Deutsche Hersteller in der Formel 1

BMW ignoriert die Königsklasse

Deutsche Hersteller in der Formel 1: BMW ignoriert die Königsklasse
Erstellt am 18. Oktober 2022

Viele große deutsche Automarken sind bereits Teil der Formel 1, steigen in den nächsten Jahren ein oder äußern konkrete Absichten. Doch anders als Mercedes, Audi und Porsche hat BMW eigene Pläne. Bereits seit 2017 kamen immer wieder Gerüchte und damit einhergehende Dementi zur angeblich geplanten Teilhaberschaft an McLaren auf. Mit einem aktuellen Statement bezieht BMW noch einmal konkret Stellung und macht klar, dass die Formel 1 bei der Zukunftsplanung für die eigenen Motorsportaktivitäten keine Rolle spiele. Stattdessen möchte man sich auf die Weiterentwicklung eigener Sportwagen konzentrieren. An erster Stelle stehe dabei der prestigeträchtige „LMDh“-Prototyp. Diese neue, mit einem Hybridantrieb ausgestattete Klasse, soll zukünftig in mehreren Rennserien an den Start gehen – unter anderem bei den IMSA-Meisterschaften und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Die deutschen Autoriesen und die Königsklasse

Wagen von Ferrari, Aston Martin und Alfa Romeo prägen das Renngeschehen in der Formel 1 und das Image manch einer Marke kommt kaum noch ohne die Repräsentation durch einen eigenen Rennstall aus. Wirft man nur einmal einen näheren Blick auf die DACH-Region, fällt auf, wie herausragend die Beteiligung deutscher Automobilkonzerne an der Formel 1 ist. Mercedes ist seit 2010 mit seinem eigenen Rennteam Mercedes-AMG Petronas Teil der Formel 1 und Audi plant seinen Einstieg für das Jahr 2026. Über Porsche möchte auch VW sich möglichst bald an der Formel 1 beteiligen. Damit kehrt der VW-Konzern von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, sich zukünftig nur noch im Rahmen rein elektrischer Rennserien engagieren zu wollen. Grund für die Kehrtwende ist vermutlich der geplante Umstieg der Formel 1 auf synthetische Kraftstoffe, mit dem die Rennwagen ab 2030 komplett CO2-Neutral fahren. Die Königsdisziplin unter den Formel-Rennserien scheint für die Größen unter den deutschen Autoherstellern wieder attraktiv zu sein. Während österreichische Automobilhersteller bislang keinen Weg in die Rennserie gefunden haben, hat der berühmte Schweizer Rennstall Sauber-Motorsport eine lange und bewegte Geschichte. Aktuell geht der Konzern mit Alfa Romeo Racing an den Start. Zuvor führte Sauber seinen Weg aber über Mercedes, Ford und BMW. Mit dem Alfa Romeo Racing Team hat Sauber Motorsport seit 2019 einen Favoriten der Formel 1 am Start. Damit spielt neben Deutschland auch die Schweiz in Sachen Rennwagen ganz vorne in der Königsklasse mit. Bei den besten Wettanbietern der Schweiz genießt das Alfa Romeo Racing Team deshalb auch immer einen gewissen Heimvorteil und es lohnt sich ein Quotenvergleich.

BMW steigt aus dem Rennen um die Königsklasse aus

Immer wieder gab es auch Vermutungen um den baldigen Einstieg von BMW in die Formel 1. Häufig war die Rede von einer Beteiligung über die McLaren-Gruppe, teilweise sogar von einer Übernahme. Entsprechende Gerüchte machen seit 2017 die Runde und genauso lange dementieren beide Seiten jegliche Spekulationen in diese Richtung – zuletzt erst vor wenigen Monaten. Nun legt BMW nach und stellt zweifelsfrei klar, dass die Formel 1 für das Unternehmen aktuell überhaupt kein Thema sei. Andreas Ross, der Kopf von BMW M Motorsport drückte sich sogar noch drastischer aus und äußert, dass ihn die Formel 1 als Betätigungsfeld momentan nicht interessiere. Die Ablehnung eines Einstiegs erfolge jedoch nicht aus einer Abneigung gegen die Rennserie, sondern eher aus reiner Wirtschaftlichkeit. So verweist Roos auf die kosten- und zeitintensiven Investitionen, die für Erfolg in der Formel 1 nötig sind. Bis sich diese auf der Rennstrecke bezahlt gemacht haben, müsse ein Team sehr lange, sehr erfolgreich sein. BMW M Motorsport möchte sich deshalb vorerst auf die bereits laufenden Motorsportaktivitäten konzentrieren und eigene Wagen weiterentwickeln.

Sportwagen bleiben Hauptfokus von BMW

Der Fokus von BMW wird demnach in naher Zukunft auf Hypercars, Sportwagen und Hybridmotoren liegen. Besonders viel Aufmerksamkeit bekommt wohl das Projekt „LMDh“. Die Abkürzung steht für „Le Mans Daytona h“ und bezeichnet eine völlig neue Prototypenklasse, die mit einem Hybridantrieb der aktuellen Generation ausgestattet ist. Audi hatte erst kürzlich die Entwicklung seines eigenen LMDh-Projekts zugunsten des Formel-1-Einstieges im Jahr 2026 eingestellt. BMW hingegen plant mit seinem Wagen nach 20-jähriger Abwesenheit den Wiedereinstieg in den Prototypen-Rennsport. Selbst der Kader für IMSA-Rennsaison 2023 steht bereits fest. Roos kommentierte die Pläne wie folgt: "Wir sind quasi jetzt schon voll in der Elektrifizierung und in der Transformation in die Elektrifizierung. Da passt LMDh perfekt – und nicht erst 2026, wenn die Formel 1 in diese Richtung geht. Von daher ist das bei uns der richtige Zeitpunkt, jetzt LMDh zu machen."

Zusammen mit den neuen Hypercars sollen die LMDh-Prototypen bei der WEC-Langstrecken-WM, den bereits erwähnten IMSA-Sportwagenmeisterschaften und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start gehen. Die Marke ist sich der Imagewirkung der Formel 1 zwar bewusst, möchte sich jedoch lieber darauf konzentrieren, das Potenzial der bereits entwickelten High-Performance-Wagen auszuschöpfen. Den Anfang macht noch dieses Jahr der mit einem V8-Hybrid ausgestattete XM. Die Ausrichtung hin zur Elektrifizierung hängt nach eigenen Aussagen des Unternehmens auch mit der generellen Elektro-Transformation des Marken-Portfolios zusammen. Die Formel 1 sei technisch derzeit zu weit weg von den Produkten der BMW M-Serie.

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