Mut zur Selbsthilfe: Da man selbst für Geld und gute Worte nicht alles kaufen kann, was man gerne hätte, muss man manchmal einfach mal selbst Hand anlegen. Das gilt fürs Eigenheim genauso wie fürs Auto.

Die Lücken in der Modellpalette: VW Scirocco Cabrio, V6 im Golf 7, etc.

Mitunter ist die Modellpolitik des Volkswagen-Konzerns etwas seltsam. Das Golf Cabrio wird seit Ewigkeiten stiefmütterlich behandelt, den Scirocco belebt man zwar wieder – aber ohne Cabrio-Variante, die sicher megacool gewesen wäre. Dafür gibt es den Eos mit einem Dach, welches sich in bester Transformers-Manier öffnet und schließt und Mechaniker wie Autojournalisten auch heute noch, fast zehn Jahre nach seinem Debüt angesichts der Origami-ähnlichen Falttechnik in Verzückung versetzt. Was also tun, wenn man die Scirocco-Optik mit dem Frischluftfeeling des Eos kombinieren will? Genau, Ärmel hoch und ran an den Speck!

VW Eos mit V6: Eine gute Basis mit 260 PS

„Ich habe vor einiger Zeit einen umgebauten VW Eos mit Scirocco-Front aus Fernost gesehen“, erklärt Dany Nussbaumer die Idee zu seinem Projekt, „das war der zündende Moment. So etwas wollte ich auch haben!“ Die Suche nach kompetenten Partnern zur Umsetzung einer solch schwierigen Operation führte den jungen Österreicher zu Andreas Schwarzmeier von KTS Karosserietechnik nach Nürnberg. Dany erzählt weiter: „Die Basis für den Umbau ist ein VW Eos aus dem Jahr 2009, den ich in Karlsruhe gekauft habe. Dabei habe ich bewusst Ausschau nach einem Modell gehalten, das über den V6-Motor verfügt. Somit ist stilechtes Cruisen mit Sechszylindersound möglich, ohne dass ich den Motor umbauen musste.“

Bei KTS in Nürnberg wetzte man schon mal die Blechschere

Das 3,6-Liter-Triebwerk (ab 2009 verbaut) ähnelt übrigens in weiten Teilen dem Passat R36 Motor, bekam aber im Eos Fußfesseln angelegt und leistet „nur“ 260 PS. Viele der so gebauten Wagen gingen in die USA, was Danys Basis noch ein bißchen seltener macht.

Aus dem Eos wurde ein Scirocco

Im schönen Frankenland angekommen, blühte dem delphingrauen Cabrio als erstes die Totalsprengung. Kotflügel, Motorhaube, Scheinwerfer und vordere Stoßstange vom aktuellen VW Scirocco standen ganz oben auf der langen Bestellliste, die Schwarzmeier beim Teilehändler auf den Tisch legte. Hunderte von Kleinteilen kamen noch dazu, ebenso die Rückleuchten vom Facelift-Eos im eckigen Design.

Handarbeit ist wieder angesagt: Spaltmaße und Übergänge besser als original!

59 Bilder Fotostrecke | VW Scirocco/Eos Cabrio: Gibt es keins, bau Dir Eins! #01 #02 Nun muss man sich so eine Gesichts-Operation deutlich aufwändiger vorstellen, als es ohnehin schon den Anschein hat. Schließlich gilt es, Karosserieteile miteinander zu verbinden, die nie für die gemeinsame Montage an einem Eos vorgesehen waren. Der Übergang von A-Säulen und Kotflügeln musste eigens hergestellt werden, da die Eos-Säulen viel kürzer sind. Es folgte eine unbeschreibliche Puzzlearbeit, bis das Resultat paßte. „Nebenbei“ erhielten die Kotflügel selbstverständlich auch etliche Zentimeter Zuwachs in der Breite.

Ein HP Drivetech Airride legt den „EroccOS“ auf den Boden

Der Breitbau war erforderlich, um die Rad-Reifenkombination ordentlich abdecken zu können und das Gesamtpaket fahrbar zu halten. Schließlich legt das bei „Dumped“ verbaute HP-Drivetech Airride den „EroccOS“ bei Bedarf komplett auf den Reifen ab. Die messen übrigens 235/30 R20 an der Vorderachse und 265/25 R20 hinten, aufgezogen auf Vossen VFS2 Felgen in 9,5x20 und 10,5x20 Zoll.

Vossen-Felgen in 10,5x20 machten reichlich „Bauch, Beine, Po“ erforderlich

Nach dem Face-Lifting kam der „Po“ an die Reihe. Die KTS-Crew schnitt die hinteren Seitenteile auf und verbreiterte die Radhäuser um gute fünf Zentimeter pro Seite. Bei der Gelegenheit pflanzte man dem Eos die bereits bestellten Rückleuchten ein und modellierte die modifizierte Heckschürze im R32-Look dazu.

Als krönenden Abschluß der Arbeiten bekam der fertige Wagen einen Farbauftrag in „Grigio Telesto“. Der Lamborghini-Lack sieht nur auf den ersten Blick mausgrau aus und begeistert je nach Sonneneinstrahlung und Lichtintensität mit schönem Schimmer in verschiedenen Nuancen.

Lecker Lamborghini-Lack – und was nun?

Nach dem See ist vor dem See: Danys Eos dürfte mit Sicherheit eines der Highlights am diesjährigen „Vor-Treffen“ in Kärnten gewesen sein. Trotzdem macht der überglückliche Besitzer keinen Hehl daraus, dass die Reise weiter geht. Die sehr gelungene Innenausstattung etwa, die komplett Serie geblieben ist (so schön können serienmäßige Innenräume aussehen!), könnte noch Veränderungen abbekommen. Beim Motor will Dany die Drosselung aufheben und so die 300 PS-Mauer knacken. Es bleibt eben immer noch Luft nach oben, auch wenn es schwer wird, diesem Wahnsinnsprojekt noch eine Sahnehaube aufzusetzen. Wir sind gespannt!

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Eos 3.6

Baujahr: 2009

Motor: 3,6 Liter V6, 260 PS, BullX Auspuffanlage

Getriebe: Serie, DSG

Fahrwerk: HP-Drivetech mit AccuAir e-Level Management, gekürzte Antriebswellen

Bremsen: Golf R Bremsanlage an der Vorderachse

Räder: Vossen VFS2, vorne in 9,5x20 ET42, hinten in 10,5x20 ET30

Reifen: Hankook Evo S1, vorne in 235/30 R20, hinten in 265/25 R20

Karosserie: Umbau auf Scirocco-Facelift-Front inklusive Motorhaube, geweiteter Kotflügel, Bi-Xenon-Scheinwerfern und angepasster Stoßstange, R-Schweller, A-Säulen verlängert, Facelift Eos-Rückleuchten, Heckschürze mit Golf 6 R Heckansatz, hintere Seitenteile aufgetrennt und um 5cm pro Seite verbreitert, Neulackierung in Grigio Telesto von Lamborghini

Innenraum: originale VW-Lederausstattung, R-Lenkrad

ICE: originales VW RNS510

Dank an: KTS Karosserietechnik und Dumped für die Top Arbeit