Volkswagen hat den Export seines Elektro-Vans ID. Buzz in die Vereinigten Staaten vorerst gestoppt. Besonders betroffen ist die Langversion, die speziell für den US-Markt vorgesehen war und ausschließlich im Werk Hannover gebaut wird. Wann die Lieferungen wieder aufgenommen werden, ist derzeit unklar – und auch die Gründe für die Unterbrechung sind vielschichtig.
Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise und den Branchendienst Marklines berichtet, wurde der Export bereits im Mai gestoppt. Auslöser war zunächst ein Rückruf: Mehr als 5.000 Fahrzeuge müssen in den USA zurück in die Werkstatt, weil die Rückbank der dritten Sitzreihe laut US-Vorschriften zu breit ist. In dieser Reihe sind lediglich zwei Sicherheitsgurte verbaut – doch laut den Behörden könnten drei Personen Platz finden, was gegen geltende Sicherheitsstandards verstößt.
Ironischerweise ist es also ausgerechnet die zu breite Sitzbank, die VW den Zugang zum US-Markt erschwert – in einem Land, in dem besonders großzügige Sitzmaße ansonsten eher begrüßt als beanstandet werden. Während amerikanische Kunden bei Pick-ups und Fullsize-SUVs oft XL-Komfort verlangen, scheitert ausgerechnet ein europäisches Modell an zu viel Platz auf der Rückbank.
Volkswagen plant als Lösung eine bauliche Anpassung: Eine zusätzliche Verkleidung soll den Sitzbereich künftig so verengen, dass klar erkennbar nur zwei Personen dort Platz finden – und die US-Vorgaben erfüllt werden.
Doch die Sitzfrage ist offenbar nur ein Teil des Problems. Insider berichten, dass auch wirtschaftliche Gründe – insbesondere neue Einfuhrzölle – zum Exportstopp beigetragen haben. Seit April 2025 gelten auf in Europa produzierte Fahrzeuge Einfuhrzölle von 27,5 %, zuvor waren es lediglich 2,5 %. Diese neue Regelung stellt das gesamte Geschäftsmodell infrage, denn sie frisst potenzielle Gewinne nahezu vollständig auf.
Der ID. Buzz wird ausschließlich in Deutschland gefertigt, während VW zwar ein Werk in Chattanooga (Tennessee) betreibt – dort aber bislang nur den ID.4 produziert. Ob die US-Fabrik technisch und logistisch in der Lage wäre, auch den Buzz zu bauen, ist fraglich. Auch der Import einzelner Bauteile wie Batterien oder Antriebe wird durch die neuen Zölle unattraktiv.
Der Fall des ID. Buzz steht exemplarisch für die Herausforderungen europäischer Autobauer in den USA. Hersteller wie Audi und Porsche, die über keine US-Fertigung verfügen, wären langfristig massiv betroffen. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte bereits mehrfach betont, dass Exporte aus Europa unter diesen Bedingungen wirtschaftlich kaum noch sinnvoll seien.
Ob VW den Export des ID. Buzz noch vor einem politischen Durchbruch wieder aufnehmen kann, ist offen. Bislang gibt es weder eine Einigung mit den US-Behörden noch einen übergreifenden Zoll-Deal zwischen EU und USA. Die ursprünglich anvisierten Verkaufszahlen von bis zu 40.000 Einheiten jährlich erscheinen unter den aktuellen Bedingungen jedenfalls unrealistisch. Laut Marklines gelangten im ersten Quartal noch rund 1.900 Fahrzeuge in die USA, im zweiten Quartal waren es – bis zum Rückruf – nur noch rund 570.
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