Er sucht es nicht nur, er hat es gefunden, das Glück. Für Gerhard „Rossi“ Roßmeier ist es sehr materiell und greifbar. In seiner Garage steht die Tuning Fahrmaschine seiner Träume. Auf den ersten Blick sieht man einen schwarzen Golf 2. Aber der zweite (und alle folgenden) Blicke offenbaren jede Menge trickreicher Lösungen und viel Hirnschmalz, das bei Rossis Umbau gebraucht wurde.

Bis dass der TÜV Euch scheidet?

Manch Schrauber verliert schnell die Lust an seinem fahrbaren Untersatz, sobald es einen neuen Trend in der Szene gibt. Dann landet das Auto bei mobile.de und ein Nachfolger muss her. Rossis Beständigkeit mag etwas mit seinem reiferen Alter zu tun haben, immerhin bringt der VW-Fan aus dem bayerischen Wald stolze 47 Lenze mit ins Spiel.

Trotz des Alters kein H-Kennzeichen möglich...

Als er seinen unischwarzen Zweier GTI im Jahr 1992 dem einzigen Vorbesitzer abkaufte, war der Wagen schon sieben Jahre alt. Das bedeutet, dass er sich nun schon über 20 Jahre in Rossis Besitz befindet.

In den 20 Jahren hat der Golf sämtliche Evolutionsstufen und Styles durchgemacht. Zuviel, um alles aufzuzählen. Beschränken wir uns daher auf ein paar respektable Stationen im Leben dieses „19E“. Fuhr der Zweier anfangs mit großen, nachgerüsteten Stoßstangen herum, so hielten später wieder die kleinen Retro-“Stangen“ Einzug.

20 Jahre und 10 Felgensätze später

Die ersten Jahre verbrachte Rossi damit, 15 Zoll große ATS-Cup Felgen in allen erdenklichen Kombinationen der Breite zu fahren. Erst „siebeneinhalber“ rundum, dann hinten „neuer“, dann 9x15 rundum, dann Ende. 16 Zoll war angesagt. Porsche C2-Räder standen eine Zeit hoch im Kurs. Abgelöst von 9x16 messenden Porsche 928 Clubsport Alus, welche später an der Vorderachse auf 8 Zoll geschmälert wurden. Ein Tribut an die Tiefe. Rossi zog es immer weiter gen Boden, während die Felgen immer mal wieder um ein Zoll im Durchmesser zulegten.

Eine Zeit lang machte der Golf mit 17-Zöllern vom Toyota Yaris die Landstraßen um Straubing unsicher, ja selbst vor Rädern eines Renault Megane machte unser Gerhard nicht halt, ehe er sich für die Saison 2012 dazu entschied, noch einen draufzusatteln und den Wagen mit 18 Zoll ATS-Alus auszustatten.

Die Reifenauswahl wird bei Golf 2-tauglichen Pneus schon dünn. Soll das Brot-und-Butter Auto nicht dastehen wie ein zum Touareg mutierter Kompakter, bleibt eigentlich nur ein 165/35 R18 von Nankang übrig. Das hat dann nicht mehr viel mit einem „Reifen“ gemeinsam, eine mit schwarzer Folie bezogene Felge trifft den Nagel schon eher auf den Kopf.

Um diese Kombination überhaupt in Verbindung mit dieser Tiefe fahrbar zu gestalten, waren umfangreiche Blecharbeiten im äußeren Bereich sowie im Verborgenen nötig. Die Kotflügel sind in Originaloptik verbreitert, Andreas Pfeffer lieferte die 3 Zentimeter üppigeren Blechteile.

