Die Anzahl der E-Autos auf deutschen Straßen nimmt immer weiter zu. Im Jahr 2020 waren etwa 395.000 Elektroautos in Deutschland zugelassen, ein Anstieg um mehr als 200% im Vergleich zum Vorjahr. Diese positive Entwicklung setzte sich in den letzten zwei Jahren fort. Von einer Revolution durch die Elektromobilität kann man jedoch noch nicht sprechen, denn zumindest in Deutschland haben Benziner noch einen hohen Stellenwert und die deutschen Autobauer hinken in Sachen “eMobility” der internationalen Konkurrenz hinterher.
Zwar haben Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW strategische Pläne für den Ausbau ihrer E-Auto-Sparte vorgelegt, dies liegt jedoch auch am Druck, den Firmen wie Tesla oder der chinesische Autobauer BYD aufgebaut haben. Auf den jüngsten Automessen waren es vor allem diese Wettbewerber, die glänzen konnten. BYD ist ein strategischer Partner von Mercedes-Benz im Chinageschäft; in Europa wollen sie nun zuerst in Schweden, dann aber auch in Deutschland an den Start gehen. Dies dürfte für einige Unruhe sorgen, war es für die deutsche Autobranche - trotz einigem Reformwillen - doch schon länger nicht mehr nur “smooth sailing”. Längst geht es nicht mehr darum, mit Konkurrenten wie Tesla gleichzuziehen, sondern darum, sie zumindest einzuholen, etwa bei der Reichweite der E-Autos.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres machten E-Autos nur etwas mehr als 7 Prozent des gesamten Absatzes von Volkswagen aus, dies entspricht etwa 165.000 Autos. Auch bei Audi und Mercedes-Benz machte die E-Mobilität einen ähnlich kleinen Anteil aus, lediglich BMW schaffte es auf knapp über 10 Prozent. Dass diese Zahlen problematisch sind, wird schnell klar, wenn man bedenkt, dass beispielsweise VW innerhalb der nächsten zehn Jahre in Europa nur noch E-Autos bauen möchte. Mit der Konkurrenz aus China, von Tesla ganz zu schweigen, dürfte dies kaum zu erreichen sein.
Hinzu kommt, dass der Verkauf von E-Autos in Deutschland nicht so boomt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Gegenüber reinen Verbrennermotoren machen Autos mit Elektro- oder Hybrid-Antrieben insgesamt immer noch deutlich weniger als 10 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge aus. Im September 2023 wurden laut ADAC lediglich 32.000 neue Elektrofahrzeuge zugelassen - weniger als die Hälfte der Anzahl vom August. Zu den Gründen für diesen Rückgang gehört laut CyberGhost vor allem der Mangel an finanziellen Anreizen für den Umstieg vom Benziner auf E-Auto. In einer Umfrage haben 21% der deutschen Befragten angegeben, dass ihnen ein Elektroauto derzeit zu teuer ist. Grundsätzlich ist bei der Mehrheit der Deutschen nämlich durchaus Umweltbewusstsein vorhanden, und viele Bürgerinnen und Bürger wären willig, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, wenn es nicht mit so erheblichen Extrakosten verbunden wäre.
Ob es mit dem Einstieg neuer Autobauer und dem Ausbau von Ladestationen bald erschwinglicher wird, ein umweltfreundliches E-Auto zu nutzen, bleibt abzuwarten. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, bei der politische Reformen, Druck von Umweltaktivisten und die übergreifende wirtschaftliche Lage eine Rolle spielen. Aber für VW, BMW und Co gilt: Entweder sie werden zum Zugpferd oder sie lassen sich abhängen. Dann bliebe womöglich nur noch die Rolle als Juniorpartner von Tesla oder BYD.
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