetriebenen Prelude ein müdes Hybridpaket aus einem Benziner und zwei Elektromotoren. Entsprechend vielversprechend ist der Normverbrauch mit 5,2 Litern Super / 100 Kilometer.
21 Bilder Fotostrecke | Zurück im Segment der bezahlbaren Coupés – aber kann der Prelude wirklich sportlich?:
Der zwei Liter große Saugmotor mit effizientem Atkinson-Zyklus treibt abhängig vom angewählten Fahmodus die Vorderachse gar nicht direkt an, sondern speist bei normaler Fahrt allein eine kleine Batterie diese dann den Elektromotor mit entsprechender Energie. Ist der Prelude – erkennbar auch über eine Anzeige in der Instrumenteneinheit – im Hybridmodus unterwegs, versorgt der Generator den elektrischen Antrieb oder der Benziner mit Direkteinspritzung ist über eine sogenannte Überbrückungskupplung mit den 19-Zöllern an der Vorderachse verbunden. Die Fahrleistungen sind entsprechend – die sportlichen Ambitionen auch. So leistet das Antriebspaket im Vorderwagen 135 kW / 184 PS und ein überschaubares Drehmoment von 315 Nm. Genug, um im Verkehr mitzuschwimmen, doch von dem allemal schnittig gezeichneten Zweitürer verlangt es mehr. Allzu synthetisch hängt der Japaner am E-Gas, beschleunigt munter, aber alles andere engagiert.
Um dem Fahrer Sportlichkeit vorzugaukeln, haben die gewohnt erfindungsreichen Honda Entwickler aus der stufenlosen Automatik ein imaginäres Achtganggetriebe kreiert, das mit Druck auf den S+-Taster wahre Emotionen wecken soll. Angestrengte Gangwechsel, die es gar nicht gibt und ein Auspuffblubbern beim Herunterschalten, bei dem man sich fragt, was das alles soll – Emotionen und Sportlichkeit? Eher nicht. Der 1,5 Tonnen schwere Honda ist eben kein Sportler und seine Leistung reicht in heutigen Zeiten auch nicht aus, um den Fahrer zu beeindrucken. Doch muss das überhaupt sein? Denn an sich passt das Paket es Honda Prelude, mit ausreichend Leistung, dem wertigen Innenraum mit etwas zu viel Hartplastik und einem Fahrwerk, das auch bei flotter Fahrt jede Menge Freude macht. Zugegeben, ein Sportcoupé ohne echten Motorklang und einer abregelten Höchstgeschwindigkeit von müden 188 km/h ist alles andere als ambitioniert.
Doch der Prelude ist auch in seinen vorherigen Generationen nie ein Dynamiker gewesen. Eher eine elegante und edle Alternative zu Civic oder Accord und ohne jeden Anspruch, Kurvenlinien zu räubern und den Piloten mit Fahrfreude zu verzaubern.
Bleibt die Frage, ob ein solch effizienter Hybridantrieb in einem Sportcoupé die rechte Wahl ist, denn der Prelude verspricht von seinem Design deutlich mehr, als er letztlich halten kann. Und das zu einem Einstandspreis von 49.500 Euro, der durchaus ambitioniert ist. Daher dürfte sich das neue Sportcoupé in der Garage von Honda auf den meisten Märkten schwertun und so mancher träumt von der Neuauflage eines Type R – wieso nicht hybridisiert oder gar mit Elektroantrieb?
Stefan Grundhoff; press-inform
Technische Daten:
Motor: Saugbenziner mit Elektromotor
Hubraum: 1.993 ccm
Leistung: 135 kW / 184 PS
Max. Drehmoment: 315 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: 8,2 Sekunden
Antrieb: Front
Getriebe: CVT
Normverbrauch: 5,2 l/100 km / 117 g CO₂
Ladevolumen: 264–760 Liter
Preis: 49.500 Euro
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