Die Halbleiterkrise und kein Ende

Es wird immer schlimmer!

Die Halbleiterkrise und kein Ende: Es wird immer schlimmer!
Erstellt am 20. Oktober 2021

Die Chipkrise hält die Automobilwelt nach wie vor in Atem, und es scheint immer schlimmer zu werden. Nach Angaben der Analysten von Global Data sind die Autonationen Deutschland, Japan, USA und China von den jüngsten Engpässen bei Siliziumchips besonders stark betroffen.

Mehr Nachfrage, immer weniger Angebot

Im vergangenen Jahr hatte sich die Halbleiterkrise wegen der Corona Pandemie deutlich weniger stark bemerkbar gemacht, weil die Wirtschaft ihre Produktionen heruntergefahren und angepasst hatte. In diesem Jahr sieht es trotz anhaltender Pandemie deutlich schlimmer aus, denn es wird mehr produziert und entsprechend mehr nachgefragt. Doch die Fertigung der Halbleiter kommt nicht annähernd hinterher. Als Reaktion darauf haben die Analysten von Global Data die Prognosen für das reale Wirtschaftswachstum um 0,14 Prozentpunkte für Deutschland, 0,23 für Japan, 0,45 für die USA und 0,25 Prozentpunkte für China nach unten korrigiert. „Es ist nicht überraschend, dass Deutschland, Japan, die USA und China als große Fahrzeughersteller wirtschaftliche Auswirkungen der Chip-Knappheit zu spüren bekommen haben“, erklärt Gargi Rao, Wirtschaftsforschungsanalyst bei Global Data, „die Fahrzeugverkäufe sind bereits im August 2021 ins Stocken geraten, und es wird erwartet, dass sich die Lagerbestände in den kommenden Monaten weiter verknappen werden."

Deutliches Minus überall

Laut Global Data ist der Absatzmarkt für PKW und leichte Nutzfahrzeuge im September sowohl in Westeuropa als auch in Nordamerika um durchschnittlich 26 Prozent zurückgegangen. In den USA, wo die realen Wachstumsprognosen von am stärksten nach unten korrigiert wurden, gingen die Fahrzeugverkäufe im September um fast 25 Prozent zurück, gefolgt von Großbritannien mit einem Verlust von 34,9 Prozent. In Deutschland sah es kaum besser aus, denn die Fahrzeugverkäufe reduzierten sich im August um mehr als 22 Prozent. Ähnlich sah es mit einem Rückgang von 17,3 Prozent im Jahresverkauf in den USA aus und auch China verlor 10,5 Prozent. Deutlich weniger stark machte sich der Rückgang in Japan bemerkbar, wo es allein ein schmales Minus von 2,26 Prozent gab. Es wird jedoch erwartet, dass sie in den kommenden Monaten noch weiter sinken werden - vor allem wegen Toyotas 40-prozentiger Produktionskürzung, die die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage weiter vergrößern wird.

„Wir beobachten, dass die Produktionspläne der Fahrzeughersteller im vierten Quartal aufgrund der Chip-Knappheit weiterhin gestört werden“, sagt David Leggett, Automobilanalyst bei Global Data, „lange Vorlaufzeiten für die Erweiterung der Halbleiterproduktionskapazitäten bedeuten, dass es keine schnelle Lösung für die Lieferengpässe gibt. Tatsächlich dürften die Lieferschwierigkeiten für die Autoindustrie auch Anfang 2022 noch bestehen, selbst wenn sich die Engpässe bei einigen Unternehmen allmählich entspannen." Die fehlenden Mikrochips machen sich dabei keinesfalls nur in der Autoindustrie bemerkbar. Gargi Rao: „Die Verknappung von Mikrochips und anderen industriellen Komponenten behindert die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021 - und zwingt Unternehmen und politische Entscheidungsträger in der Automobilindustrie dazu, ihre Lieferketten neu zu bewerten. Das Gebot der Stunde ist es, die Abhängigkeit von einer Handvoll asiatischer und US-amerikanischer Zulieferer zu verringern. Der Mangel betrifft nicht nur den Automobilsektor. Auch Unternehmen, die Unterhaltungselektronik herstellen, sind stark davon betroffen. Kurzfristig könnten die Einzelhändler die steigenden Kosten an ihre Kunden weitergeben, was die Nachfrage dämpfen könnte.“

Darüber hinaus haben die anhaltenden Schließungen in vielen Ländern des asiatisch-pazifischen Raums die globalen Lieferketten in der Elektronik- und Solarindustrie nachhaltig unterbrochen. Die zunehmende Nachfrage nach Solarenergie und die seit Juni 2021 steigenden Siliziumpreise haben die Produktionsanlagen in der Region beeinträchtigt. So erwarten die Analysten von Global Data, dass die Siliziumpreise für den Rest des Jahres in etwa auf dem derzeitigen Niveau bleiben und nur durch eine Steigerung der Produktion gemildert werden können. Für die Autohersteller ist die Chipkrise jedoch nicht durchgängig nachteilig. David Leggett: „Die Chip-Knappheit ist eine Art zweischneidiges Schwert. Sie hebt nicht nur kurzfristig die Transaktionspreise für verkaufte Fahrzeuge an, sondern zwingt die Unternehmen auch dazu, ihre Lieferketten im Hinblick auf Transparenz und Risikominderungsstrategien ernsthaft zu überprüfen - ein positiver Aspekt auf längere Sicht.“

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