Es war einmal - Golf 1 16V Retro-Style Tuning

Made in 1978, wiedergeboren in 2009

Es war einmal - Golf 1 16V Retro-Style Tuning: Made in 1978, wiedergeboren in 2009
Erstellt am 10. März 2010

30 Jahre sind eine laaaange Zeit. So lang, dass man beim Blick in den Fahrzeugschein nur ungläubig die Stirn runzelt. Gut erhaltene Golf 1 mit dreissig Jahren auf dem Buckel haben inzwischen ja schon mehr als Seltenheitswert. Bei diesem Einser handelt es sich um ein Modell mit besonders bewegter Vorgeschichte.

Bewegte Historie

1978 wurde der Golf nicht nur in Deutschland produziert. Ein Teil der Produktion für das damalige Jugoslawien lief im heutigen Bosnien und Herzegowina, genauer gesagt in Sarajewo, vom Band. Die Fahrzeuge wurden seinerzeit in Wolfsburg vorproduziert, die Endmontage fand dann im Ausland statt. Diese Modelle zeichneten sich meist durch eine arg reduzierte Ausstattung und nur wenig freie Farbenwahl aus.

Weiss und Gelb waren dann auch die am häufigsten vertretenen Töne. In einer gewissen Weise war man seinerzeit also dem Trend voraus.

Eine kleine aber feine (und stetig wachsende) Fangemeinde hat sich in Kroatien zusammengeschlossen und zeigt durch beständige Präsenz im Internet und einschlägigen Magazinen, dass man auch jenseits der Alpen durchaus in der Lage ist, interessante Volkswagen auf die Räder zu stellen. Einen schicken Golf 2 mit S3 Motor und Porsche-Felgen haben wir Euch ja in den letzten Wochen auf VAU-MAX.de vorgestellt.

Ein weiteres Schmuckstück aus den Reihen des VW Club Croatia ist Nikola Benes 78er Golf 1. Von „Geburt“ an mit dem „T.A.S.“ Logo ausgestattet (TAS steht für „Tvornica Automobila Sarajevo“, also Automobilwerk Sarajevo), war dem 1,1 Liter Vierzylinder ein Leben in Bescheidenheit vorausbestimmt. Mit 50 PS konnte man auch zu damaliger Zeit keinen Hering vom Teller ziehen. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass der Golf ein kaum nennenswertes Leergewicht hatte und es noch keine von der Tarantel gestochenen TDI gab, welche Giugiaros kantigen Entwurf hätten ernsthaft bedrohen können.

So irrte der Wagen durch die Hände zahlreicher, mehr oder weniger liebloser Vorbesitzer, ehe er Nikolas rettende Hände erreichte. Der VW-Fan aus der kroatischen Stadt Karlovac erkannte das enorme Potential der überraschend gut erhaltenen Substanz und führte erst einmal eine Totalsprengung durch. Nachdem der Golf in sämtlichen Einzelteilen in der heimischen Garage stand, wurde die neue Richtung festgelegt. Möglichst im Originalstil sollte Volkswagens Millionenseller fortan auf der Strasse rollen, behutsam modifiziert und ohne extreme Massnahmen umgebaut.

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Alt, aber gedopt

Trotz der zurückhaltenden Richtung, welche das Golf-Projekt einschlagen sollte – an Leistung sollte es dem Wagen nicht mangeln. Ein 1.8 Liter 16V wurde einem Spender Golf 2 entnommen und generalüberholt. Zwei 40er Solex Vergaser kümmern sich um die Gemischaufbereitung. Die Zündanlage wurde modifiziert und der Motorkabelbaum versteckt verlegt. Dies machte eine Verlängerung sämtlicher Drähte notwendig. Nach einigen gründlichen Eingriffen frei nach den Sitten der alten Tuningschule bekam das Aggregat einen neuen Anstrich in mattem Braun.

Ein 4-2-1 Fächerkrümmer produziert in Zusammenarbeit mit der selbstgefertigten, durchlassfreudigen 55mm Auspuffanlage einen wirklich bösen Sound. Die Motorleistung hat Nikola noch nicht ermitteln lassen (vielleicht ist das ja auch noch nicht das letzte Wort in Sachen Dampf), sie dürfte sich aber weit jenseits der serienmässigen 139 PS bewegen.

