Back to the roots - Alles ändert sich oder doch alles wie immer?

Was ist los beim GTI-Vortreffen am Wörthersee 2016?

Back to the roots - Alles ändert sich oder doch alles wie immer?: Was ist los beim GTI-Vortreffen am Wörthersee 2016?
Erstellt am 27. April 2016

Bereits im Vorfeld hatte das Wörtherseetreffen 2016 eine Menge Staub aufgewirbelt, ohne dass auch nur ein einziges Auto vorgefahren war. Eine Bürgerinitiative übte Druck auf Politik und Verwaltung aus, die reagierte behördentypisch: Eine absurd anmutende Anzahl von Fahrbahnschwellen wurden rund um den Kreisverkehr an der Kult-Tanke „Mischkulnig“ in Selpritsch auf die Straße gedübelt. Rigorose Tempokontrollen mit Laserpistolen und eine nie da gewesene Anzahl von Ordnungshütern, gut erkennbar und „undercover“ in zivil unterwegs sind das Ergebnis der Maßnahmen, mit der man die von einigen Einzelgängern lautstark propagiert unbeliebten „GTI-Fahrer“ von ihren beliebten Hotspots fernhalten möchte.

Ziel erreicht: GTI-Fans enttäuscht, Touristen genervt, Einheimische zufrieden

Darunter leiden alle: Einheimische, die auf dem Weg zur Bäckerei oder in den Supermarkt mehrmals täglich über eklige Temposchwellen hoppeln müssen, und auch Autoliebhaber und Tuningfreunde, die ihre real gewordenen Träume und Visionen einfach nur szenegerecht zu DEM Termin schlechthin einer breiten internationalen Öffentlichkeit präsentiern möchten.

Die "Gummi"-Fraktion randalierte jetzt auch vor dem Casino in Velden

Auf der anderen Seite haben wir die Unverbesserlichen. Die „Gummi Gummi“-Fraktion und durchladende „Fehlzünder“, die man mit Temposchwellen nun erfolgreich verbannt haben will. Verbannt? Nein, nur verdrängt. Zum Beispiel mitten ins Zentrum von Velden, wo vor dem Casino burnende BMW und fehlzündende Seat eine johlende und gröhlende Masse zu begeistern wissen. Die Situation droht zu eskalieren. Als Konsequenz wird die ohnehin starke Polizeipräsenz abermals verstärkt. Jetzt stehen auf 50 Meter Straße fünf Polizisten und wachen über Verhalten und Verfehlungen der Straßenverkehrsteilnehmer. Kurioser Nebeneffekt: Zeitweise wird die Durchfahrt durch Velden sogar teilweise gesperrt, der Verkehr über die Autobahn (!) umgeleitet.

Vergrault: Tuningfans weichen auf entferntere Hotspots aus und schaffen neue Mini-Meetings

Gähnende Leere im Vergleich zu den Vorjahren dagegen rund um die „Mischkulnig“-Tankstelle in Selpritsch. Kein Wunder: Parken ist durch komplette Verbotszonen, festgeschraubte Pylonen und restriktive Kontrollen im weiten Umfeld unmöglich geworden. Die Massen der am Straßenrand sitzenden Zuschauer? Verdunstet. Grimmig dreinblickendes Security-Personal an den Einkaufsmärkten zertrampelt jeglichen Anflug von Park-Versuchen, die über den klassischen Einkauf von Getränken und Knabbereien hinausgehen.

Mit dem Drohszenario im Hinterkopf, im Fegefeuer von Pfefferspray und Schlagstock abgestraft zu werden, flüchten viele Tuning-Fans ins neue Mekka: Den Faaker See. Es mutet fast schon wie ein Märchen an: Der Parkplatz? Geräumig und kostenfrei. Toiletten gleich gegenüber, ebenso wie Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Während die „GTI-Fahrer“ - wie die Tuning-Fans in der österreichischen Presse genannt werden - woanders verscheucht werden, am Faaker See werden sie hofiert. Zwar ist auch hier die Poliei präsent wie noch nie, doch wer sich an die Regeln hält und den Gasfuß chillen lässt, hat wenig zu befürchten.

Die Polizei ist immer und überall

70 Bilder Fotostrecke | Was ist mit dem Wörthersee 2016 los?: Die ersten Bilder vom GTI-Vortreffen am Wörthersee #01 #02

Und doch: Angesichts der uniformierten Übermacht, die permanent Präsenz zeigt und offenbar rund um die Uhr Streife fährt, fühlen sich viele der „Seefahrer“ gegängelt und bevormundet. In und um Velden sind sie unerwünscht, also tummelt man sich wieder vermehrt in Reifnitz. Statt in Betonwände hat man dort in schicke neue Sitzbänke aus Holz investiert. Die Exekutive ist zwar auch dort stets zur Stelle um wild parkende Autos erst mit einem Foto beweissicher festzuhalten und dann mit einem Strafzettel zu beschenken, doch das Gefühl des Ungeliebtseins - es ist dort irgendwie weniger stark präsent.

Der VW-Stand, einst einer Kleinstadt gleichend und wochenlang im Voraus aufgebaut, ist dieses Jahr eine stark abgespeckte Variante seiner selbst. Die österreichische Tagespresse berichtet von Trachtengruppen und Fahnenschwingern beim offiziellen Treffen. Der Bürgermeister von Maria Wörth, Markus Perdacher, zeigt sich laut Zeitungsartikel zuversichtlich dass es gefallen wird, schließlich würden ja Fan-Wünsche umgesetzt. Andere Konzerntöchter blieben hingegen gleich ganz zu Hause, Audi schickte eine Fahrzeugflotte an den See und wird wohl wieder Rundfahrten in speziellen Modellen anbieten.

Fan-Wünsche umgesetzt? Trachtengruppen und Fahnenschwinger am See? "What the Faak"?

Die Fans reagieren auf ihre eigene Art und Weise. Wie schon in den Jahren zuvor zersplittert sich das Vortreffen in viele kleine spezielle Meetings, teilweise Dutzende Kilometer vom Wörthersee entfernt. Die Enthusiasten, die sich von den Chaoten absetzen wollen, suchen sich eigene Hotspots und Stellen um sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Die Sabotnig-Tankstelle - mit extra angefertigten Gräben und aufgestellten Betonwänden nur noch ein Schatten ihrer selbst. Der Treffpunkt in Schiefling - so viele Querparker können gar nicht kommen um die gähnende Leere zu kaschieren. Die Temposchwellen in Selpritsch - an den äußersten Enden bereits stark abgeschliffen und lädiert. Den Gastronomen und Hoteliers scheinen die hemdsärmeligen Maßnahmen mittlerweile peinlich zu sein, schließlich betonen viele von ihnen in sozialen Netzwerken, wie sehr die Gäste doch willkommen seien. Ganz im Gegensatz zu den getroffenen Verbarrikadierungs- und Abschreckungsbarrieren freuen sie sich über ihre zahlende Kundschaft.

Back to the roots? Ja zu welchen Wurzeln eigentlich?

Wohin steuert der Wörthersee in Zukunft? Werden ihm die Fans die Treue halten? Oder werden sie vermehrt zuhause bleiben und sich lieber in eigenen, kleinen und überschaubaren Treffen organisieren? Wird das Kult-Event gar von durchdrehenden und fehlzündenden Gumminauten verschlissen und zerrissen? Wir bleiben für Euch am Ball und warten gespannt die nächsten Tage am See ab!

 

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