2012er VW Tiguan 2.0 TDI 170PS im Fahrbericht

Schatz, ich habe unseren Touareg geschrumpft - Mit dem VW-SUV durch Europa

2012er VW Tiguan 2.0 TDI 170PS im Fahrbericht : Schatz, ich habe unseren Touareg geschrumpft  -  Mit dem VW-SUV durch Europa
Erstellt am 6. Februar 2012

Dass man in einer Disziplin nicht immer als Erster starten muss und dennoch Spitzenreiter sein kann – dieses Spiel beherrscht derzeit kein anderer Automobilhersteller besser als Volkswagen.
Wir erinnern uns: Opel preschte mit dem Zafira 1999 im Segment der Minivans vor. VW brauchte ganze vier Jahre, um den Touran auf den Markt zu bringen. Ein Jahr nach seiner Premiere, 2004, war der Wolfsburger Familienkasten bereits Sieger in seinem Segment und hält den Titel bereits bis heute.

Ähnliches gilt für den VW Tiguan. 2007 in den Handel gekommen, deklassierte der von der Auto 5000 GmbH gebaute SUV binnen kurzer Zeit sämtliche Konkurrenten aus deutschen und fremden Landen und führte die Zulassungsstatistik 2010 mit über 38.000 Neuexemplaren an.

Wir hatten die Gelegenheit, den 2.0 Liter Common Rail TDI mit 125 kW und 6-Gang-Handschaltung einem ausführlichen Test zu unterziehen und waren, soviel darf vorab gesagt sein, sehr von dem Wagen beeindruckt. Das Testfahrzeug verließ die Werkshallen in der Modellvariante „Sport & Style“ und hatte aufpreistechnisch alles zu bieten was gut (und manchmal leider auch teuer) ist.

Perfekt schallisolierter Innenraum

Motorentechnisch spielen die laufruhigen und elastischen Diesel der Common-Rail-Generation in einer neuen Liga. Wer noch die etwas raubeinige Pumpe-Düse-Geräuschkulisse gewohnt ist, wird seinen Ohren kaum trauen.

Nach dem Kaltstart und beim Anfahren ist zwar noch deutlich das kernige Betriebsgeräusch zu vernehmen, dank des neuen Arbeitsprinzips ist es aber weniger stark präsent. Während der Fahrt zeigt sich die vorbildliche Geräuschdämmung, die selbst bei zügiger Autobahnfahrt noch streßfreie Unterhaltung möglich macht.

Lediglich den ungehobelten Punch werden Pumpe-Düse-Fahrer beim Umstieg in den Common-Rail-Tiguan vermissen. Subjektiv „zieht“ die alte Motorengarde von unten heraus bissiger, verliert aber dafür im oberen Drehzahlband schnell an Puste, während das aktuelle Triebwerk unspektakuläter aber gleichmäßiger zu Werke geht.

Unser Testwagen beschleunigt in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf 100, die Tachonadel erreicht nach einigem Anlauf Tempo 201. Der Durst steigt bei sportlicher Fahrweise rasant an, läßt sich aber mit etwas Köpfchen, Mitschwimmen im hohen Gang und vorausschauender Fahrweise auf Werte knapp über die 5-Liter-Marke drosseln. Das präzise und knackig zu schaltende Sechsganggetriebe läßt kaum Wünsche offen, dennoch ist es schade dass das DSG-Getriebe nicht an Bord war.

Für jede Situation das passende Fahrwerk

Das Fahrverhalten des Tiguan ist tadellos. Dank des serienmäßigen 4Motion Allradantriebs gehören durchdrehende Räder bei jedweder Fahrsituation der Vergangenheit an. Je nach Bedarf verteilt die Elektronik überschüssige Kraft an die Hinterachse, noch ehe der Fahrer etwas vom Schlupf bemerkt. Eine hundertprozentige Empfehlung sprechen wir für das 1.070 € teure adaptive DCC-Fahrwerk aus.

Mittels Taster in der Mittelkonsole läßt sich zwischen den Modi „Comfort“, „Normal“ und „Sport“ wählen. In komfortabler Einstellung bügelt das Dämpfersystem Fahrbahnunebenheiten weitgehend weg und eignet sich hervorragend für lange Urlaubsfahrten.

Trotz der 235/50 R18 Bereifung für 610 € kommt trotz Anschlußfugen und geflickten Asphaltpisten nahezu Oberklasse-Feeling auf. Wählt man hingegen den Sportmodus, wetzt der Tiguan wieselflink und mit deutlich härterem Ansprechverhalten der Stoßdämpfer um die Ecken. Das macht aus dem SUV zwar noch lange keinen Kurvenporsche, österreichische Passstraßen lassen sich so beispielsweise aber deutlich knackiger nehmen, dank 205 € teurer, elektronischer Differenzialsperre XDS wird das Kurvenverhalten noch einen tick sportlicher.