Herr Rossi schwört auf KW Gewindefahrwerke

Anfangs noch auf FK-Federbeinen unterwegs, sattelte „Herr Rossi“ 2004 auf ein KW Gewindefahrwerk um. Es ist dabei allerdings keine Spezialanfertigung, wie man vielleicht meinen möchte, sondern ein nachträglich gekürztes „normales“ Gewinde. Doch damit nicht genug, die Antriebswellen hätten unter diesem extremen Winkel wohl nicht allzu lange mitgemacht und wurden „einen Kopf kürzer“ gemacht. Den Stabilisator hat Gerhard entfernt: „Der hing zu tief über der Straße, besser der Wagen setzt mit der Ölwanne auf, als mit dem Stabi!“

Hardcore-16V unter der Haube

Thema Ölwanne. Die ist um 2 cm kürzer und hängt an einem Motor, mit dem der Golf so nicht ausgeliefert wurde. Der 1.8 Liter „KR“ aus einem 2er 16V erhielt eine gründliche Überarbeitung und etliches Tuning nach alter Schule. Geschmiedete Übermaßkolben verdichten das explosive Gemisch, dass da über die zwei 45er Weber aufbereitet angeliefert wird.

Die Kanäle wurden „old-school“-mäßig poliert, der Kopf mit amerikanischen 276er Nockenwellen bestückt und neu abgestimmt. Eventuelle „Spaßbremsen“ und „Geräuschvernichter“ mußten leider draußen bleiben, was bedeutet dass der Abgasstrang von Fächerkrümmer bis Endrohr aus kat-freien Supersprint-Komponenten besteht. Ziegler Tuning aus Landau baute den Motor aus, um und wieder ein. Laut Prüfstand ist der nunmehr „zirka Eins-Komma-Neun-Liter“ für 186 PS gut.

186 Pferde, die im Bedarfsfall von einer Golf 3 VR6-Bremse wieder gezügelt werden. Dank ihr kommt der Zweier in den Genuss der Fünfloch-Anbindung. Aus einem Dreier stammt auch die „Sitzgruppe“ die Barbara Karner neu einledern durfte.

Fährt Rossi 2014 schon 19 Zoll?

Tief, laut, eckig und schwarz – so sieht also das Glück aus. Und nein, anders als in der Fernsehserie heisst es nicht Gaston und hat vier Beine. Vielmehr ist es ein Golf mit vier Rädern. Obwohl, der eine oder andere Wunsch bleibt auch bei Gerhard noch übrig. „Ich möchte in der neuen Saison auf Golf GTI Sitze mit dem karierten Muster umrüsten. Ohne Klima, ohne Spritzwand, der Wagen heizt sich auf, da gehst Du auf längeren Fahrten kaputt..!“

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Technische Daten VW Golf 2 16V

34 Bilder Fotostrecke | Golf 2 16V böse tief und richtig laut: Wie tief kann man einen VW Golf mit 18 Zoll legen? #01 #02 Fahrzeugtyp: VW Golf 2 GTI

Baujahr: 1985

Motor: Umbau auf 1.8 16V „KR“, 3. Übermaßkolben, 276°-US-Nocken, Kopfbearbeitung, polierte Kanäle, 45er Weber Doppelvergaser, Weber Benzinpumpe, Ölwanne um 2cm gekürzt, Leistung: 186 PS

Auspuff: Supersprint Fächerkrümmer und Komplettauspuffanlage, Katalysator entfernt

Getriebe: GTI 5-Gang-Getriebe, längerer 5. Gang von VW Motorsport

Räder: ATS Felgen in 7.5x18 ET43

Reifen: 165/35 R18 Nankang

Bremsen: Golf 3 VR6

Fahrwerk: gekürztes KW Gewindefahrwerk, Koni-Dämpfer, Stabilisator entfernt

Karosserie: gepfeffert.com-Kotflügel um 3cm in Blech verbreitert, Rückbau auf kleine Stoßstangen, rot-weiße Rückleuchten, Happich Ausstellfenster

Innenraum: Holzlenkrad, Golf 3 GTI Sportsitze und Rückbank sowie Türverkleidungen mit braunem Leder bezogen, Kopfstützen hinten

ICE: original Radio aus einem 74er Golf