VW Käfer 1303 GSR: Der Golf GTI-Vorläufer!

Gelbschwarzer Renner VW 1303 ist eine luftgekühlte Legende

VW Käfer 1303 GSR: Der Golf GTI-Vorläufer!: Gelbschwarzer Renner VW 1303 ist eine luftgekühlte Legende
Erstellt am 18. September 2008

Hat der Golf GTI einen Vorläufer? Und wenn ja, wie schaut er aus? Welches Auto müsste ein echter BVB-Fan auch heute noch in der Garage haben? Wer sich um eine Beantwortung dieser Fragen bemüht, stolpert am Ende der Nachforschungen über einen VW Käfer, den Volkswagen offiziell den „gelbschwarzen Renner“ nannte! Und der heute als Youngtimer nicht weniger Kultpotenzial hat als der Golf GTI!



Als VW im Januar 1973 das Sondermodell „gelbschwarzer Renner“ ankündigte, war der BVB alles andere als ein Renner. Tatsächlich krauchten die Borussen damals noch in den Niederungen der Regionalliga herum. Aber immerhin, als der hier gezeigte Käfer am 16.5.73 zugelassen wurde, hatten die Borussen Preußen Münster mit 9:0 abgefertigt. Vielleicht ein gutes Omen für den GSR

90-120 der insgesamt 3.500 gelbschwarzen Renner sollen nach Schätzungen überlebt haben. Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern!

GSR steht für „Gelbschwarzer Renner!“ So die offizielle Bezeichnung des VW 1303 S Sondermodells, das 1973 in einer Auflage von 3.500 Exemplaren das Programm bereicherte. Interessant ist dabei, dass Volkswagen intern tatsächlich von einem Basismodell für den Motorsport sprach und seinen Händlern empfahl, zwecks Ausweitung der sportlichen Aktivitäten, Kontakt mit den zahlreichen Käfer-Tunern vom Kaliber TDE und u.ä. aufzunehmen. Ein bemerkenswerter Sinneswandel, denn bis dato hatte Volkswagen nicht viel im Sinn mit käferlichen Motorsportaktivitäten. Andererseits, die zahlreichen Erfolge von Privatfahrern wie Conny Lammers und die Begeisterung für die erfolgreichen Rallye-Käfer, die von Porsche Salzburg eingesetzt wurden, weckten Begehrlichkeiten! Bei Werk und Kunde!

VW auf der Suche nach seinem sportlichen Talent!

Man kann das heute eigentlich kaum noch glauben: Bis dato verliefen alle Versuche, die Wolfsburger zu einem sportlicheren Käfer zu bewegen, leider im Sande. Auf der Suche nach dem GTI-Vorläufer stößt man auf den VW 1500 S, der aber bei weitem nicht die Sportlichkeit eines GTI aufweist und schon gar nicht dessen Beliebtheit.

Zwar blieb der Mach 1 diesen Beweis der Beliebtheit auch schuldig, aber der 1964 gestartete Versuch des belgischen VW Importeurs D’Ieteren, einen Sportkäfer zu bauen, hatte Potenzial: Ausgestattet mit einer 50 PS starken Oettinger-Maschine lief der mit einem unübersehbaren Rallye-Streifen versehene Käfer 152 km/h Spitze! Eigentlich ein Knaller, nur fand das der damalige VW Boss nicht. Nach nur wenigen Exemplaren stellte Importeur D’Ieteren das Experiment wieder ein! So sollten also neun weitere Jahre ins Land gehen, bis der erste Sport-Käfer ab Werk gebaut wurde

Aufforderung zur Leistungssteigerung

Im Gegensatz zum Golf GTI, der leistungsmäßig gegenüber seinen biederen Brüder ein „Schüppchen“ zulegte, trat der „gelbschwarze Renner“ zwar in aggressiver Kriegsbemalung auf, aber der Motor im Heck war der gleiche 50 PS-1.6-l-Boxer, der schon den 1302 angetrieben hatte. Hatte VW mit einer Leistungssteigerung gezögert, um Regressansprüchen aus dem Weg zu gehen? Einzig das geschlitzte Frontblech gibt einen kleinen Hinweis darauf, dass Leistungssteigerung in dieser oder jener Weise irgendwie erwogen worden war. Schauen wir mal in die Händlerankündigung: „Die Käufer des gelbschwarzen Renner werden häufig auch bereit sein, ihre Fahrzeuge mit sportlichen Extras auszurüsten. Das heißt, Sie haben hier die Möglichkeit durch sportliches Zubehör – auf Wunsch auch durch Vermittlung einer Motor-Leistungssteigerung – jedem Interessenten seinen individuellen Sportkäfer zu liefern!“ Oha, nie zu vor gab sich VW so sportlich!

Besagtes Frontblech kam in den USA-Käfern bereits zum Einsatz, hier allerdings zur Belüftung des Klimaanlagen-Wärmetauschers, bei einem leistungsgesteigerten 1303 bot sich hier die Platzierung eines zusätzlichen Ölkühlers an. Und den brauchte ein leistungsgesteigerter Käfer auch, sollten die Ventile – speziell des dritten Zylinders – nicht den Hitzetod sterben!