Zusatzausstattung mit Spielkonsolen-Flair

Einen entsprechend stabilen Geldbeutel vorausgesetzt, läßt sich der Tiguan mit allerlei elektronischen Leckereien bestücken. Die dynamische Fernlichtregulierung „Dynamic Light Assist“ für 695 € bietet in Zusammenarbeit mit den Xenonscheinwerfern und Kurvenlicht (1.325 €) den Komfort einer automatisch optimal eingestellten Lichtverteilung bei Nacht.

Entgegenkommende Fahrzeuge oder vorausfahrenden Verkehr erkennt die im Spiegelfuß verbaute Kamera ebenso wie Verkehrsschilder (Sign Assist) und passt den Lichtkegel den jeweiligen Verhältnissen jederzeit optimal an. Ohne sich fortan um die Umschaltung zwischen Fern- und Abblendlicht kümmern zu müssen, reguliert die Elektronik die Lichtkegel beider Scheinwerfer individuell.

Das Testfahrzeug war ferner mit dem Navigationssystem RNS 510, und diversen Fahrerassistenzsystemen wie Park Assist und Park Pilot ausgestattet. Dank Rückfahrkamera und Anzeige des Live-Bildes im Navi-Display läßt sich der Tiguan auch unter schwierigen Bedingungen souverän in engste Parklücken zirkeln. Wer will, kann das Ein- und Ausparken gar komplett dem Auto überlassen. Es kostet anfangs zwar ein wenig Überwindung, die Hände vom Lenkrad zu nehmen und den Computer lenken zu lassen, bei unseren Tests parkte der Tiguan stets sauber und verläßlich ein (und bei Bedarf auch wieder aus).

Das helle Interieur mit beigefarbenem Leder läßt den Innenraum luftiger und weiter wirken, als er wirklich ist. Als vollbeladene Familienkutsche inklusive Kind und Kegel merkt man die taillierte Karosserieform – es zwickt und zwackt halt eben doch ein bißchen. Da hilft auch das optionale Panoramaschiebedach nur bedingt weiter, die Räumlichkeiten optisch aufzuweiten.

Wolfsburger chic

Das helle Interieur mit beigefarbenem Leder läßt den Innenraum luftiger und weiter wirken, als er wirklich ist. Als vollbeladene Familienkutsche inklusive Kind und Kegel merkt man die taillierte Karosserieform – es zwickt und zwackt halt eben doch ein bißchen. Da hilft auch das optionale Panoramaschiebedach nur bedingt weiter, die Räumlichkeiten optisch aufzuweiten.

Durch seine große Glasdachfläche raten wir dringend zur Climatronic, welche zwar mit 355 € extra bezahlt werden will, im Sommer aber reichlich zu tun haben wird. Golf Plus Besitzer werden sich angesichts des frappierend ähnlichen Cockpits auf Anhieb wohl fühlen, alle anderen finden sich im VW-typischen, schnörkellos-edlen Design mit seiner angenehm wertigen Verarbeitung schnell zurecht.

Der Trend zu massigen A-Säulen setzt sich auch im Tiguan fort. Darunter leidet die Übersichtlichkeit. Dazu kommt der relativ stehende Innenspiegel, der mit seinem breiten Spiegelfuß einen relativ großen Teil der Windschutzscheibe verdeckt und bei entsprechend hoch eingestelltem Fahrersitz die Sicht nach draußen einschränkt. Wohlgemerkt, es handelt es sich hierbei um Kritik auf hohem Niveau. Die Verarbeitung ist tadellos, nichts klappert oder knarzt. Skeptiker können beruhigt zum Mikrofasertuch greifen und Verschmutzungen blitzschnell von den hellen Kunststoffoberflächen wischen.

Wieviele Extras braucht der Mensch?

55 Bilder Fotostrecke | Schatz, ich habe unseren Touareg geschrumpft – Fahrbericht VW Tiguan 2.0 TDI 170PS: Mit dem SUV durch Europa: Deutsche Autobahnen, österreichische Bergpässe und kroatische Adriastraßen im schicken Kompakt-Geländesportler #01 #02 Verzichtbar erscheint uns das schlüssellose Start- und Schließsystem „Keyless Access“ für 360 €. Der Rest ist allemal „nice to have“, wenngleich der Tiguan auch ohne all die vielen Helferlein ein prima Auto ist. Empfehlen würden wir in jedem Fall die Xenonscheinwerfer und das DCC-Fahrwerk.

