Das Rückwärtsfahren zählt weiterhin zu den größten Unfallrisiken im Straßenverkehr: Laut ADAC erfolgt jede vierte Kollision mit Fußgängern am Heck eines Fahrzeugs. Und laut Daten des Versicherers Allianz entstehen durch Parkrempler jährlich Schäden in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro. Viele dieser Unfälle ließen sich durch moderne Assistenzsysteme verhindern. Der Automobilclub hat daher zehn Fahrzeugmodelle mit automatischen Notbremsassistenten (AEB) für das Rückwärtsfahren getestet. Die Fahrzeuge mussten in verschiedenen Szenarien sowohl stehende als auch bewegte Hindernisse erkennen und vor einem Zusammenstoß automatisch abbremsen.
Zwar zeigen sich die Systeme im Vergleich zum ersten ADAC-Test aus dem Jahr 2019 deutlich verbessert – damals konnte kein einziges Fahrzeug alle Prüfungen bestehen – doch besteht weiterhin Verbesserungsbedarf. Im aktuellen Test konnten vier der zehn Modelle (BMW X3, Volvo EX30, Ford Puma, VW Tiguan) alle Hindernisse zuverlässig erkennen und durch das rückwärtige Notbremssystem sowohl Menschen als auch Gegenstände wirkungsvoll vor einem Aufprall schützen. Auch der Hyundai Ioniq 5 überzeugt weitgehend, zeigt jedoch bei einer Fahraufgabe mit acht km/h leichte Schwächen.
Andere Hersteller schneiden weniger überzeugend ab: Das System des Mercedes E 220 gilt grundsätzlich als robust, übersieht jedoch einen auf einem Bobbycar platzierten Dummy hinter dem Fahrzeug. Der Skoda Enyaq erkennt zwar einige Hindernisse, bremst jedoch oft zu spät. Der BYD Seal wiederum reagiert rechtzeitig auf seitlich kreuzende Fußgänger und Radfahrer, versagt jedoch bei statischen Hindernissen.
Der aktuelle Vergleich zeigt: Es gibt bereits serienreife Notbremssysteme, die zuverlässig vor Kollisionen schützen, gleichzeitig kosteneffizient und technisch ausgereift sind. Aus Sicht des ADAC sollten Fahrzeughersteller den serienmäßigen Einbau solcher Systeme daher deutlich forcieren. Auch eine nachträgliche Funktionserweiterung per Software-Update sei wünschenswert – zumal viele Fahrzeuge bereits über die erforderliche Sensorik verfügen. Für Notbremsassistenten beim Vorwärtsfahren besteht seit Mitte 2024 eine EU-weite Pflicht für alle Pkw-Neuzulassungen. Dasselbe wünscht sich der ADAC nun auch für rückwärtige Systeme.
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