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Ein sportlicher Geist in einem sportlichen Körper..

Wenn also nicht der Treibsatz richtig rockt, dann rüsten wir die Optik auf! Was also machte den Unterschied zum 1303 aus? Natürlich erst einmal die Lackierung in Saturngelb und Mattschwarz. Neben den Hauben sind auch Türgriffe, Zierleisten, und Stoßstangen in Schwarz gehalten, nicht aber die Scheinwerferringe, Blinkergehäuse und der Rückspiegel. Alles in Chrom. Die über die Kofferraumhaube laufende Zierleiste strahlte allerdings in Gelb. Eine solche Zierleiste im Trittblech suchte der Betrachter jedoch vergebens – vermutlich von VW aus „Gewichtsgründen“ eingespart. Auch die Türinnenverkleidungen sind eher spartanisch, dafür gab es als Sonderausstattung Sportsitze, ein Sportlenkrad sowie 5,5“ x 15 Stahlfelgen, auf die Pirelli –Gummis im Format 175/70 HR15 geschnallt waren. So was nannte man damals Niederquerschnittreifen!

Die Zahl der Überlebenden ist gering…

Wie viele der 7.650 DM teuren gelbschwarzen Renner nun tatsächlich im Motorsport aufgearbeitet wurden – bei Bergrennen und Slalom war der Käfer noch durchaus nicht chancenlos – wissen wir nicht, aber die IG GSR vermutet, dass bis heute lediglich 90 -120 original GSR überlebt haben. Einer davon steht in der Garage von Peter Hanz! Initiator der Anschaffung aber war Bruder Christof und so wurde der am 16.5. 73 erstmals zugelassene GSR 1990 vom Vorbesitzer gekauft.

Zwar war der Käfer nicht verbastelt und hatte auch nur wenige Kilometer auf der Uhr, aber eine Teilrestauration empfahl sich trotzdem. Was sich umso schwieriger gestaltete, da diese in der heimatlichen Garage stattfand und mangels Platz der Wagen nicht komplett zerlegt werden konnte. So wurden die anstehenden Arbeiten Zug um Zug erledigt. Einige Blecharbeiten und 3 Kotflügel später war die gesunde Grundlage für eine Komplettlackierung geschaffen, die noch heute ausschaut wie neu! Natürlich in den Originalfarben Saturngelb (L13 M) und Mattschwarz (L41). Ohne Zweifel ein Hingucker, wie die Fahrt zur Foto-Location beweist! Passanten drehen sich im Dutzend um. Da hat der damalige Lackierer, die Fa. Ecker in Hachenburg (Westerwald) echte Qualitätsarbeit abgeliefert.

Perfektion im Detail

Später hat Peter Hanz in Sachen Perfektion noch einmal nachgelegt! Der 45-jährige Diplom-Ingenieur hat den kompletten Vorderwagen noch einmal zerlegt und eine neue Bremsanlage verbaut. Ein durchrostetes Bodenblech auf der Fahrerseite machte einen weiteren kleinen Eingriff notwendig und nachdem eine originale Auspuffanlage montiert worden war, konnte der GSR dann beim TÜV vorgeführt werden. Der GSR fuhr sich wie neu und das überzeugte auch den Prüfer, der dem GSR ohne Murren die Plakette zusprach.

Begeisterung ohne Ende!

Peter Hanz und seine Familie haben den GSR in ihr Herz geschlossen: „Das Auto hat jetzt erst 90.000 echte km auf dem Buckel. Und wir haben über den Sommer die ersten Touren mit ihm gemacht. Einfach faszinierend!“ Wichtig ist ihm dabei zu unterstreichen, dass Motor und Getriebe absolut werksoriginal und noch Erstausrüstung sind und alle Arbeiten nur der Wiederherstellung des Originalzustands galten. „Damit ist man auch heute noch ausreichend motorisiert, denn am meisten Spaß macht es, mit 60 oder 70 km/h übers Land zu rollen“, so das Fazit des GSR-Enthusiasten. Wobei sich uns der Eindruck aufdrängt, der größte GSR-Fan ist Peters kleine Tochter Antonia. Die Frage nach dem wahren GTI-Vorläufer ist ihr übrigens völlig schnuppe, oder sagen wir besser für sie sind diese akademischen Fragen einfach „Luft“!





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Vau-Max kompakt

Fahrzeugtyp: VW Typ 1 1303 S Gelbschwarzer Renner

Erstzulassung: 16.5.1973

Karosserie: Blech, teilrestauriert

Räder & Reifen: 5,5 x 15 Stahl mit 175/70 SR15

Fahrwerk: vorn Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, hinten Einzelradaufhängung an Schräglenkern, Drehstabfederung

Motor: 1584 ccm Vierzylinder-Boxer

Leistung: 50 PS bei 4000 U/min

Getriebe: Viergang, synchronisiert

Auspuff: Zwei-Rohr

Bremsen: Hydraulische Zweikreis-Bremsanlage, vorn Scheibenbremse

Innenraum: Sportlenkrad, Sportsitze

0-100 km/h: 20,5 s

Vmax: 130 km/h

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