Das Wörthersee-Chaos beim GTI-Vortreffen 2016

Was ist bloß mit dem Wörthersee los?

Das Wörthersee-Chaos beim GTI-Vortreffen 2016: Was ist bloß mit dem Wörthersee los?
Erstellt am 3. Mai 2016

Das Jubiläums-Event am Wörthersee wird in die Geschichte eingehen. Sicherlich nicht als das spektakulärste, aber wohl als das extremste, umstrittenste und polarisierende aller Zeiten. Warum? Na stellt Euch vor, Ihr feiert den 40. Geburtstag. Oder den 35. Würdet Ihr eine rauschende Party organisieren oder eine Kosten-Spar-Fete? Würdet Ihr den roten Teppich für Eure Gäste ausrollen? Oder würdet Ihr den Teppich mit Stolperfallen und Falten spicken, damit die Besucher fallen?

Geburtstagsparty im Chaos: Schnee, Polizei, Kontrollen und Temposchwellen

Genau das passiert nämlich in diesem Jahr zum Wörthersee-Event in Österreich. 40 Jahre GTI und 35 Jahre Wörthersee-Treffen stehen auf dem Programm und was machen die Gastgeber in der Region? Sie zeigen sich verschnupft, verbarrikadieren sich aufgrund der Hebelwirkung einer Bürgerinitiative einzelner Anwohner (die, wie der Presse zu entnehmen war, offensichtlich nicht einer Meinung sind), bauen sinnlose Armeen von Plastikschwellen auf die Straßen um durch kollektives GTI-Gehoppel abzuschrecken. Betonwände und Furchen am Straßenrand lassen keinen Platz mehr zum Parken und Sitzen im Campingstuhl.

Räumdienste rasieren Plastikschwellen

Zu allem Überfluss spuckt in diesem Jahr auch noch der Wettergott in die feine Frittaten-Suppe: Ein Schneechaos legt weite Teile Kärntens lahm, verwandelt die Showflächen am Wörthersee in griplose Schlitterpisten. Tuning-Fans haben Mühe, aus eigener Kraft mit dem Auto zurück zum Hotel oder der Unterkunft zu gelangen. Frontschürzen splittern ob der Schneelast, der Glanz polierter Felgen verblasst vor der zersetzenden Kraft von Streusalz und Splitt. Der Straßenräumdienst befreit die Straße nicht nur vom Schnee sondern hobelt auch gleich die eine oder andere Bodenschwelle mit ab. Statt Schwellen warten nun Schraubenreste als unangenehme Überraschung auf die Breitreifen. 

Viele Seefahrer bleiben trotz der Widrigkeiten

143 Bilder Fotostrecke | Das Wörthersee-Chaos 2016: Die Bilder vom Vortreffen #01 #02 Am beliebten Zufluchtsort, der Turbokurve am Faaker See, kracht das Festzelt beim Campingplatz „Arneitz“ unter der Schneelast zusammen. Ein Glück, dass niemand verletzt wird. Tags drauf rücken Bauarbeiter mit schweren Kränen an, zerlegen das Zelt und zersägen tonnenweise abgebrochene Bäume die der Schnee umgeknickt hat, wie Streichhölzer. Schatten adé.

Die Polizei kontrolliert superfleißig

Doch die „Seefahrer“ lassen sich nicht beirren, bleiben größtenteils vor Ort und halten ihrem Event, dem sie übers ganze Jahr entgegenfiebern, die Treue. Als Dankeschön fährt die Exekutive schwere Geschütze auf, patroulliert in einer gefühlt noch nie dagewesenen Präsenz, kontrolliert Fahrzeuge, als gäbe es kein Morgen. Und legt still, was das Zeug hält. Reihenweise berichten verärgerte Fahrzeugbesitzer von abgenommenen Tafeln und untersagter Weiterfahrt. Zu tief, zu laut, zu viel Folie auf den Scheinwerfern – ein Grund findet sich eigentlich immer. 

