Hin und wieder kommt es vor, dass wir ein Auto der Woche wiederholt featuren. In der Regel hat der Besitzer dann noch einmal Hand ans Projekt gelegt, dem Auto neue Felgen, ein neues Aussehen oder gar weitere interessante Details verpasst. In seltenen Fällen wird ein perfektes Auto verkauft und unter fremder Regie fortgeschraubt.
Herzstillstand: Der 16V-Turbo wurde durch einen RS3-Motor ersetzt
Als Mario Kunze aus Chemnitz diesen 1990er VW Rallye Golf erwarb, hatte dieser bereits eine Komplettrestauration hinter sich. Und einen Auftritt als Auto der Woche bei VAU-MAX.de. Leider litt der flashrote Zweier inzwischen unter einem Motorschaden. Das 16V-Herz mit Turbolader schlug nicht mehr. Ein über Facebook eingefädelter Deal durch David Lehmann machte Mario zum "Golf-Spieler". Fortan verfolgte er ein ehrgeiziges Ziel: Den Rallye mit einem Fünfzylinder-Motor wieder zum Leben zu erwecken.
630 PS hätten sich die Konstrukteure aus Wolfsburg wohl nie im Golf 2 Body erträumt
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der mit JE-Kolben, GTX30-Turbolader (Gen. 2) und weiteren Feinheiten gepimpte Motor stammt aus einem Audi RS3 und bringt satte 630 Pferdestärken ins Spiel, die über ein DSG (DQ500) an die Räder durchgereicht werden. Die 8x17 Zoll großen O.Z. Ultraleggera Felgen mitsamt 205/40er Toyo Proxes freuen sich jedes Mal über eine Verschnaufpause beim Durchbeschleunigen. Die Achskonstruktion ist eine Kombination aus einer modifizierten Golf 3 „Plus“-Achse und dem Rallye-Golf-Antrieb. Eine Golf 4 R32 Bremse sorgt für die standesgemäße Verzögerung, ein H&R-Gewindefahrwerk für den ordentlichen Tiefgang bei ebenso ordentlichem Fahrkomfort.
In diesem Golf steckt mehr Audi als VW
25 Bilder Fotostrecke | „Super Marios“ Mega-Herz mit 630 PS: Audi RS3-Technik im VW Rallye Golf So wie beim Einser Jetta, der unter dem Blech vielmehr einem Golf 6 ähnelt, handelt es sich bei diesem Rallye Golf im Grunde genommen um einen RS3 im Golf-Gewand. So übernahmen Mario Kunze und David Lehmann nicht nur die Triebwerks-Transplantation, sie verpflanzten dem VW auch das elektrische Lenkgetriebe samt Lenksäule vom RS3 und warfen auch sämtliche elektronischen Helferlein wie ABS und ESP in die Waagschale.
Zeitreise: Golf 7 Lenkrad im Golf 2 Innenraum
Im Innenraum, der momentan noch nicht ganz fertiggestellt ist, dominiert das Golf 7 GTI Clubsport-Lenkrad (samt Schaltwippen) und lenkt den Blick auf den RS3-Tacho. Komponenten wie diese und der Navi-Einbau ins Handschuhfach machten Modifikationen des Golf 2 Armaturenbretts nötig.
Langwierige Suche nach einem Teilespender
Wer jetzt denkt, Verdrahtung und Einbau der Komponenten wären die größte Herausforderung beim fünf Monate dauernden Umbau gewesen, irrt. „Das größte Problem bestand darin, einen günstigen Unfall-RS3 zu finden“, skizziert Mario die tatsächlichen Schwierigkeiten. Dank hilfreicher Unterstützung gelang der Rest fast wie am Schnürchen. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Technische Daten
Fahrzeugtyp: VW Golf 2 Rallye
Baujahr: 1990
Motor: Umbau auf 2,5-Liter Fünfzylinder „CEPA“-Motor aus einem Audi RS3, GTX30 Turbolader (Gen. 2), Dutter-Pleuel, JE-Kolben, Abstimmung, 630 PS
Auspuff: Eigenbau
Getriebe: DQ-500 DSG
Räder: O.Z. Ultraleggera in 8x17 ET35
Reifen: Toyo Proxes R888 in 205/40 R17
Bremsen: VW Golf 4 R32, ABS und ESP nachgerüstet
Fahrwerk: H&R Gewindefahrwerk, geänderte Golf 3 „Plus“-Vorderachse, Wiechers Domstreben, Lenkgetriebe und Lenksäule vom Audi RS3
Karosserie: durch Vorbesitzer restauriert, getönte Scheinwerfer, Lackierung in flashrot vom Golf 3
Innenraum: Golf 7 R Lenkrad mit Schaltwippen, Golf 7 GTI Clubsport Schalthebel, Sparco Pro 2000 Schalensitze, Audi RS3 Instrumente mit MFA, Armaturenbrett angepasst, OMP Feuerlöschsystem, Regensensor, Lichtsensor, Abbiegelicht, Tempomat
ICE: VW RNS im Handschuhfach, Bose Soundsystem
Dank an: David Lehmann, Alexander Flügge, Robert Sieber, Jürgen Dutter
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