VW Polo Cup am Norisring in Nürnberg

Felix Tigges fährt wieder nach vorn

VW Polo Cup am Norisring in Nürnberg: Felix Tigges fährt wieder nach vorn
Erstellt am 30. Juni 2009

Die Ampel über der Start-Ziellinie geht aus und gibt den Start zum vierten Polo-Cuprennen der Saison 2009 frei. Der Norisring in Nürnberg ist ein 2,3 Kilometer kurzer Stadtkurs. Felix Tigges aus Wolfsburg steht wie so oft in dieser Saison weit hinten im Feld und kämpft sich nach vorn.

„Im Qualifiying ist er immer langsamer als die anderen Fahrer, die in der Gesamtwertung weit vorne liegen.

Beim nächsten Mal werde ich ihn schon einen Tag vorher wachrütteln“, sagt Vater Gisbert Tigges und lacht. Er sieht die Lage recht locker, weiß aber genau, dass mehr möglich ist. Davon ist auch Felix überzeugt. „Dieses Mal war es einfach blöd. Die Strecke war teilweise nass und man konnte irgendwie keine klare Regenlinie finden“, beurteilt der 18-jährige Wolfsburger das Qualifikationsergebnis.

Da er aber in den ersten drei Rennen jedesmal weit nach vorne gefahren ist, schaut Felix zuversichtlich drein. „Immer dasselbe – im Qualifying zu langsam“, ist der sympathische Racer vor dem Start am frühen Sonntagmorgen trotzdem selbstkritisch. Auch wenn ihm lediglich neun Zehntel Sekunden auf die Poleposition fehlen. So startet Felix von Rang Neunzehn aus ins Rennen. Sofort nach dem Start arbeitet er sich im Autostadt-Polo durchs Feld nach vorne.

Die Crux des Kurses ist die „Grundig-Kurve“, eine 180-Grad-Kehre am Ende der Start-Ziel-Geraden. Sie wurde nach mehreren kleinen Rempeleien kurze Zeit später zum bösen Verhängnis von Marcel Belka. In der vierten Runde rumpelte sein Polo über die Curps stellte sich auf die zwei linken Räder und überschlug sich. Mit dem Dach landete er auf der Leitplanke: Totalschaden am Auto, aber glücklicherweise stieg Belka unverletzt aus. Das Safety-Car rollte auf die Strecke, fing das Feld ein.

15 Minuten Aufräumarbeiten einer Unfallstelle

„Es ist unmittelbar vor mir passiert und ich bin froh, richtig ausgewichen zu sein, so dass mir nichts passiert ist“, kommentiert Felix. Rund 15 Minuten dauerten die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle – Trümmer wurden geborgen, die Leitplanke repariert. Währen dieser Zeit war das Rennen angehalten. Felix war zu diesem Zeitpunkt bereits bis auf Position 13 vorgefahren.

Nach dem Neustart ging es schrittweise weiter vorwärts. Rund fünf Minuten verblieben noch.

Am Ende war es dann der neunte Platz. „Sehr schön, wieder ein Topten-Ergebnis“, zeigte sich Familie Tigges zufrieden mit der Ausbeute. Dennoch weiß Felix, dass mit einem besseren Startplatz mehr drinnen gewesen wäre. Beim Vergleich der Rundenzeiten nämlich wurde klar, dass der Wolfsburger ohne Probleme mit der Spitzengruppe um den Polen Maciek Steinhof hätte mitfahren können. „Jetzt steht aber Oschersleben vor der Tür.

Es ist meine Heimstrecke und da werde ich hoffentlich auch in der Qualifikation besser abschneiden“, gibt sich der Autostadt-Pilot kämpferisch. Nur mehr Glück als im vergangenen Jahr möchte er haben. Denn damals vereitelte ein Getriebeschaden ein gutes Ergebnis. In der Gesamtwertung liegt Tigges jetzt auf Rang vier – nur einen Punkt hinter dem Dritten Maximilian Sandritter.



