Mit gleich vier Fahrzeugen ging das Team Sébastien Loeb Racing in die Saison 2019 der WTCR. Beim Auftakt in Marrakesch konnten alle vier Piloten allerdings nicht an die starken Testleistungen anknüpfen. Vor allem in den wichtigen Qualifyings auf der überholfeindlichen Strecke hatte das Golf-Quartett Probleme. Die Renn-Pace hingegen überzeugte. Für den einzigen Deutschen im Feld Benjamin Leuchter war die Premiere im Tourenwagen Weltcup trotzdem eine tolle Erfahrung.
Vier GTIs für ein Hallelujah
Wie Vau-Max.de schon ausgiebig berichtete, hat man im Hause Sébastien Loeb Racing und Volkswagen Motorsport über den Winter die Anzahl der in der WTCR eingesetzten Fahrzeuge verdoppelt und neben den bewährten Piloten Rob Huff und Mehdi Bennani noch zwei Hochkaräter in Form des WRX-Weltmeisters Johan Kristoffersson und des TCR-Spezialisten Benny Leuchter verpflichtet. Sehr gute Voraussetzungen also, die durch tolle Testergebnisse im Winter untermauert wurden.
Probleme im Zeittraining sorgten für schlechte Startplätze
In Marrakesch allerdings, wo die erste Runde der WTCR am vergangenen Wochenende stattfand, lief es überraschenderweise nicht gut für die vier GTI-Kämpfer. Vor allem in den Qualifyings, die wegen der nicht vorhandenen Überholmöglichkeiten auf dem engen Stadtkurs von extremer Bedeutung waren, fanden sich die VW-Piloten nur auf den hinteren Rängen wieder. Vor allem Probleme, die Yokohama-Einheitsreifen in das optimale Temperaturfenster zu bekommen, vereitelten gute Rundenzeiten, was im sehr engen Feld sofort viele Positionen kostete.
Im Rennen top Rundenzeiten gezeigt
In den drei Rennen sah die Sache dann schon ganz anders aus. Nach jeweils guten Starts zeigten die VW-Piloten, welche Pace in ihren GTIs steckt. In zwei von drei Rennen erzielten GTI-Fahrer die schnellste Rundenzeit. Leider nutzte das wegen der erwähnte Enge der Strecke nicht viel, da Überholen hier schlichtweg unmöglich war, wodurch sich Huff und Bennani mit zwei zwölften Plätzen im hochkarätigen Starterfeld mit 26 Fahrern zufriedengeben mussten. Benny Leuchter (D) und Johan Kristoffersson (S) konnten ihr Tempo nach dem Qualifying ebenfalls deutlich steigern und fuhren als beste Ergebnisse die Plätze 16 und 17 ein.
„Der Saisonauftakt ist nicht nach unseren Erwartungen verlaufen. Im Zeittraining, das über die Startaufstellung entscheidet, fehlte es uns an Speed. In den Rennen waren wir deutlich besser unterwegs, aber Überholen ist hier leider so gut wie unmöglich“, sagte Volkswagen Motorsport Direktor Sven Smeets. „Wir werden die Pause bis zum nächsten Rennen in Ungarn nutzen und genau analysieren, woran es im Zeittraining gelegen hat.“
Bennys neue Welt(meisterschaft)
Für den Duisburger Benny Leuchter war es ein schwieriger Start in seine erste Weltcup-Saison. Der Volkswagen Markenbotschafter war aber auf Anhieb auf Augenhöhe mit seinen Teamkollegen und arbeitete hart an der Verbesserung seines Einsatzgerätes. Leider ging auch für ihn im Qualifying gar nichts. Diese ungünstigen Startpositionen versuchte Leuchter durch seine bekannt guten Starts etwas auszugleichen, bemühte sich aber gleichzeitig, kein zu großes Risiko einzugehen. Auf dieser winkligen Strecke in einem derart engen Feld keine leichte Aufgabe, die Benny bravurös löste. In allen drei Rennen blieb er von größeren Raufereien verschont und brachte seinen GTI heil ins Ziel. Dabei konnte er vor allem mit seiner Renn-Pace glänzen. So gelang dem Deutsche im zweiten Rennen die drittbeste Rundenzeit, ein deutlicher Fingerzeig auf das Potenzial des Golfs. Für Benny ging es auch darum, möglichst viele Renn-Kilometer zu sammeln und damit seinen Erfahrungsschatz aufzufüllen. Ungewohnt für ihn war auch das Format des ganzen Renn-Wochenendes mit zwei Qualifyings und drei Rennen bis in den frühen Sonntag Abend.
Teamwork auf Top-Niveau
Auch außerhalb des Cockpits war Benny sofort in das Team integriert und brachte sich stark in die Problemlösung ein. Dabei musste sich der Deutsche, der 2018 mit Max Kruse Racing in der TCR Germany antrat und in diesem Jahr im selben Team in der VLN startet, zunächst an die komplett neuen Strukturen im Team gewöhnen. Sébastien Loeb Racing arbeitet auf allerhöchstem Niveau, schließlich tritt man gegen die versammelte Welt-Elite des Tourenwagen-Sports an. Da ist das Team natürlich personell und materiell extrem stark aufgestellt, obwohl Benny im Vergleich feststellen durfte, dass man auch bei seinem heimischen Team Max Kruse Racing da bestens sortiert und aufgestellt ist. Bemerkenswert bei SLR wiederum ist die Offenheit der vier Fahrer untereinander, wo die Piloten jederzeit die Daten der anderen Fahrer einsehen können, um für sich selbst positive Effekte zu erzielen. Das ist bei solchen Stars wie Huff oder Kristoffersson nicht selbstverständlich und lässt hoffen, dass die Performance in den nächsten Rennen deutlich besser wird.
„Das war ein schwieriges Wochenende für uns. Wir konnten im Qualifying nicht die volle Leistung abrufen und hatten noch Abstimmungsprobleme mit den neuen Reifen. Im Rennen sah es schon viel besser aus, aber wenn du dich nicht für einen der vorderen Startplätze qualifizierst, hast du auf diesem engen Kurs kaum Chancen nach vorne zu kommen, denn das Überholen ist in Marrakesch fast unmöglich“, so Leuchter nach seinem ersten Weltcup-Wochenende.
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar