Vor über zwei Jahrzehnten mussten die Entwicklungsingenieure bei Audi und Porsche wohl eine gute Inspiration gehabt haben. „Warum bauen wir nicht mal ein Auto mit fünf Sitzen und Laderaum und den Fahrleistungen eines Porsche“ - so oder so ähnlich muss die Kooperation begonnen haben. Von wegen „schöne Kombis heißen Avant“, auch schnelle Kombis dürfen sich das Prädikat anheften. Das, was die Ingolstädter da nahezu 3.000 mal auf die vier Räder stellten, kann sich auch nach heutigen Maßstäben sehen lassen.
Spaß konnte man auch damals kaufen.
Knapp 100.000 Mark standen damals auf der Rechnung, sofern man sich für einen Audi RS2 entschieden hatte. Dafür gab es die Extraklasse des Automobilbaus: Fünf Zylinder, die von einem Turbolader zwangsbeatmet werden. 2,2 Liter längs eingebauter Hubraum und 315 Pferdestärken, losgelassen auf alle vier Räder, feuern den Avant in etwas mehr als fünf Sekunden über die 100 km/h-Schallmauer und machen erst bei 260 km/h Schluss.
Klar, dass der Zahn der Zeit etliche der Audi RS2 dahingerafft hat. Matthias Winkler aus Tirol konnte sich 2012 einen der begehrten Kombis sichern und nahm sich der vorsichtigen Restauration an. Der Wagen sollte weitgehend original verbleiben, ohne jedoch auf ein paar entscheidende Extras zu verzichten. 63 Bilder Fotostrecke | Schon längst ein Klassiker: Sportwagen-Feeling dank knapp 400 PS im Audi RS2
Heiser die Pferde nie bellen: Supersprint schafft dem Fünfzylinder Gehör
Matthias, der seine Brötchen als Autohändler verdient, schnallte dem heiser röchelnden Fünfzylinder eine Supersprint-Auspuffanlage unter und ließ einen Fachmann ans Steuergerät. Das Resultat der Kur: 385 putzmuntere Pferdestärken. Das Sechsgang-Getriebe erfuhr ebenfalls eine gründliche Renovierung.
Fahrspaß bedeutet für Matthias auch Tieferlegung
Die Definition eines Sportfahrwerks ist laut Matthias ein wenig anders als die der RS2-Entwickler. Der Österreicher orderte ein AH-Exclusive-Setup, das auf einer verkürzten Version eines H&R-Gewindefahrwerks aufbaut. Knappe elf Zentimeter kommt der Wagen dadurch tiefer. Die Bodenfreiheit an der tiefsten Stelle gibt Matthias mit 2,3 Zentimetern an. Smiley inklusive.
Verzögert wird natürlich mit den originalen Bremsen, 304mm Durchmesser an der Vorderachse, 299mm hinten. An den Achsen rüstete der Audi-Fan auf: Dreiteilige „Eta Beta“-Turbos drehen sich da, rundum in 8x18 ET57 mit außen montierten Sternen. Die polierten Betten schultern Reifen in der Größe 225/35 R18.
Der schnelle Audi Avant erhielt einen neuen Anstrich im Originallack
Die Karosserie erhielt bis auf die Dachhaut eine Neulackierung im Original-Farbton „Ragusa-Grün metallic“. Den Rest bereitete Matthias zusammen mit dem Lackierer seines Vertrauens wieder auf.
Das Interieur kommt in der laut Matthias seltenen Kombination von grauem Alcantara und schwarzem Leder und Alcantara-Lenkrad daher. Dazu gibt es die grün getönte Verglasung.
Man kann darüber diskutieren, ob früher wirklich alles besser war. Auf jeden Fall hatten die Ingenieure auch damals ihre hoch-oktanigen Minuten. Der Audi RS2 ist das Produkt so einer Liaison. Ohne Hemmungen, ohne Limits, dafür aber mit jeder Menge serienmäßig ausgeliefertem Adrenalin. Bitte mehr davon!
Technische Daten Audi RS2 Avant
Baujahr: 1994
Motor: Reihen-Fünfzylinder, Turboaufladung, Kennbuchstabe ADU, 2226 cm³ Hubraum, Steuergerät optimiert, Ladedruck bis 1,8 bar, Leistung ca. 385 PS
Getriebe: Serie, 6-Gang, überholt
Fahrwerk: AH Exclusive 120mm Gewindefahrwerk
Bremsen: original Porsche Bremse ab Werk
Räder: rundum Eta Beta Turbo 3tlg, in 8x18 ET57, Stern außen montiert, Bett poliert
Reifen: 225/35 R18
Karosserie: Neulackierung (bis aufs Dach) im Original-Farbton „Ragusa-Grün metallic“, restlicher Lack aufbereitet, Originalzustand
Innenraum: original graues Alcantara und schwarzes Leder, Alcantara-Lenkrad ohne Airbag, grün getönte Verglasung
1 Kommentar
A3_Jule
21. Dezember 2014 13:47 (vor über 9 Jahren)
Schreibe einen Kommentar