Text und Fotos: Tim Westermann

Moderner Sport auf historischem Gelände

Bereits der Name der Rennstrecke führt in die Deutsche Vergangenheit. Denn wer bei Noris nur an ein Unternehmen der Finanzwelt denkt, übersieht dabei, daß Noris ein allegorischer Name für Nürnberg aus dem 16. Jahrhundert ist. In dieser Zeit verblaßte beständig die Blüte Nürnbergs, als Stadt des Handwerks und Handels, der Reichstage und als des „Reiches Schatzkästlein“ im Mittelalter. Immerhin wurden die Insignien des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) bis 1796 in Nürnberg verwahrt.

Der 30-jährige Krieg, hohe Schulden und die napoleonischen Kriege führten zu dem Verlust der Eigenständigkeit Nürnbergs als freie und unmittelbare Reichsstadt. Aber das 19. Jahrhundert brachte neue Chancen als mittelfränkische Industriemetropole. Symbol dafür ist die erste Eisenbahn in Deutschland. Deren Fahrt verlief am siebten Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Eine weitere technische Innovation führt zurück an die Rennstrecke: Am 28. August 1909 landete Ferdinand Graf von Zeppelin mit dem „Zeppelin III“ auf einer Nürnberger Wiese, die seit diesem Tag Zeppelinfeld genannt wird. Genau dort breiten sich seit Jahren das Fahrerlager und die Boxengasse aus.

Exakt gegenüber die Zeppelinhaupttribüne. Heute ein Ort, der Tausenden begeisterter Rennsportfans beste Aussichten auf das Boxengeschehen und die lange Start- und Zielgerade ermöglicht, läßt die Architektur bereits erahnen, daß die Tribüne nicht für eine Sportveranstaltung erbaut worden ist.

Aufgrund der Lage aber auch der Geschichte der Stadt wurde Nürnberg ab 1927 ausgewählt, die „Reichsparteitage“ der NSDAP, der Partei Adolf Hitlers, durchzuführen. Dabei nutzte die Partei in den ersten Jahren noch die Anlagen eines städtischen Naherholungsgebietes und des heutigen Fußballstadions, zu denen auch das Zeppelinfeld gehörte. Ab 1933 begannen zahlreiche Ausbauten. Zwischen 1935 und 1937 wurde schließlich das Zeppelinfeld nach Plänen von Albert Speer zu einen Aufmarschgelände für insgesamt 320.000 Menschen umgestaltet. Im Rahmen der Reichsparteitage fanden dort Veranstaltungen der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes und von Funktionären der NSDAP statt. Allein 70.000 Menschen fanden auf den Tribünenanlagen rundherum einen Platz.

Heute trägt die Stadt Nürnberg schwer an ihrer Geschichte. Alle Bauten des weitaus größeren „Reichsparteitagsgeländes“ wollen dokumentiert und in weiten Teilen erhalten werden. Die Kosten des Dokumentationszentrums teilten sich Bund, Land und Stadt. Für den Erhalt der Bauten des Zeppelinfeldes und der Haupttribüne (auch des Norisringes) muss in den kommenden Jahren ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag aufgebracht werden.

Dennoch ist das Rennwochenende auf dem Norisring ein schönes Beispiel, wie man nach 60 Jahren Bundesrepublik ehrlich gedenkend aber auch entspannt mit den dunkelsten Jahren der Deutschen Vergangenheit umgehen kann. So hält es die Volkswagen AG inklusive ihres Motorsportbereiches mit ihrer eigenen Firmengeschichte. So kann man auch den Verantwortlichen in Nürnberg nur zurufen: Glückwunsch und auf Wiedersehen im nächsten Jahr beim ADAC Volkswagen Polo Cup!



Text: Alexander Voigt Fotos: Museen der Stadt Nürnberg

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