Kreuzt man hemmungslos alle Optionen in der Aufpreisliste an, so springt der Einstiegspreis des Tiguan Sport & Style 4Motion 2.0 TDI 125kW von 32.700 € auf stolze 46.065 €. Nein, das wollen wir erst gar nicht in D-Mark umrechnen.

Man erhält für diese Summe in jedem Fall ein Auto, welches sich sowohl auf Urlaubsfahrten als auch vor dem Eiscafé wohl fühlt. Man kann damit einen Anhänger voll Brennholz aus dem Wald nach Hause transportieren und ebenso passend im Anzug zu einem Kundentermin vorfahren. Der Tiguan macht einfach Spaß.

Nach dem Facelift ist es mehr denn je ein „kleiner Touareg“. Die ernst dreinblickende Front, die muskulöse Seitenlinie und die gedrungene Dachhaut bis hin zur verwandtschaftlichen Heckansicht. In allem gleicht der Tiguan seinem großen Bruder. Nur was den Preis angeht, da gehen die Familienmitglieder klar getrennte Wege. Unser „Wunschlos-Glücklich-Tiguan“ schlägt mit den bereits erwähnten 46.065 € zu Buche. Der Touareg V6 TDI kostet ab 49.600 Grundpreis, wohl gemerkt...!

VAU-MAX.de kompakt

Typ: VW Tiguan Sport & Style 4Motion 2.0 TDI 125 kW 6-Gang
Motor: 4-Zyl.- TDI Common Rail, 1.968ccm Hubraum, 4 Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen, Zahnriemenantrieb, Gemischaufbereitung durch direkte Dieseleinspritzung, Verdichtung 16:1, Turboaufladung
Leistung: 125 kW (170 PS) bei 4200 U/min, max. Drehmoment 350 Nm bei 1750-2500 U/min
Getriebe: Sechs-Gang-Handschaltgetriebe, 4MOTION Allradantrieb
Fahrwerk: Vorn: McPherson-Achse mit untenliegenden Dreiecks-Querlenkern und radführenden Federbeinen mit Aluminium-Hilfsrahmen als Basis, neu entwickelte Dämpferbeine. Hinten: Vierlenker-Hinterachse, Hilfsrahmen aus hochfesten Stählen. Neu entwickelte Schwingungsdämpfer mit erhöhtem Ölvolumen. ESP, elektromechanische Servolenkung, Hill-Descent-Control im Off-Road-Modus.
Bremsanlage: Bremsscheiben vorn/hinten mit 312 und 282mm Durchmesser
Felgen: Leichtmetallfelgen Typ “New York“ in 7 x 18 Zoll
Bereifung: 235/50 R18
Länge, Breite, Höhe in mm: 4.426/1.809/1.703
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 201 km/h, Verbrauch Werksangabe 7,4/5,1/6,0 (innerorts/außerorts/kombiniert), Testverbrauch über Testdauer 7,8 Liter, 0-100km/h in 8,9s
Leergewicht: 1695 kg
Zul. Anhängelast: bis zu 2500 kg
Sonderausstattung Testwagen: Leichtmetallräder „New York“ mit Reifen 235/50 R18 610 €, RNS 510 2.030 €, Adaptive Fahrwerksregelung DCC 1.070 €, Ambiente Paket 36 €, Anhängevorrichtung manuell anklappbar 835 €, Dynamische Fernlichtregulierung „Dynamic Light Assist“ inkl. Lane Assist 695 €, Elektronische Differenzialsperre XDS 205 €, Gepäckraumboden herausnehmbar 170 €, Geschwindigkeitsregelanlage 205 €, Klimaanlage „Climatronic“ 355 €, Lederausstattung „Vienna“ mit Sportsitzen vorn 2.095 €, Mittelarmlehne gepolstert, aufsteckbar auf die Mittelarmlehne hinten 32 €, Mobiltelefonvorbereitung „Premium“ 460 €, Multifunktions-Lederlenkrad 3 Speichen 325 €, Multimedia-Buchse Media-In mit USB Adapterkabel 175 €, Panorama-Ausstell-/Schiebedach elektrisch 1.175 €, Raucherausführung – Aschenbecher vorn – Zigarettenanzünder vorn 20 €, Schlüsselloses Schließ- und Startsystem „Keyless Access“ 360 €, Seitenairbags und Gurtstraffer hinten 345 €, Spiegelpaket 170 €, Textilfußmatten für alle Sitzreihen 97 €, Winterpaket 55 €, Xenonscheinwerfer mit Kurvenfahrlicht und LED-Tagfahrlicht 1.325 €, Lackierung in Pepper Grey Metallic 520 €
Testwagenpreis: 46.065 €, Basispreis ab 32.700 €

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