Der 16V sorgt in dem leichten Golf für beeindruckende Fahrleistungen

Das angeflanschte 02A-Getriebe wurde vor seinem Einsatz ebenfalls einer gründlichen Frischzellenkur unterzogen. An selbstgebauten Haltern befestigt, überträgt es die Kraft an die beiden Antriebswellen, an deren Enden sich (wie übrigens an Achse Zwei) Ronal Turbo Felgen drehen. Mit 195/45 15er Toyos bespannt haben sie so manchmal ihre liebe Not, zu verhindern dass der Vorderwagen beim Gasgeben vom Rest der Karosserie abgeschert wird. Ist der Leichtgewicht-Flitzer erst einmal in Fahrt, wird er bei Bedarf von einer Kombination aus Einser GTI (vorn) und Golf 2 GTI (hinten) Bremsanlage zum Stehen gebracht. Sämtliche Leitungen verlegte Nikola während des Umbaus neu.

Sauger unter der Haube, Turbo an den Achsen

Die vier Retro-Räder hängen an höhenverstellbaren Gewindefederbeinen. Der Unterboden wurde im Zuge der Restauration komplett schwarz lackiert. Schade, dass man das Ergebnis der Mühen normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Was man statt dessen sieht, ist die neue Farbe. Ein dezentes Grünmetallic aus der Audi Individual Farbenpalette ziert das Blech. Dazu gab es einen Satz neuer Chromstossstangen, sowie Chromleisten an Grill und Scheiben. Das Cleanen der Embleme lassen wir an dieser Stelle einmal aus – dieser Golf trägt sein Markenzeichen mit Stolz.

Im Innenraum weht uns das Flair der späten 70er Jahre um die Nase. Das originale, spartanische Armaturenbrett mit Tittentacho wurde beibehalten. Ein antik anmutendes Holzlenkrad steckt auf der Lenksäule.

So kann man auch für „Entertainment“ sorgen

Die Sitze liess Nikola neu aufpolstern und mit Leder beziehen. Die Sitzwangen wurden schwarz gehalten, während Mittelbahnen sowie sämtliche Innenverkleidungen in braunem Velourleder erstrahlen. Auf eine Musikanlage verzichtete Nikola. Ein kultiges, altes Becker Grand Prix produziert im Notfall ein paar launige Töne. Am liebsten lauscht es sich jedoch den Klängen, die der 16V-Virtuose im Motorraum produziert.

Die Teilebeschaffung gestaltete sich äussert schwierig.

VAU-MAX-kompakt

Fahrzeugtyp: VW Golf 1 Typ 17

Baujahr: 1978

Motor: Umbau auf 1.8 16V, Kabelbaum versteckt verlegt, 40er Solex Doppelvergaser, Motor überarbeitet und mattbraun lackiert, 4-2-1 Fächerkrümmer mit 55mm Eigenbau Auspuffanlage

Getriebe: 02A-Getriebe an selbstgefertigten Haltern, generalüberholt

Bremsen: vorn 239mm Golf 1 GTI Scheiben, hinten Golf 2 GTI Teile

Räder: Ronal Turbo R10 in 7x15

Reifen: Toyo in 195/45 R15

Fahrwerk: Supersport Gewindefahrwerk

Karosserie: Restauriert, Chromstossstangen, Chromleisten, Neulackierung in Audi Individual Grünmetallic, Unterboden komplett neu in schwarz lackiert

Innenraum: Holzlenkrad, Holzschaltknauf, Sitze neu aufgepolstert und mit zweifarbigem Leder bezogen, Türverkleidungen mit Leder bezogen, VDO Zusatzinstrumente

ICE: Becker Grand Prix

Dank an: Mata, Slavek, Robi, Valentina, VWCC

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2 Kommentare

  • robbo-robby

    Robbo-robby

    Geile Kiste! !!!
  • gustav

    Gustav

    Ein traumhaftes Auto. Aber bei dem Bild hier oben drüber, sieht es so aus, als wären Tür und Seitenteil nicht exakt gleich lackiert.

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