Mitunter werden in Wolfsburg seltsame Entscheidungen getroffen. Die Wiederbelebung des VW Käfers zählt zwar nicht dazu, wohl aber der zwanghafte Versuch, mit Blümchenvase und Knutschkugel-Optik etwas von dem Charme vergangener Tage wiederherzustellen. Wenig verwunderlich, dass der Wagen trotz der massiv losgetretenen Werbekampagne 1997 zumindest in Deutschland kein Mega-Erfolg wurde. Zu rund, zu niedlich, zu brav. An der männlichen Kundschaft sauber vorbeigepeilt, fristete der “New Beetle“ ein Schattendasein in der deutschen Automobillandschaft. Entsprechend gering war auch die Akzeptanz des Wagens innerhalb der Tuning-Gemeinde.

Vom Mercedes zum Volkswagen geswitcht

Doch das ist alles Schnee von gestern. VW hat den “New Beetle“ in Rente geschickt und ließ mit dem nur “Beetle“ genannten Nachfolger ein komplett neues Auto mit mehr Biss von der Leine. So ein Beetle hatte es Nesat Özke angetan. Der Autotuner, der sonst beruflich wie privat eher ein Faible für leistungsstarke Marken mit einem Stern auf der Haube pflegt, war auf der Suche nach einem passenden Fahrzeug für seine Frau.

Fündig wurde er bei diesem ehemaligen Vorführwagen von VW. Gerade einmal 3.500 Kilometer auf der Uhr und in der eher seltenen Farbe „Denim blue“ wechselte der nur wenige Wochen alte Beetle den Besitzer. Es dauerte nicht lange, bis aus dem „Wagen für die Gattin“ das nächste Tuningprojekt des Ronnenbergers wurde. Zusammen mit Yakup Purut von Chromewheel.de wurde der Neuankömmling einer sofortigen Komplettanalyse unterzogen. Als Sport-Modell mit 200 PS keineswegs untermotorisiert, keimte trotzdem der Wunsch nach ein wenig Mehrleistung, gepaart mit einer verschärften Soundkulisse. Bei Wetterauer Tuning nahm man sich der Umsetzung an und verpasste dem blauen Rundling eine “Bits und Bytes“-Frischzellenkur, die sich gewaschen hat.

Satte 265 PS dank Software-Update

Der 2-Liter-Turbomotor stemmt nach dem Update locker 265 PS, dank einer BullX-Downpipe mit 200-Zellen-Sportkat und Fox-Auspuffanlage ergibt sich ein Gänsehaut-Sound, der sich gewaschen hat. Das typische Ploppen beim Gaswegnehmen und runterschalten ist jetzt ein stilechter Knall geworden. Der Durchzug, egal in welchem Gang, ist beachtlich. Eine kleine Probefahrt mit dem gepimpten Beetle hat die schon im Stand verschärfte Optik nochmals bestätigt. Obwohl bereits im Serientrimm sehr attraktiv und keineswegs schwachbrüstig, zieht der erstärkte Beetle wie ein Ochse auf Drogen Gummiband-ähnlich vorwärts

Top-Straßenkontakt mit H&R und BBS

Top-Straßenkontakt mit H&R und BBS

Ein H&R-Gewindefahrwerk legt den Beetle um etwa 60 Millimeter tiefer. 8.5 x 20 Zoll große BBS RXR-Felgen stellen in Verbindung mit 235/30er Falken FK 453 Gummis den Kontakt zur Straße her. „Wir wollen die Dämpfer noch bearbeiten lassen, dann können wir den Wagen ein wenig tiefer schrauben und die Radhäuser satter ausfüllen“, so der gutgelaunte Besitzer.

Die Innenausstattung ist ein Hingucker sondergleichen. Das liegt an der genialen und hochwertigen, zweifarbigen Lederoptik in blau/schwarz, die es in dieser Form ab Werk zu kaufen gibt. Für Musikprogramm mit Schmackes sorgen das Fender-Lautsprechersystem mit 10-Kanal-Verstärker und Subwoofer. So wird aus einem bonbonblauen Spielmobil ein blauer Bösewicht, der Bad Beetle. Mal schauen, was sich Nesat und seine Jungs noch so einfallen lassen, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.



Text & Fotos: Igor Vucinic

VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Beetle Sport

Baujahr: 2012

Motor: 2.0 TSI, Wetterauer-Abstimmung und Optimierung, ca. 265 PS

Auspuff: BullX-Downpipe mit Metallkat, Fox-Auspuffanlage

Räder: BBS RX-R in 8.5 x 20 Zoll

Reifen: Falken FK 453 in 235/30 R20

Fahrwerk: H&R-Gewindefahrwerk

Karosserie: Heckdiffusor schwarz lackiert, sonst original

Innenraum: originale zweifarbige Lederausstattung

ICE: Headunit VW RNS 510, Fender-Soundsystem mit 10-Kanal-Verstärker, Subwoofer

28 Bilder Fotostrecke | Babyblaues Spielmobil: Tuning am 2012er VW Beetle: Von wegen niedlich: Dieser Beetle ist blau und böse #01 #02