Action im Schnee - MAN TGE 4x4 mit Kettenantrieb

Wenn der Chef sagt: Kauf mal Schneeketten für den Transporter! Und du damit ankommst

Action im Schnee - MAN TGE 4x4 mit  Kettenantrieb: Wenn der Chef sagt: Kauf mal Schneeketten für den Transporter! Und du damit ankommst
Erstellt am 19. Februar 2021

Corona-Krise und kein Ende: Die Wintersaison war für die meisten eine Katastrophe – da kann man schon auf verrückte Ideen kommen. So geschehen bei der MAN-Niederlassung aus Innsbruck. Hier wird der MAN TGE auf Wunsch zum Kettenfahrzeug umgebaut.
Jeden Winter das gleiche Bild – egal, ob Personen oder Waren; hinauf zu Skihütte geht es zumeist nur mit der Gondel oder einem Pistenbully. Doch Gondel oder Lastenlift gibt es in den Bergen nicht überall und schon gar nicht führen die direkt zu jeder Hütte. Bleibt nur der Pistenbully, der aber zumeist anderweitig für die Präparierung der Pisten im Dienst ist und die kleinen Schneemobile sind für Personengruppen oder Waren keine echte Hilfe.

Das alles ging Fabian Bonora durch den Kopf, als er im vergangenen Herbst auf die Idee kam, einen normalen Transporter vom Typ MAN TGE und einen Pistenbully zu kreuzen. So ganz neu ist die Idee eines alltagstauglichen Kettenfahrzeugs nicht. Im Norden der USA und in Bergregionen Kanadas bauen viele den hauseigenen Pick Up zur Winterzeit auf einen Kettenantrieb um. Das ist leichter als man es glauben mag, denn die vier angetriebenen Räder eines Geländewagens oder eines Pick Ups mit genügend Bodenfreiheit lassen sich mit überschaubarem Aufwand gegen einzelne Kettenkassetten austauschen.

Die Antriebsachsen sind dabei nicht über die Felgen mit dem Reifen verbunden, sondern es wird über eine Adapterplatte ein kleines Kettentriangel angetrieben. Gerade im lockeren Schnee, wo es nicht nur um Profil und Allradantrieb, sondern auch um die Auflagefläche geht, ist ein solcher Kettenantrieb eine echte Schau.

Was die Nordamerikaner können, funktioniert auch in Tirol und dann auch nicht nur mit einem Geländewagen, sondern am besten gleich mit einem praktikablen Transporter. Da ist der MAN TGE offen wie geschlossen als direkter Wettbewerber von Mercedes Sprinter, Fiat Ducato oder Ford Transit genau der richtige. Wenn man den TGE mit den vier Kettentriangeln in Hochfügen, hoch über dem Tiroler Zillertal so stehen sieht, könnte das Bild in Anbetracht von strahlendem Sonnenschein und frischen Neuschnee besser nicht sein. Doch die Pandemie hat die Alpenrepublik ebenso fest im Griff wie viele andere Regionen auf der Welt.

Die Parkplätze der Liftstation sind leer, Hotels wie der lokale Almhof sind geschlossen – Touristen haben in Österreich auch weiterhin keinen Zutritt. Keine idealen Rahmenbedingungen für den perfekten Schneeshuttle hinauf zur Skihütte, doch perfekt für umfangreiche Tests nach drei Monaten Erprobung. Der nächste Winter kommt bestimmt und so dürfte der MAN TGE mit seinem Kettengeschirr den Betreibern von Liften, Hütten und Hotels nicht nur in den Tiroler Alpen spätestens im Winter 2021 / 2022 viel Freude bereiten. Dort, wo sonst auf eisigen Fußwegen mit hohem Neuschnee selbst Klettermaxe wie die Mercedes G-Klasse oder ein Land Rover Defender passen müssen, ist ein Kettenfahrzeug in seinem Element.

Bisher war es eben immer eine knallroter Pistenbully oder ein Schneemobil mit Anhänger. Im neunsitzigen Allradtransporter sieht das in Sachen Alltagsnutzen ganz anders aus.
An die üppige Bodenfreiheit muss man sich etwas gewöhnen und so erklimmt man den Fahrersitz des MAN-Transporters etwas mühsam. Innen ist alles beim Alten. Ganghebel eingelegt und es geht mit den bekannten 177 Diesel-PS des TGE los – zugegeben deutlich rumpelnder als man es von runden Pneus kennt. Als Mischung aus Panzer, Pistenbully und Transporter geht es mit stattlichen 410 Nm Drehmoment den schmalen Weg zur Hütte hinauf. Der Schnee ist hoch, der Untergrund eisig und kurz muss man sogar noch durch einen schmalen Eisbach pflügen.

Alles kein Problem und wenn es doch einmal eng wird, schaltet man einfach die Sperren dazu und entscheidet sich für die manuelle Gangwahl der Achtstufenautomatik. Kennt man vom normalen Allradler und bewirkt auch beim Kettenantrieb des MAN TGE wahre Wunder. Die Anti-Schlupf-Regelung sollte man vorher deaktivieren, damit die Ketten auch etwas rutschen können um dann fest zuzupacken. Schneller als 50 km/h sollte man jedoch besser nicht unterwegs sein, denn dann wird allzu rumpelig. Der Kettenproduzent verspricht jedoch sogar Tempo 80.

Dabei muss man nicht zwangsläufig auf dem Bergpfad unterwegs sein, denn mit dem Kettenallradler kann man auch einfach auf die Skipiste oder direkt in den einen halben Meter tiefen Neuschnee auf der Weide abbiegen. Hoch oder runter – schräg oder gerade. Selbst der erhöhte Schwerpunkt bringt den Kletterer nicht zum Kippen. Dafür sorgen schon die massive Spur und das 30 Zentimeter breite Kettenprofil, das sich mit dem Untergrund förmlich zu verzahnen scheint. Der Wendekreis ist durch die Ketten und den eingeschränkten Lenkwinkel üppiger als man es vom Modell mit normaler Straßenbereifung kennt. So muss man bei einer engen Kehre am Berg schon einmal hin und her rangieren, doch wie sich der Kettenlaster den steilen Anstieg hinaufschiebt, ist allemal eine Schau.

„Die Kettentriangel von dem rumänischen Hersteller ist absoluter Standard“, so MAN-Verkäufer Fabian Bonora, „wir mussten nur die Montageplatten anpassen. Innerhalb von 30 bis 60 Minuten ist der MAN TGE wieder von Ketten auf Räder umgerüstet – oder umgekehrt.“ Dann ist da noch der Preis. Die vier Winterketten für den MAN liegen bei rund 30.000 Euro. Hört sich nur auf den ersten Blick viel an, denn im Vergleich zu einem Pistenbully oder einem Schneemobil, das nur im Winter eingesetzt werden kann, ist das ein echter Schnapper. Und der nächste Winter kommt bestimmt – mit Gästen und stimmungsvollen Shuttlefahrten hinauf zur Hütte.

Runter kann es dann immer noch mit dem Rodel gehen oder eben mit dem Ketten-TGE, denn der ist auch abwärts nicht zu stoppen.
Stefan Grundhoff; press-inform

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