Mängelzwerge und -Riesen | Porsche: Top – Dacia: Flop

Der große TÜV-Report 2021

Mängelzwerge und -Riesen | Porsche: Top – Dacia: Flop: Der große TÜV-Report 2021
Erstellt am 9. November 2020

Die Haltbarkeit der Autos wird immer besser - über alle Preis- und Fahrzeugklassen hinweg. Das belegt der TÜV-Report 2021. Der Gesamtsieg beim Kampf um den Titel „Mängelzwerg“ geht an einen alten Bekannten.

Der Zustand der Automobile, die auf deutschen Straßen unterwegs sind, wird besser. Knapp jedes fünfte Auto (19,9 Prozent) ist bei der TÜV-Hauptuntersuchung (HU) aufgrund von „erheblichen Mängeln“ (EM) durchgefallen. Das sind laut dem TÜV-Report 2021 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Interessanterweise ist der Anteil der Pkw „ohne Mängel“ um genau diesen identischen Wert auf 70,4 Prozent gestiegen. Bei der Gesamtauswertung aller Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2019 und Juni 2020 kann der Mercedes GLC mit einer durchschnittlichen Quote der erheblichen Mängel von gerade einmal 1,7 Prozent seinen Titel als Mängelzwerg verteidigen.

Mit einer Quote von 2,2 Prozent teilt sich ein Trio bestehend aus dem Opel Insignia, der Mercedes B-Klasse und dem Porsche 911 den zweiten Platz in der Gesamtwertung bei den zwei- bis dreijährigen Fahrzeugen. Der Meister aller Klassen ist und bleibt der Porsche 911, der bei allen folgenden Altersklassen bis hoch zu den Elfjährigen die Nummer eins mit den geringsten Mängeln ist. Quer durch die fünf untersuchten Altersklassen fällt auf, dass die Qualität eine Domäne der deutschen Premiummarken bleibt, allen voran sind hier Mercedes, Porsche und Audi.

Für den Mercedes GLC ist es der zweite Gesamtsieg. Schon zum vierten Mal holt der Opel Adam bei den „Minis“ den Klassensieg. Bei den Kleinwagen ist der Audi A1 (3,3 Prozent) die Nummer eins, während es in der Golf-Klasse bei den Dreijährigen einen Wechsel an der Spitze gibt. Der Hyundai i30 (2,5 Prozent) übernimmt den Platz an der Sonne vor der Mercedes A-Klasse. Opel feiert in der Mittelklasse mit dem Insignia (2,2 Prozent) den nächsten Mängel-Sieg, der die Mercedes C-Klasse auf den zweiten Platz verweist. Mercedes hält sich bei den Vans durch die B-Klasse (2,2 Prozent) erneut schadlos. Beim Blick auf die Statistik fällt auf, dass dieses Jahr wieder mehr Fahrzeuge aus Fernost mit wenig Mängeln glänzen. Der Trend zu den kleinen Crossovern und den Kompakt-SUVs schlägt sich auch auf die Top Ten der Mängelzwerge nieder. Erstmals halten mit dem Mazda CX3, dem Mitsubishi ASX, dem Opel Mokka X sowie dem Ford Kuga Vertreter dieser Fahrzeuggattung Einzug in diese Bestenliste.

Auffällig ist, dass einige günstige Kleinwagen bei der ersten HU gut abschneiden. Die Quote der erheblichen Mängel lag beim Opel Adam bei 3,7 Prozent, beim Honda Jazz bei 3,9 Prozent beim Mazda 2 bei 4,5 Prozent. Mögen solche Werte der ersten Vorfahrt beim TÜV heutzutage noch als ziemlich selbstverständlich scheinen, verfestigen sie sich auch nach sieben Jahren mit Laufleistungen von 61.000 bis 68.000 Kilometern: Der Opel Adam bleibt mit einer EM-Quote von 10,3 Prozent die Nummer eins, gefolgt vom Mazda 2 (10,5 Prozent) und dem Honda Jazz (11,7 Prozent). Diese Werte sind umso positiver zu bewerten, da diese Fahrzeuge häufig von Pflegediensten und Lieferanten im knallharten Stadtverkehr eingesetzt und ziemlich rangenommen werden. Bremsen, Beschleunigen oder das Fahren über Bordsteine belasten Material und Technik überdurchschnittlich.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Nicht immer sind Preiszwerge auch Mängelzwerge. Die rote Laterne bei den Dreijährigen holt sich der Dacia Duster mit einer EM-Quote von 11,1 Prozent. Die Renault Tochter hat auch bei der Kompaktklasse mit dem Logan (10,4 Prozent) und den Vans mit dem Lodgy (10,9 Prozent) das Nachsehen. In der Mittelklasse liegt der Ford Mondeo mit 9,0 Prozent auf dem letzten Platz. Die höchste Durchfallquote unter allen untersuchten Fahrzeugmodellen hat der Renault Kangoo bei den zehn- bis elfjährigen mit 37,5 Prozent.

Früher hatte der Gebrauchtwagenkauf ein bisschen was von russischem Roulette. „Für jedes Jahr TÜV, tausend Euro“, lautete die Devise. Das ändert sich. „Die technische Sicherheit der Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen hat sich leicht verbessert. Vor allem ältere Autos zwischen acht und elf Jahren schneiden besser ab“, erklärt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands (VdTÜV). Das hängt aber nicht mit dem Preis des Fahrzeugs zusammen. „Unter den Top 10 der Auswertungen befinden sich viele preisgünstige Modelle. Und selbst nach sechs, sieben oder mehr Jahren schneiden viele hervorragend ab“, ergänzt Patrick Fruth, Leiter der Division Mobility bei TÜV Süd.

Der TÜV-Report 2021 füllt diese Aussagen mit Substanz. Bei den acht bis neun Jahre alten PKW ist der Anteil der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte auf 19,9 Prozent gesunken und bei den zehn- bis elfjährigen Wagen fällt die Bilanz in dieser Kategorie sogar um 3,4 Prozent besser aus. Damit weist jedes fünfte Auto (24,8 Prozent) erhebliche Mängel auf. Bei 14.000 Fahrzeugen (0,05 Prozent) endete die Fahrt mit der TÜV-Untersuchung, da sie als „verkehrsunsicher“ eingestuft und sofort stillgelegt wurden.

Das sind die heufigsten HU-Mängel

Bei älteren Fahrzeugen tritt häufig Öl an Motor oder Getriebe aus. Ein anderer Klassiker auf den TÜV-Prüfstellen sind Mängel an der Beleuchtung. Gerade bei älteren Fahrzeugen werden häufig die Rück- und Bremslichter beanstandet. „Beim vorderen Abblendlicht kommt es nicht nur auf die Funktion an, sondern auch auf die richtige Einstellung, damit entgegenkommende Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden“, erklärt Joachim Bühler. Bei dem Blick auf die am meisten angemahnten Mängelgruppen findet man außerdem die Punkte Achsen, Räder, Reifen und Bremse auf der Negativ-Rangliste.

Wolfgang Gomoll; press-inform

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