Die Formel 1 in den 90ern

Wissenswertes für junge Fans der Königsklasse

Die Formel 1 in den 90ern: Wissenswertes für junge Fans der Königsklasse
Erstellt am 21. August 2023

Die Formel 1 begeistert die Fans seit vielen Jahrzehnten. In den 90er-Jahren gab es viele spannende Entwicklungen in der Königsklasse des Motorsports – unter anderem begann Michael Schumacher damals eine legendäre und einmalige Karriere. Andererseits gab es in diesem Jahrzehnt eines der dramatischsten Wochenenden in der Geschichte der Formel 1. Wir haben besonders für die jüngeren Fans des Motorsports einige wissenswerte und spannende Fakten zu dieser Dekade zusammengetragen.

Die Formel 1 als Event

Eine erste Entwicklung der 90er, die für viele Fans heute nicht mehr wegzudenken ist, bestand in einer zunehmenden Kommerzialisierung der Formel 1.

Erste Übertragungen im Privatfernsehen

Den wohl wichtigen Beitrag dazu leistet das Privatfernsehen – ein Phänomen, das auch in vielen anderen Disziplinen zu beobachten war. Auf RTLplus gab es bereits Ende der 80er-Jahre eine Fußballshow, die sich einige Jahre hielt und neben Infos zum Sport viel Entertainment bot.

Ab dem Anfang der 90er-Jahre übertrug RTL neben Boxkämpfen die Formel 1. Die Berichterstattung begann im Jahr 1991, nur kurze Zeit vor dem Einstieg vom Michael Schumacher (zu Letzterem gleich mehr).

Mehr Sendezeit, mehr Hintergründe

Über die folgenden Jahre wurde das Programm zur Formel 1 immer mehr erweitert. Der Sender übertrug nicht nur die Rennen, sondern ab einem gewissen Zeitpunkt außerdem die Qualifyings und Trainingssessions.

Durch umfassende Vor- und Nachberichte gab es tiefere Einblicke und Hintergründe. Die Fans waren ihrem Lieblingssport dadurch näher als je zuvor. Unter anderem aufgrund dieser Entwicklung wurde die Königsklasse des Motorsports von einem Nischen-Sport zu einem echten Massenphänomen.

Michael Schumacher – Der erfolgreichste deutsche Fahrer aller Zeiten

Michael Schumacher leistete in den 90er-Jahren einen erheblichen Beitrag dazu, dass die Formel 1 in Deutschland an Popularität gewann. Betrachtet man den raketenartigen Start des Kerpeners in der Königsklasse des Motorsports, ist es wenig verwunderlich, dass er schnell viele begeisterte Fans finden konnte.

Einstieg und erste Jahre

Seinen ersten Grand Prix bestritt Schumacher in Spa 1991 im Jordan. Dabei war er eigentlich nur als Ersatzpilot für den inhaftierten Stammfahrer Bertrand Gachot vorgesehen. Zwar fiel er im Rennen bereits nach wenigen hundert Metern mit einem technischen Defekt aus.

Durch das Qualifying, das er als absoluter Neuling in den Top 10 beendete, war die Sensation jedoch perfekt. Bereits kurz darauf nahm ihn das Benetton-Team um Flavio Briatore unter Vertrag. Es war der Beginn einer Zusammenarbeit, die noch äußerst erfolgreich werden sollte.

Ein Jahr später, beim GP von Belgien 1992, konnte Schumacher sein erstes Rennen im Benetton gewinnen. Im gleichen Jahr belegte er in der Gesamtwertung der Fahrer den dritten Platz, 1993 landete er auf Rang vier.

Zwei Titel mit Benetton

1994 war ein turbulentes Jahr für Schumacher, das er im November beim Saisonfinale in Adelaide mit seinem ersten Weltmeistertitel krönen konnte. Der Kerpener kollidierte mit seinem Rivalen Damon Hill, beide fielen aus und Schumacher holte sich mit nur einem Punkt Vorsprung den Titel.

Von einigen Beobachtern wurde ihm damals vorgeworfen, er hätte die Kollision absichtlich herbeigeführt, nachdem er selbst ins Schlingern kam und Hill drauf und dran war, ihn zu überholen. Den Titel konnte er jedoch behalten.

1995 konnte der deutsche Pilot erneut Weltmeister werden. Dieses Mal war das Ergebnis jedoch noch eindeutiger: Schumacher hatte am Ende der Saison ganze 33 Zähler Vorsprung auf den zweitplatzierten Hill. Zusätzlich konnte das Benetton-Team erstmals die Konstrukteurs-WM gewinnen.

Neustart bei Ferrari

Für 1996 wechselte Schumacher zum italienischen Traditions-Rennstall Ferrari. Das erste Jahr war alles andere als erfolgreich, der Hauptgrund dafür lag wohl im wenig konkurrenzfähigen Auto. Über die Saison konnte er nur drei Grand Prix gewinnen, am Ende belegte er in der Gesamtwertung den dritten Platz.

1997 kam er dem Titel deutlich näher. Allerdings wurde er aufgrund einer im Finale in Jerez absichtlich herbeigeführten Kollision mit seinem Konkurrenten Jacques Villeneuve von der gesamten Saison disqualifiziert und verlor alle Punkte.

1998 unterlag er im Saisonfinale Mika Hakkinen, 1999 ging die WM für Schumacher bereits frühzeitig verloren, da er sich bei einem Unfall in Silverstone das Bein brach. Erst im Jahr 2000 konnte er wieder Weltmeister werden – es war der Auftakt von fünf aufeinanderfolgenden Titeln des deutschen Piloten.

