Nervenkitzel ohne Lebensgefahr

Sicherheit in der Formel 1

Nervenkitzel ohne Lebensgefahr: Sicherheit in der Formel 1
Erstellt am 18. Juni 2020

Mit fast viermonatiger Verspätung soll die Formel 1 am 5. Juli in Österreich starten – ohne Zuschauer. War bislang die Sicherheit der Autos und Rennfahrer die Hauptsorge der Veranstalter, kommt aufgrund der Coronakrise die Gesundheit aller Beteiligten hinzu.

Für die Rennteams bedeutet das mehr Zeit zum Testen und Tüfteln, damit die Königsklasse so sicher wie möglich ist. Dröhnende Motoren, jaulende Bremsen und atemberaubende Überholmanöver sollen für Nervenkitzel bei den Fans sorgen, ohne für die Fahrer lebensgefährlich zu werden.

Dass die Cockpitwände hochgezogen wurden, die Kopf- und Nackenstütze HANS eingeführt und viele Rennstrecken Auslaufzonen haben, die die Grand Prix sicherer machen, ist einem tragischen Wochenende in Imola vor 26 Jahren zu verdanken. Das erste Opfer war der Königsklassenneuling Roland Ratzenberger, der im Anschlusstraining wegen eines beschädigten Flügels in die Betonabsperrung raste. Er starb wenig später an seinen Kopfverletzungen. Am nächsten Tag traf es mitten im Rennen die Formel-1-Legende Ayrton Senna, der in der sechsten Runde die Kontrolle über seinen Williams verlor. Das Auto zerschellte an einer Mauer. Der Tod des 41-maligen Grand-Prix-Gewinners schockte die Welt und führte zu einer kompletten Überholung der Sicherheitsvorrichtungen.

Dramatische Unfälle gab es auch weiterhin, aber diese forderten aufgrund der Neuerungen zwei Jahrzehnte lang keine Todesopfer mehr unter den Piloten. Mika Häkkinen krachte 1995 beim Qualifying für den Großen Preis von Australien nach einem Reifenplatzer in einen Reifenstapel. Häkkinen verschluckte seine Zunge und erlitt einen Schädelbasisbruch, kehrte aber schon 1996 in die Formel 1 zurück und wurde 1998 und 1999 Weltmeister.

Ein Feuerwehrmann kam im Jahr 2000 beim Großen Preis von Italien ums Leben, als sich in einer Kollision mehrerer Boliden bei 300 Stundenkilometer ein Reifen von Heinz-Harald Frentzens Jordan löste und den Feuerwehrmann traf.

Felipe Massa wurde 2009 beim großen Preis von Ungarn schwer verletzt, als ihn eine Metallfeder am Helm getroffen hatte und er die Kontrolle über seinen Ferrari verlor. Bleibende Schäden trug er von dem dadurch verursachten Stirnknochenbruch nicht davon.

Ein Cockpitschutz namens „Halo“, der die Fahrer davor schützen soll, von herumfliegenden Teilen getroffen zu werden, ist seit kurzem Teil der Sicherheitseinrichtung. Auslöser war der Unfalltod von Jules Bianchi, der 2014 in Japan mit seinem Boliden in einen Bergungskran gekracht war.

Seit Sennas Zeiten sind Wagen und Rennstrecken deutlich sicherer geworden. Bevor die Rennställe überhaupt die Zulassung bekommen, müssen die Autos einen rigorosen Crash-Test bestehen. Dabei wird die Formel 1 seit Jahren von den gleichen Teams beherrscht. Seit 2014 hat Mercedes in ununterbrochener Folge den Konstrukteurstitel geholt, nachdem Red Bull von 2010 bis 2013 unschlagbar war. Unangefochten an der Spitze liegt allerdings Ferrari mit 16 Konstrukteursweltmeistertiteln. Die Nummer zwei, McLaren, besitzt neun Konstrukteurschampiontitel.

Seine Spitzenposition verdankt Ferrari unter anderem dem siebenmaligen Weltmeister Michael Schumacher. Mercedes hat einen großen Teil seiner Erfolge dem sechsmaligen Champion Lewis Hamilton zu verdanken. Hamilton und sein Team-Kollege wollen auch in dieser Saison den Titel für Mercedes holen, während Ferrari auf den Erfolg von Sebastian Vettel und Charles Leclerc hofft. Doch für alle Rennteams gilt, dass sie höchstmögliche Geschwindigkeiten herausfahren wollen, ohne die Sicherheit der Fahrer zu gefährden. Garantien gibt es zwar nie, aber der Kampf um Zehntelsekunden ist Drama genug.

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