Roccos" rocken auch dank Meister-Mechaniker den Ring

Die Rennmechaniker leisten Schwerstarbeit am Ring!

Roccos" rocken auch dank Meister-Mechaniker den Ring: Die Rennmechaniker leisten Schwerstarbeit am Ring!
Erstellt am 28. Mai 2009

Brennende Sonne, Hitze, dröhnende Motoren - die "Grüne Hölle", wie Sir Jackie Stewart den Nürburgring 1968 taufte, wird ihrem Namen, auch im Jahr 2009, beim 24-Stunden-Rennen erneut gerecht. "Eine Tortur für Fahrer und Material", betont Renn-Veteran Hans-Joachim Stuck. Schon wenige Runden nach dem Start liegen zahlreiche Fahrzeugteile auf der Strecke: Blech, Kunststoff, Glas. Sie sind der sichtbare Beweis für die unglaubliche Härte dieses Rennens. Das alles bedeutet viel Arbeit für die Mechaniker-Mannschaften in der Boxengasse. Denn sie halten die Autos fit für den Motor-Marathon in der Eifel.

Philip Wiegmann ist in dieser Nacht für die zwei Erdgas-Sciroccos eingeteilt. "Wir sind 24 Stunden auf den Beinen - ohne Schlaf. Aber das spannende Rennen, Adrenalin und Energy-Drinks im Blut halten uns fokussiert auf unsere Aufgabe", sagt er entspannt lächelnd. Ruhig und doch professionell wirkt die Atmosphäre in der VW-Box. "Hackenberg kommt rein", ruft plötzlich Wiegmanns Kollege. Noch drei Minuten, bis der Technikvorstand von Europas größtem Automobilbauer im Boliden mit der Startnummer 114 zum Boxenstopp anrollen wird. Blitzschnell nehmen die 15 VW-Mechaniker ihre Plätze ein und erwarten den CNG-Renner.

Nach gefühlten 30 Sekunden geht´s wieder auf die Strecke

Kaum steht der Erdgas-Scirocco mit laufender Maschine auf seinem Platz, wirbelt die Motorsport-Truppe um das Auto. Flüssigkeitscheck und Ölstandprüfung im Motorraum, Datenabgleich mit der Fahrzeugelektronik mittels Laptop und Fahrerwechsel, während die Schlagschrauber jaulen. Acht Mann kümmern sich um die vier Reifen. Einer füllt den Tank mit Erdgas. Nach gefühlten 30 Sekunden geht der Volkswagen wieder auf die Strecke - ein reibungsloser Zwischenstopp.

"Bei uns im Team läuft alles wie ein Uhrwerk. Solche Situationen üben wir oft", erklärt Wiegmann stolz. In kritischen Situationen kennt daher jeder seine Aufgabe. "Wir haben eine konstante Besetzung, deshalb sind wir das beste Team", führt der Mechaniker weiter aus. Im Turnus von 90 Minuten kommen die Autos an die Box.

Plötzlich ein Dreher, schnell zurück an die Box!

Alles läuft nach Plan für das Team von VW-Motorsport. "Wir haben bis zum jetzigen Zeitpunkt schon mehr erreicht, als wir erwartet haben. Unsere fünf Autos laufen bestens", sagt VW-Motorsportsprecher Andre Dietzel, als hinter ihm zwei Porsche und ein R8 laut brüllend durch die Boxengasse röhren. Dann ein Rückschlag. Ulrich Hackenberg hat sich in der ersten Kurve im Streckenabschnitt Brünnchen vom Asphalt gedreht. Zum Glück kein Blechschaden. Um sicher zu gehen, fährt er direkt in die Box. Hektik in der Werkhalle. Die Front wird abgebaut, drei Spezialisten liegen unter dem Auto. Diagnose: Riss im Kühler - Auftrag: Kühler austauschen.

"Es ist richtig ärgerlich, dass mir das passiert ist. Auf einmal ging das Heck weg und ich habe mich gedreht", beschreibt Hackenberg sein Missgeschick auf nasser Fahrbahn. Die Situation geht ihm nahe. "Die schöne Platzierung können wir jetzt vergessen", ist der VW-Technik-Chef enttäuscht. Sichtlich betroffen schleicht er immer wieder um das lädierte Auto, beobachtet sein Team bei der Arbeit.

"Das ist eben Racing", wirft Philip Wiegmann mit zuckenden Schultern von der Seite ein. Aber in der Volkswagen-Box sind alle stolz auf Dr. Hackenberg, weil er die Produkte unter schwierigen Bedingungen selber testet.

Morgens um neun dann der zweite Schock für die Wolfsburger: Mit Tempo 200 knallt Wolfgang Kaufmann im benzingetriebenen Scirocco in einen langsam fahrenden BMW Z4. "Der BMW war hinter einer Kuppe nicht zu sehen. Wolfgang hatte kaum eine Chance zu reagieren", kommentiert Teamkollege Patrick Simon den Unfall und fügt an: "Zum Glück ist Wolfgang unverletzt."

Mit grüner Technik in der Grünen Hölle

"Nach dem Unfall von Dr. Hackenberg lief bei den Erdgasautos alles wie am Schnürchen. Keines machte Probleme", so das Urteil von Mechaniker Wiegmann gegen 13 Uhr. Sauber wie ein Klinikraum mutet der Motor des CNG-Renners beim letzten Stop vor dem Zieleinlauf an. Lediglich die Karosserie hat etwas gelitten. Am Ende siegen die Erdgas-Flitzer in ihrer Klasse. Das Fahrerquartett Vanina Ickx, Thomas Klenke, Peter Terting und Klaus Niedzwiedz landete am Ende sogar auf Platz 17 des Gesamtklassements. Auf dieses Ergebnis blickt die abgekämpfte Mannschaft um Philip Wiegmann mit stolz geschwellter Brust. Und alle freuen sich nach 24 Stunden Hochspannung an der Nordschleife auf den wohlverdienten Schlaf, im Wissen, mit grüner Technik in der Grünen Hölle bestanden zu haben.



Von Tim Westermann

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