Das 31. Golf GTI-Treffen ist schon längst kein Volkswagen-Fest mehr, sondern ein Volksfest. Opel wirbt mit Fliegern für den neuen Corsa OPC, ein Opel wagt sich jedoch nicht durch Reifnitz. Dies Vergnügen ist vorrangig Autos aus dem VW Konzern vorbehalten, aber auch immer mehr BMW und Mercedes-Benz kommen zu den Auto-News.

Gekommen ist übrigens auch VW-Boss Ferdinand Piech, von dem es im Vorfeld hieß, es ginge ihm nicht gut. Nun, er war da. Zwar eingemummelt in Schal und Mantel, aber er als treibende Kraft hinter dem Reifnitzer VW-Engagement ließ es sich ebensowenig wie Martin Winterkorn nicht nehmen, Bürgermeister Adolf Stark zum 31. GTI-Treffen zu gratulieren.

Das Dorf ist voll!

Denn das Dorf war wieder einmal voll! Es herrschte eine drangvolle Enge und deutschen Sicherheitskräften würden die Menschenmassen in Verbindung mit den vielen Autos die Schweissperlen auf die Stirn treiben. Hier sieht man das Ganze insgesamt etwas gelassener und bislang ging es ja auch immer gut. Selbst die Rettungswagen kommen immer durch. Irgendwie.

Phänomen Wörthersee-Treffen

Das GTI-Treffen ist derzeit mit keinem anderen Auto-Kult zu vergleichen. Was mal einst als kleines Meeting auf Initiative eines Reifnitzer Gastwirts angefangen hat, dürfte heute das größte und erfolgreichste Auto-Treffen der Welt sein. Das darf die Macher zu Recht freuen, aber sie werden sich auch eingestehen müssen, dass vom GTI-Feeling von Jahr zu Jahr weniger übrig bleibt. Ein großer Teil der Fans bleibt der Veranstaltung mittlerweile fern und feiert an gleicher Stelle zwei Wochen früher. oder eine Woche später. Aber nur nicht dann, wenn die offizielle Party steigt.

Zu teuer, zu viel Polizei und zu wenig GTI-Gefühl?

"Das ist ja nur noch Abzocke, erst die Eintrittspreise und dann die Polizei!", so ein GTI-Fan, der am Tag der Eröffnung seine Koffer packt und das Hotelzimmer für uns räumt. Klar, günstig sind die Veranstaltungspreise nicht, aber angesichts des enormen Konsums an Alkohol und anderen Dingen, scheinen Eintritt und Durchfahrtsticket kein allzu großes Loch in die Kassen der anreisenden Auto-Fans zu reißen. Auch hat sich die Polizei während der offiziellen "Feier-Tage" in diesem Jahr spürbar zurückgehalten. Selbst an der Shell-Tankstelle in Velden, wo die Zuschauermengen lautstark nicht nur Gummi, sondern auch Turbopfeifen und Auspuffgrollen fordern. Hier ist die Atmosphäre noch die gleiche wie früher. Und erfreulicherweise behalten die Piloten die Nerven - zumindest an den beiden Abenden, an denen wir auch vor Ort sind.

Party-People auf Rädern!

Nur ist ein Teil der Zuschauer nicht unbedingt vom Fach! Die wollen halt nur einfach feiern und so erinnern die Parkflächen auch an den Veranstaltungstagen an das Parkaufkommen eines ganz gewöhnlichen Baumarkt-Parkplatzes. "Ganz normaaaale Leute hier!" Und das ist nicht übertrieben: Wir haben uns durch Reifnitz gezwängt hinter einem Citroen C3 aus Regensburg. Und was uns da entgegengekommen ist - allesamt in Partylaune - hatte mit GTI-Treffen auch nicht viel zu tun! Dass sich BMW, Mercedes, Lambo, Porsche und teilweise auch US-Cars ins muntere Treiben mischen - vorzugsweise mit schön gebauten oder zumindest leistungsstarken Autos - ist schon seit Jahren eine gern gesehene Bereicherung. Dass sich nun Party-People in mehr oder weniger serienmäßigen Fiestas, Twingos oder Toyotas durch die Zuschauermengen zwängen, ist neu. Die Kehrseite des Erfolgs! Aber - sofern es sich um die zweite Hälfte der Menschheit handelt - zumindest meist schön anzusehen....

Seat & Skoda rüsten auf

Dessen ungeachtet steigt auch die konzerninterne Bedeutung der "Auto-News", so nämlich der offizielle Name der Veranstaltung, den halt nur niemand kennt, geschweige denn bis auf den Veranstalter benutzt. Seat und Skoda stellen an den Gummiplatz Markenstände auf, die an die Messeauftritten in Genf oder Paris fast schon heranreichen. So richtig sexy ist das meiste davon nicht. Dabei hatte Skoda die VAU-MAX.de-Redaktion vor Jahren mal nach Brünn eingeladen, um sich in Sachen Wörthersee-Auftritt beraten zu lassen.

Wie es sich in den letzten Jahren schon angedeutet hat, legt der VW-Konzern den Schwerpunkt am Wörthersee zunehmend auf den Motorsport. In diesem Jahr standen die Premiere des GTI-Cabrios und die der neuen Rallye-Fahrzeuge im Fokus.

Echte Wörthersee-Premieren wie den Golf GTI W12-650 waren auch in diesem Jahr nicht zu sehen. Vielleicht auch gar nicht erforderlich. Denn die "Normalisierung" des Fahrzeugbestands an den "drei tollen Tagen" ist aus Marketingsicht am Ende noch ein Erfolg. Vielleicht findet hier tatsächlich ein Blutaustausch statt? Es hat zumindest so den Anschein.

So bleibt ein Teil der GTI-Fans weg, mehr Party-People kommen hinzu. Folglich cruisen nun durch Reifnitz mehr seriennahe oder nur leicht veränderte Autos als je zuvor. Eine VW-Mitarbeiterin meinte: "Ist doch egal, die Autos sind eben schon im Serienzustand schön!"

Das soll ja nicht bestritten werden, nur war das nie Gegenstand der Veranstaltung! Aber woher soll die junge Dame das auch wissen. Sie ist hier, um einen Job zu machen. Privat auch? "Nee, lieber nicht!"

Egal, vor der VW-Bühne ist es voll. Vor den Bier- und Würstelbuden auch. Und solange eine völlig talentfreie Co-Moderatorin vom johlenden Publikum für ihren inhaltslosen Wortquark auch noch belohnt wird, gibt es auch keinen Grund zur Veränderung. Alle glücklich, alle zufrieden. Das Dorf ist voll. Genau wie die anwesenden Party-People. Und über allem zieht ein einsamer Flieger seine Kreise mit einem Werbebanner: "Leider geil - der neue Opel Corsa OPC!"

Ins Dorf traut sich der "leider geile" Corsa dann aber lieber doch nicht - manche Traditionen haben halt doch noch Bestand!



Text & Fotos: Thomas Ebeling

Die Bilder vom Treffen vor dem Treffen findet Ihr HIER!

119 Bilder Fotostrecke | Die offizielle Feier: GTI-Treffen am Wörthersee: Volkswagen präsentierte ein Golf GTI Cabrio und den neuen Rallye-Polo - Skoda und Seat engagieren sich stärker am See #01 #02