Kultiger Sport-Kombi der 1990er Jahre

Hallo Einhorn - BMW E34 M5 Touring im Fahrbericht

Kultiger Sport-Kombi der 1990er Jahre: Hallo Einhorn - BMW E34 M5 Touring im Fahrbericht
Erstellt am 20. Oktober 2023

Wer denkt bei einem Sammlerstück mit extremen Seltenheitswert schon an einen BMW 5er? Erst wenn es sich dabei um einen von nur 891 gebauten E34 M5 Touring handelt, spitzt man die Ohren und kommt ins Grübeln. Wir waren in einen dieser gesuchten Klassiker der 1990er Jahre unterwegs.

Der BMW M5 der Generation E34 ist eine spektakuläre Sportlimousine die man nie zu sehen bekommt und heute fast so selten wie ein Einhorn, nur viel schneller. Mit dem BMW M5 stießen die Münchner in den 1990er Jahren erstmals das Tor zum Sportmodell auf Basis einer Großserien auf. Doch es geht noch etwas ungewöhnlicher, denn die Kombiversion des E34 ließ Anfang der 1990er Jahre eine ganze Branche aufhorchen.
Heute ist ein solcher M5 Touring kaum zu finden.

Sportlimousinen waren in den 1980ern und Anfang der 1990er Jahre für viele Autofans aufregenden denn je. Die Fahrzeuggattung führte ad absurdum, dass ein Viertürer müde und langweilig sein muss. Etwas anders sah es mit den Kombimodellen aus, denn auch wenn die Turbodiesel den beliebten Familienkarossen ebenso sparsam wie drehmomentstark so langsam Beine machten, war es mit der realen Sportlichkeit zumeist nicht weit her. Selbst Kombimodelle mit ordentlich Leistung wie ein BMW 5er Touring, eine Mercedes E-Klasse T oder ein Audi A6 Avant in der jeweiligen Topversion waren vielleicht flott, aber alles andere als sportlich.

Das änderte sich wohl erst mit der Premiere des BMW M5 Touring der Generation E34 im Jahre 1992. Wie schon die Limousinenversion hielt sich auch der Kombi in Sachen M-Optik zurück. Im Laufe der Jahre entwickelte das M5-Triebwerk immer mehr Leistung. Eine echte Konkurrenz suchte man weitgehend vergeblich, denn es war nicht die Leistung des hoch drehenden Reihensechszylinders allein, die für große Aufmerksamkeit sorgte. Die Kombination aus variablen Familienkutsche und Genen eines echten Sportwagens war weitgehend einmalig auf dem zugegeben überaus überschaubaren Markt.

Die aus dem Motorsport abgeleitete Technik der M5 Limousine wurde mit kleinen Veränderungen in die mehr als gefällige E34-Karosse der 5er-Generation verpflanzt. Ein größeres Problem als das Implantat der Technik ins Touringgewand war die Fertigung des Gesamtfahrzeugs an sich. Da bei BMW seinerzeit keine eigene Fertigungslinie für den Hochleistungskombi existierte, wurde der Rucksack-Sportler bei der M GmbH in Garching größtenteils in Handarbeit gefertigt.

19 Bilder Fotostrecke | Kultiger Sport-Kombi der 1990er Jahre: BMW E34 M5 Touring im Fahrbericht #01 #02 Karosserie hin und sportlich angestimmtes Fahrwerk her – beim BMW M5 drehte sich auch beim Touringmodell das meiste um das Triebwerk. Der Reihensechszylinder war eine Weiterentwicklung des legendären Vierventil-Sechszylinders aus dem BMW M1. Dieses ursprünglich 3,5 Liter große Triebwerk mit zwei obenliegenden Nockenwellen und Saugrohreinspritzung leistete in der Sportwagenflunder von 1978 schon 204 kW / 277 PS, bevor es im BMW M635 CSi und im BMW M5 der ersten Generation 210 kW / 286 PS erreichte. Um die Leistung weiter zu steigern, wurden im BMW M5 ab dem Modelljahr 1992 sowie im erst dann nachgezogenen M5 E34 Touring Kolbenhub und -bohrung vergrößert, wodurch das Brennraumvolumen auf 3.795 Kubikzentimeter anstieg. Das neue Triebwerk trug die Bezeichnung S38B38. Das Plus an Bohrung und Hub ergab zusammen mit Details wie dem Resonanz-Luftsammler jene Leistungssteigerung auf 250 kW / 340 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm bei 4.750 U/min.

Der Motor und die Leistungsentfaltung sind auch heute noch eine wahre Schau, denn der M5 Touring hängt bissig und direkt am Gas, wie es sich ein sportlicher Fahrer wünscht. Dafür sorgt nicht allein das Triebwerk mit entsprechender Feinjustierung, sondern auch die Kombination mit der manuellen Fünfgang-Schaltung, die die Leistung präzise und überaus wohlklingend an die Hinterachse bringt. Bereits bei 1.800 U/min steht ein stattliches Drehmoment von 300 Nm zur Verfügung – alles andere als selbstverständlich im Jahre 1992. Aus dem Stand geht es unter munterer Handarbeit in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei flotten 250 km/h. Seine große Schau bietet der Hochleistungskombi dabei jedoch nicht allein auf der linken Spur der Autobahn, sondern gerade auch seichten Landstraßen mit geneigten Kurven, denn hier kann der Sportkombi seine Dynamik im dritten oder wenn es allzu kurvig werden sollte, im zweiten Gang, imposant ausspielen. Wenn die an Bord befindliche Familie kurvenfest ist, umso besser. Sonst macht man diese Ausflüge besser allein.

Zum perfekten Gesamteindruck sorgt nicht allein das sportlich-stramme Fahrwerk, das überschaubare Fahrzeuggewicht von rund 1,8 Tonnen und die schicken 17-Zöller im Turbinendesign. Einzig bei der Bremsanlage steht der sportlichste aller 90er-Kombis hinter der Realität der heutigen Zeit zurück. 1994 gab es noch eine kleine Modellpflege, die Annehmlichkeiten wie eine Compound-Bremsanlage, 18-Zoll-Radsatz und ein manuelles Sechsgang-Getriebe brachte. Der Innenraum präsentiert sich auch noch ebenso dezent wie spektakulär, denn die Großserientechnik der E34-Generation ist allgegenwärtig, doch die zahlreichen Elektromotoren und die filigranen Belederungen lassen den exklusiven BMW M5 Touring in einem völlig anderen Licht erstrahlen. Die beigen Lederstühle – exzellent konturiert und filigran zu verstellen – sind auch nach heutigen Maßstäben eine echte Wucht. Dazu kommt jener damals einmalige Alltagsnutzen, den der Sportkombi nicht nur in der zweiten Reihe, sondern gerade auch im Gepäckabteil bot.

Wer heute einen BMW M5 Touring in entsprechend exzellentem Pflegezustand sucht, muss sich sehr Mühe geben und Glück haben, denn vom Sportkombi wurden zwischen 1992 und 1995 gerade einmal 891 Fahrzeuge produziert. Gerade die letzten Modellen mit leicht geänderter Front, 18-Zöllern, Sportbremsanlage und Sechsgang-Handschaltung sind kaum auf dem europäischen Markt zu finden. Es geht daher wenigen um den Preis an sich, sondern überhaupt ein solches Fahrzeug zu finden. Bestenfalls eines, das sich noch im Originalzustand befindet. Stefan Grundhoff; press-inform

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