Wer einen Blick in die internationalen Zulassungszahlen wirft, kann in Europa einen langsamen Trend zum Elektroauto zu erkennen. Gerade Konzerne wie Volkswagen, Stellantis oder Hyundai drücken neben Tesla immer mehr E-Mobile in die Märkte. Dass einige Stromanbieter die Preise anheben und die Struktur undurchsichtiger machen, erscheint wenig hilfreich.
Letztlich macht es die schiere Masse. Verglichen zum Zeitraum vor zwei oder drei Jahren wird das Angebot an Elektroautos in Europa immer größer. Auch wenn Hersteller und Politik längst verstanden haben, dass der Umstieg in die Elektromobilität deutlich länger dauern wird als ehemals avisiert, gehen die Verkaufszahlen der elektrifizierten Modelle in vielen Ländern spürbar nach oben. Volkswagen hat seine Elektromodelle mit dem ID-Label mittelweile ebenso ausgerollt wie Skoda oder Audi und auch Porsche steigt – mit der Folge eines grausigen Jahresergebnisses – zunehmend auf die Elektromodelle um. Konzerne wie Hyundai, Stellantis oder Renault-Nissan – in deutlich preissensibleren Segmenten unterwegs – legen bei den Elektrofahrzeugen klassenübergreifend ebenfalls nach. Vom Kleinwagen bis zum Mittelklasse-SUV gibt es mittlerweile nahezu allenthalben Fahrzeuge, die nicht an einer Tankstelle halten müssen und stattdessen die Ladesäule bevorzugen.
Der Umschwung scheint langsam geschafft, doch da sorgen die Preisanhebungen einiger Ladenetzbetreiber ebenso für Irritationen wie die komplizierten Abrechnungsmodelle, die kaum mehr ein Nutzer versteht. Dabei sind die Kosten für eine Kilowattstunde Ladeenergie gerade im öffentlichen Bereich schon teuer genug. Da scheint es wenig hilfreich, die Preise weiter zu erhöhen. EnBW, einer der großen Netzbetreiber, bietet die Kilowattstunde Energie in seinem Ladetarif S aktuell ohne Grundgebühr für 0,59 Euro an. Tankt an der EnBW-Ladesäule ein Fremdnutzer, erhöhen sich die Preise auf bis zu 0,89 Euro. Selbst im Ladetarif M mit einer monatlichen Mindestgebühr von 9,90 Euro reduziert sich der Preis für EnBW-Kunden auf gerade einmal 49 Cent. Ähnlich sieht es in einer Metropole wie München aus. Der lokale Anbieter SWM will für eine kWh AC-Ladung 0,49 Euro und für DC-Schnellladung 0,69 Euro haben.
Nicht viel anders sieht es bei Ionity, dem Zusammenschluss einiger Autohersteller aus. Dabei sollten gerade die ein gestiegenes Interesse daran haben, dass der Umstieg in die Elektromobilität so schnell als möglich gelingt. Ohne eine monatliche Grundgebühr liegt der Mindestpreis für eine Kilowattstunde bei stattlichen 0,70 Euro. Nur mit einem entsprechen Laufzeitvertrag nebst Mindestgebühr reduziert sich der Preis auf 0,39 / 0,49 Euro. Wer vor Ort einfach an die Ladesäule fährt und per Kreditkarte bezahlt, zahlt sogar 75 Euro / kWh. In Skandinavien oder den USA sind ein Großteil der Schnelllader nicht nur 300 mit 300 / 400 kW ausgestattet, sondern erlauben das Ad-hoc-Nachladen für umgerechnet weniger als 40 Cent. Der ADAC hatte jüngst erst beklagt, dass sich die Ladetarife zwischen einem Nachtanken mit oder ohne Vertragsbindung allzu groß unterschieden. Bei EnBW oder EWE Go liegt der Abstand zwischen den Tarifen mit oder ohne Vertrag zwischen 52 und 85 beziehungsweise zwischen 59 und 87 Cent. So wollen die Betreiber die Kunden dazu bringen, in einen Laufzeitvertrag einzusteigen.
Maingau, lange Zeit mehr als ein Geheimtipp unter Fahrern eines Elektroautos, hebt seine Preise Mitte August ebenfalls an. Die Kilowattstunde kostet an einem Schnellader, der oftmals noch nicht einmal 300 kW oder mehr bietet, dann 0,62 Euro. An bestimmten Ladepunkten, unter anderem bei den beliebten Hyperchargern von Aral, Eon, EnBW oder EWE Go sind es sogar bis zu 0,82 Euro. Nur an den müden AC-Ladern wird es für Maingau-Kunden 0,10 Euro pro kWh günstiger.
Tesla hat seine Ladepreise gerade außerhalb der Hauptgeschäftszeiten gegen den Trend gesenkt. Anders als andere Anbieter variieren die Preise an den beliebten Tesla Superchargern und liegen in der Nebenzeit zumeist zwischen 0,32 und 0,48 pro Kilowattstunde. In den Nachmittags- und frühen Abendstunden sind es je nach Nachfrage zwischen 0,48 und 0,60 Euro – ebenso wie für Nachtanker von Fremdmarken. Das liegt etwas unter dem Niveau von Shell, die von den Kunden ohne Monatsgebühr 0,56 bis 0,67 Euro haben wollen. Bei Fremdnutzern sind es sogar 79 Cent – zuzüglich einer Transaktionsgebühr von 0,35 Euro.
Gerade in den überfüllten Innenstädten hat da mancher Nachtlader schon seine böse Überraschung erlebt. Ein stetes Ärgernis bleiben die Blockiergebühren, die viele Netzbetreiber oder städtischen Betreiber berechnen. EnBW oder EWE Go verlangen ebenso wie viele Ladesäulen von städtischen Betreibern, bereits ab vier Stunden Ladezeit 10 Cent Strafgebühr. Bei einigen ist die auf 12 oder 24 Euro begrenzt. Happig bleibt es allemal und wenig hilfreich für die Elektromobilität.
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