Weitere erfolgreiche Piloten der Dekade

Nicht nur Schumacher konnte in der Dekade viele Erfolge verzeichnen. Ayrton Senna wurde in den 90ern gleich zweimal Weltmeister – in den Jahren 1990 und 1991. Gleiches gelang Mika Hakkinen 1998 und 1999. Weitere Piloten, die in diesem Jahrzehnt einen Titel erringen konnten, sind:

  • Damon Hill,
  • Jacques Villeneuve,
  • Alain Prost
  • und Nigel Mansell.

Neben diesen Champions gibt es weitere Piloten, die sich in der Dekade einen Namen machen konnten. Dazu gehört David Coulthard, der zunächst bei Williams und dann bei McLaren Mercedes dabei half, Konstrukteurs-Titel zu gewinnen. Der deutsche Heinz-Harald Frentzen machte ebenfalls durch einige Erfolge von sich reden. Im Jahr 1999 sah es sogar kurzzeitig so aus, als könne er im Jordan um den Titel mitfahren.

Das Drama von Imola 1994

Das Wochenende von Imola 1994 ist bis heute unvergessen. Im Rahmen dieser Rennveranstaltung hatte die Formel 1 gleich zwei Todesfälle zu beklagen – für lange Zeit sollten es die letzten sein.

Barrichello und Ratzenberger

Einen ersten Schockmoment gab es am Freitag, als Rubens Barrichello in einer Schikane abhob und in den Fangzaun krachte. Der Jordan-Pilot aus Brasilien hatte Glück: Abgesehen von einer gebrochenen Nase und einigen Prellungen blieb er unversehrt.

Im Qualifying am Samstag verunglückte Roland Ratzenberger schwer. Durch einen gebrochenen Frontflügel verlor er die Kontrolle über seinen Wagen und schlug mit mehr als 300 km/h in die Mauer an der Villeneuve-Kurve ein. Der Österreicher erlitt einen Genickbruch und weitere innere Verletzungen, Wiederbelebungsversuche scheiterten. Ratzenberger war der erste Formel-1-Tote seit dem Jahr 1982.

Der tödliche Unfall von Ayrton Senna

Beim Rennstart am Sonntag gab es bereits eine Kollision, bei der mehrere Zuschauer durch herumfliegende Teile verletzt wurden. Nach zwei Runden des Rennens verlor der damals schon legendäre mehrmalige Weltmeister Ayrton Senna bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Wagen.

Mit mehr als 200 km/h schlug er in der Tamburello-Kurve in die Mauer ein. Ein Teil der Radaufhängung durchdrang den Helm und verletzte den Brasilianer tödlich. Die Formel 1 stand unter Schock. Bis heute konnte nicht abschließend geklärt werden, was der Grund für den Unfall war.

Kuriositäten rund um Rennen, Fahrer und Teams

In den 90er-Jahren gab es rund um die Formel 1 aber auch einige kuriose Vorfälle und Geschichten.

Taki Inoue

Die ein oder andere dieser Storys steht in Zusammenhang mit Taki Inoue. Der japanische Pilot bestritt in den Jahren 1994 und 1995 einige Grand Prix, indem er sich bei Simtek und Footwork einkaufte.

Punkte erzielte er in dieser Zeit keine. Viel mehr machte er durch einige kuriose Vorfälle (unter anderem wurde er vom Medical-Car neben der Strecke angefahren) und einen großen Rückstand zum Rest des Feldes von sich reden. In einem späteren Interview nannte sich selbst einen der schlechtesten Formel-1-Piloten aller Zeiten.

Das Mastercard-Lola-Team

1997 machte sich der damals schon aus anderen Klassen des Motorsports bekannte Rennstall Lola mit der Unterstützung des Sponsors Mastercard daran, sein Debut in der Königsklasse zu geben. Eigentlich war die Saison 1998 als Startpunkt angedacht, die Premiere wurde jedoch aufgrund von Druck des Geldgebers vorgezogen.

Als Ergebnis hatte das Team nur drei Monate Zeit, einen Wagen zu bauen – mit der Konsequenz, dass der Bolide nie einen Windkanal von innen sah. Beim Saisonauftakt in Australien wurde das Ausmaß des Flops deutlich.

Im Qualifying waren die beiden Piloten, Vincenco Sospiri und Ricardo Rosset, beide mehr als 10 Sekunden langsamer als die Bestzeit von Jacques Villeneuve – in der Formel 1 ist das eine halbe Ewigkeit.

In der Folge konnten sie nicht am Rennen teilnehmen. Es war das einzige Mal, dass die Wagen des Teams eine Strecke sahen: Bereits vor dem nächsten Grand Prix in Brasilien wurden die Boliden vom Team zurückgezogen.

Monaco 1996

Eines der chaotischsten Formel-1-Events der Dekade war der Grand Prix von Monaco im Jahr 1996. Das Rennen ist vor allem dadurch bis heute legendär, dass überhaupt nur drei Wagen ins Ziel kamen.

Durch den Regen gab es einige Unfälle, andere Fahrer wiederum schieden durch Defekte aus. Am Ende konnte Olivier Panis im Ligier den ersten und einzigen Sieg seiner Karriere und einen echten Überraschungserfolg feiern.

Fazit

Die Formel 1 erlebte in den 90er-Jahren einige einschneidende Entwicklungen und Vorkommnisse. Bis heute unvergessen ist das Rennwochenende von Imola 1994, an dem mit Roland Ratzenberger und Ayrton Senna gleich zwei Piloten starben. Weltmeister wurden in diesem Jahrzehnt neben Michael Schumacher unter andere Senna, Alain Prost, Mika Hakkinen und Damon Hill. Kurioses gab es ebenfalls: Vor allem einige Situationen um den Piloten Taki Inoue sowie der gescheiterte Einstieg des Lola-Teams lösten bei Fans und Experten eine Mischung aus Belustigung und Stirnrunzeln aus.

 

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