Great Wall Motor erobert Europa

So will der chinesische Autobauer den Automarkt aufmischen

Great Wall Motor erobert Europa: So will der chinesische Autobauer den Automarkt aufmischen
Erstellt am 9. Februar 2023

Great Wall Motor hat große Pläne: 50 neue New Energy Vehicle sollen bis Ende 2025 erscheinen. Mit der Elektromobilität ist die Zeit der Zurückhaltung vorbei. Der chinesische Autobauer versammelt fünf Marken unter seinem Dach und macht sich mit einer ausgeklügelten Strategie auf nach Europa und in die Welt. Für jedes Land das passende Auto, lautet die Devise.

Fleißigen Messebesuchern ist der chinesische Hersteller Great Wall Motor (GWM) schon längst ein Begriff. Vor allem beim Heimspiel in Shanghai oder Beijing beeindruckte der Autobauer mit imposanten Auftritten. Auch die Autos gefielen zumeist, auch wenn das Design bisweilen Ähnlichkeiten mit bereits bestehenden Fahrzeugen aufwies, aber Marken wie Ora, Tank oder Haval waren schon immer ein Hingucker. Allerdings lag in dem bunten Blumenstrauß an verschiedenen Automarken auch immer eine Schwäche inne. So interessant die Vehikel auch waren, nur Kenner wussten, dass sie letztendlich zu GWM gehörten.

Das war vielleicht auch Teil der Strategie, um nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu legen. Doch das ändert sich jetzt. Bei den Submarken Ute (kurz für Utilities, wie zum Beispiel Pick-ups), Haval, Tank und Ora prangt ab sofort stets zusätzlich das GWM-Logo auf dem Heck. Ein Ausdruck des stetig steigenden Selbstbewusstseins des Autobauers aus dem Reich der Mitte. „Im Oktober 2022 ist China zum ersten Mal zum zweitgrößten Autoexportland der Welt aufgestiegen und hat mit über drei Millionen Einheiten Deutschland zum ersten Mal überholt. Insbesondere der NEV-Export (New Energy Vehicles) hat sich in diesem Jahr auf 700.000 verdoppelt“, rechnet GWM-CEO und Präsident Mu Feng stolz vor.

GWM hat einen Masterplan

Grund genug, die Strategie „von China für die Welt“ mithilfe von NEV, also elektrifizierten Fahrzeugen und solche mit einer Brennstoffzelle in die Tat umzusetzen. Das Vorgehen ist generalstabsmäßig geplant. Gemäß dem römischen Grundsatz „teile und herrsche“ hat GWM den Erdball in drei Regionen unterteilt. Die erste ist die, bei der die politischen Rahmenbedingungen und die Nachfrage BEVs und PHEVs gegenüber den Autos mit Verbrennungsmotor favorisieren. Dazu gehören Europa, Nordamerika, Japan und Korea. Die zweite sind Märkte wie Brasilien, Thailand oder Australien, bei denen Verbrennungsmotoren immer noch dominieren, aber die Nachfrage nach NEV-Modellen langsam anzieht. GWM will diese Länder vor allem mit den Hybrid-Antrieben erobern, um so das Feld für die PHEVs und BEVs zu ebnen. Die dritte sind Märkte wie Russland, die GCC-Länder der arabischen Halbinsel, afrikanische und lateinamerikanische Länder, bei denen die NEV-Fahrzeuge noch eine untergeordnete Rolle spielen. Dort sollen intelligentere Verbrennungsmotoren die Kundenwünsche erfüllen.

Um diese Ziele umzusetzen, nimmt GWM bis zum Jahr 2025 rund 14 Milliarden Dollar in die Hand, um die passende Technologie und Fahrzeugplattform parat zu haben. Auch hier fächert der chinesische Autobauer seine Strategie in drei Stoßrichtungen auf: BEVs, Hybride mit dem hauseigenen DHT-Hybridantriebsstrang (Dedicated Hybrid Transmission), der aber auch mit PHEV-Modulen und Batterien bis zu einer Kapazität von 45-Kilowattstunden gekoppelt werden kann. So sind auch Fahrzeuge mit Allradantrieb und einer Leistung von rund 320 kW / 435 PS machbar. Das dritte Feld, auf dem GWM in der Zukunft erfolgreich sein will, sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge.

GWM-Zukunft im Zeichen der Elektromobilität

Eines ist aber klar, die GWM-Zukunft steht ganz im Zeichen der Elektromobilität. Bis Ende 2025 sollen 50 neue NEV-Fahrzeuge auf den Markt kommen und 80 Prozent der GWM-Verkäufe sollen NEV-Vehikel sein. Wie diese Offensive im Einzelfall aussieht, hat erst unlängst der Kindchen-Schema-Sympathieträger Ora Cat gezeigt. In Italien ist Haval schon mit dem Kompakt-SUV Jolion unterwegs. Deutschland und die EU sind auf dem GWM-Schlachtplan mit einem dicken roten Kreuz markiert. Hier wird im nächsten Jahr eine Elektro-Offensive starten. Eine zentrale Rolle bei dem Wechsel hin zu den NEV-Fahrzeugen spielt die Akku-Technik. Die Vorgabe ist klar: leistungsfähige und zugleich günstige Batteriezellen zu produzieren.

Keine ganz einfache Aufgabe, aber GWM setzt auf die eigene Kreativität und hat dafür 2018 eigens die Batterie-Division SVOLT aus dem Taufbecken gehoben. SVOLT spezialisiert sich auf kobaltarme Batteriezellen mit NMCA-Kathoden (Kobaltanteil fünf Prozent) und auf kobaltfreie NMX-Akkus. GWM überlässt nichts dem Zufall und will in Deutschland im Saarland und im brandenburgischen Lauchhammer zwei Gigafabriken errichten. Insgesamt soll die Kapazität in der EU 20 Gigawattstunden betragen.

Auch den GWM-Strategen ist klar, dass die Zukunft der Mobilität in der Automatisierung liegt und auch in diesem Bereich investiert der Autobauer große Summen. „Nach unserem Verständnis wird die Mobilität der Zukunft durch Software definiert, aber das bedeutet nicht, dass man einfach Software und Auto zusammenbringt, sondern es wird ein Umgestaltungsprozess sein“; erklärt Mu Feng. Damit beide Welten zusammenwachsen, hat GWM seine elektrische/elektronische (E/E-) Architektur der nächsten Generation, so ausgelegt, dass sie Open-Source-Updates und Over-the-Air-Datenunterstützung ermöglicht. „Für die Automobilindustrie bricht eine neue Zeit an. GWM glaubt an diese großartige Zeit, denn wir werden als Einheit und ein GWM triumphieren“, sagt Mu Feng und sein Gesichtsausdruck macht klar, dass er jedes Wort ernst meint.

Wolfgang Gomoll; press-inform

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