Vorher, Währenddessen, oder doch danach? Die Terminfrage spaltet die Seefahrer

Noch nie war man sich innerhalb der Szene so uneinig darüber, wann 2016 der richtige Moment sei, um an den See zu fahren. Treffen vor dem Treffen? Oder doch lieber wieder zum Haupttreffen, da zum Vortreffen doch immer mehr Chaoten und Gummibrenner vorbeischauen? Vielleicht zur Abwechslung mal ein „Treffen nach dem Treffen“? Vielleicht auch gar nicht mehr am Wörthersee? Es gibt viele andere Seen, viele weitere Möglichkeiten, sich zu treffen. Immer mehr Leute machen davon Gebrauch. Gruppen und Formationen mit allerlei bunten und ausgefallenen Namensgebungen organisieren sich an allen erdenklichen Locations, planen um und vor. Mini-Meetings en masse am Wörthersee 2016.

Chaoten sorgen für Eskalation, Polizei reagiert

Das Chaos herrscht, und das ist auch eindeutig ein in den letzten Jahren zunehmender Trend, verstärkt am Wochenende. Da wird gern mal „die Sau rausgelassen“. Einst heilige Areale verkommen zur „Gummizone“ und zum Festival der Fehlzündungen. Vor dem Casino in Velden eskaliert die Situation eines Nachts so heftig, dass die Polizei kurzerhand das Gebiet absperrt und den Verkehr über die Autobahn umleitet. Immer mehr Seefahrer versprenkeln sich. Trauriger Höhepunkt sind Ausschreitungen an der „Mischkulnig“-Tankstelle, bei denen Chaoten die Polizei angreifen und bepöbeln. Als Quittung dafür wird auch hier wieder großräumig alles abgesperrt. Der Stau auf den Zu- und Abfahrtsstraßen ist gigantisch. 

Rund um den Wörthersee verändert sich die Lage

Hoteliers und Gastrobetriebe in Velden spüren die Verlagerung und Verstreuung der Gäste. Am Faaker See sind die Unterkünfte gut gebucht. Doch auch hier zeigt massive Polizeipräsenz ihre Wirkung. Von der einst berühmten Turbokurve ist allenfalls noch eine „Standgaskurve“ geblieben, wo jeder höchstens knapp über der Leerlaufdrehzahl durchschleicht. In der Hoffnung, ja nicht von der Polizei angehalten und mit unangenehmen Prozeduren beschäftigt zu werden. Nicht falsch verstehen: Wir heißen das sinnlose und gefährliche Rasen keinesfalls gut! Nur mutet es verstörend an, wenn vielerorts nicht mal mehr das temporäre Höchsttempo von 30 km/h eingehalten werden kann. Entweder weil man dank Temposchwellen Angst um seine Reifen hat oder weil man befürchten muss, „gelasert“ zu werden. 

Die Seefahrt 2016 wird allen in Erinnerung bleiben

Die Tage vor dem See hinterlassen einen verstörenden Eindruck. Ein Gefühl, nicht mehr erwünscht und willkommen zu sein, macht sich breit. Was ist aus der Tourismusregion geworden? Eine Gast-Unfreundliche Version im Jahr 2016? Was ist aus vielen Tuning-Fans geworden? Viele sind gekommen um zu gröhlen und Gummi zu geben. Und gießen damit nur noch mehr Super Plus ins Feuer der Anti-GTI-Bewegung. Liefern Wasser auf die Mühlen derer, die das Event am liebsten ertränken würden. Nein, dieses Jahr war für das GTI-Treffen wirklich kein Gutes. Zumindest, was das Vortreffen angeht. Angesichts der Zersplitterung der Fans und des heruntergefahrenen Engagements des VW-Konzerns ausgerechnet zum GTI-Geburtstag ein weiterer Rückschlag. Und ob man wirklich wieder zu den Wurzeln zurückkehren kann, so wie es sich ein paar clevere Marketingmenschen ausgedacht haben, bleibt abzuwarten. Mal abgesehen, vom vor Ort unerwünschten „Nachtreffen“, welches ja auch noch ansteht. Weder Regenmassen noch Schneeschauer hatten dieses Jahr den Weg für Lösungen herbeigespült. Doch nach dem Treffen ist vor dem Treffen. Und es wird sich zeigen, ob die Karten 2017 wirklich neu gemischt werden. Oder ob alles so bleibt, wie es ist.

 

 

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