Mein Luftgekühlter! Der 10te Beitrag: Mario Runkels T2-Beule

Wie ein alter Camping-Bulli der Schrottpresse entkam.

Mein Luftgekühlter! Der 10te Beitrag: Mario Runkels T2-Beule: Wie ein alter Camping-Bulli der Schrottpresse entkam.
Erstellt am 13. Dezember 2011

Auch dieses Jahr wurde die Aktion "Mein Luftgekühlter!" zusammen mit unserem Kooperationspartner, dem VW-Teilespezialisten Hoffmann Speedster durchgeführt, die mit einer Gewinn-Aktion für die besten Beiträge verbunden war und bei der es mehrere Preise zu gewinnen gab. Hier ist der zehnte Beitrag 2011 von Mario Runkel.

Nächste Woche erfahrt Ihr, wer die Gewinner der Aktion "Mein Luftgekühlter 2011" sind!

Ich kannte ihn schon seit Jahren, den etwas traurig dreinblickenden T2b Eigenbau-Campingbus vom 1977 in der Nachbarstrasse. Irgendwie lächelte er mir mit seinem von Wind und Wetter gegerbten und kleineren Rangeleien vernarbten Gesicht immer mal wieder zu, wenn ich an ihm vorbei ging. Manchmal meinte ich ein leises „Nimm mich mit...!“ zu hören, vor allem dann, wenn mein Blick über seine unfachmännisch zugepinselten Flanken wanderte.

Eines Tages lernte ich durch Zufall auch seinen Besitzer kennen. Der erzählte mir, wie unglücklich er mit dem langsam fortschreitenden Verfall seines Bulli sei, denn er hatte doch schließlich in liebevoller Heimarbeit zusammen mit seiner Freundin den Innenausbau renoviert, Polster und Gardinen genäht und ja auch schon so furchtbar viel mit dem Wagen erlebt. Nur fehle ihm nun einfach Zeit und Geld für größere Maßnahmen, aber verkaufen: natürlich nicht.

So vergingen ein zwei Jahre, ich zog in eine andere Stadt, blieb jedoch locker mit dem Besitzer befreundet und deshalb in Kontakt. So kam es, dass er mich zu Zeiten der staatlich geförderten Automobilverschrottung anrief und bedrückt erzählte, er wolle und müsse den Bus verkaufen aber niemand wolle ihn haben. Ich sah den Bulli urplötzlich vor meinem weit aufgerissenen geistigen Auge als Blechquader beim Abwracker und hörte mich sagen: „Ich kaufe mir jetzt einen Nachtzugticket und hole den Wagen morgen ab!“

Am nächsten Tag stand ich ihm wieder gegenüber: besser geworden war er in der Zwischenzeit leider nicht. Zum Zahn der Zeit hatte sich eine gehörige Portion Dreck gesellt, aber er sprang sofort und fröhlich an und fuhr mit mir ein flottes Ründchen, als wäre er ein gepflegtes Garagenauto. Ich freute mich, dass wenigstens die Technik einen guten Eindruck machte, und nahm die fast 600 km guten Mutes unter die abgefahrenen Räder. Die Fahrt war interessant. Insgesamt acht Staus gaben mir Gelegenheit, die Mienen der Nebenstehenden zu studieren: amüsiert, mitleidig und teilweise etwas pikiert. Einmal wurde ich gefragt, ob man mit so einem Seelenverkäufer überhaupt noch fahren dürfte. Ich antwortete: „Nein, aber mir egal, ich mach's trotzdem, höhöhö...!!!“

Auf diese ersten Erfahrungen mit meinem neuen alten Freund folgten erst einmal einige lange Abende in der Halle, denn die Karosse wollte ich wenigstens ansatzweise in einer Farbe haben und der Innenraum brauchte dringend eine Auffrischung. Die Technik verlies mich direkt nach der Überführung und fortan quälte sich der Bus mit Alterserscheinungen wie festhängenden Bremssätteln, einem knarzenden und nicht mehr richtig funktionierenden Schaltgestänge, einer blockierten Heizung bei gefühlten 90° Businnenraumtemperatur und anspringen wollte er eigentlich generell nicht mehr gern. Es kam ein Sommer mit dreimal Camping und wesentlich häufigeren Besuchen des Standstreifens. Also entschloss ich mich dazu, aus der billig angelegten Rettungsaktion des Bullis eine komplette Sanierung des Wagens mit einhergehender, kompletter Plünderung meines Sparbuchs zu machen.

Was mich heute dazu antreibt, ausgerechnet diesen Wagen wieder aufzubauen, statt einfach einen besseren zu nehmen? Neben dem Gefühl, der Wagen hätte mich jahrelang geradezu darum angebettelt, hat mir der Vorbesitzer eine CD mit alten Reisebildern zum Wagen geschenkt. Ganz ehrlich, so einen weitgereisten alten Herrn, den wirft man nicht zum alten Eisen. Es dauert nun schon fast ein Jahr, denn eines steht fest: so ein Bus ist groß, kann überall rosten und wenn man schon mal dran ist, dann kommt halt eins zum anderen. So wartet mittlerweile ein gut gefüllter Keller mit Teilen auf den Zusammenbau, der noch in weiter Ferne liegt.

Da gibt es jetzt eine neue Schale und neuen Stoff für'sCampingdach, eine Anhängerkupplung mit passendem Kleinsthänger, eine verstellbare Vorderachse, neue Bremssättel, einen Fahrradgepäckträger für die Heckklappe, einen Dachgepäckträger mit Holzlatten, neu bezogene Polster und Sitze, neue Innenverkleidungen, aufgearbeitete Lamellenfenster, ein altes Radio mit passenden Kugelboxen, eine amtliche Kühlbox, das alte Lenkrad in schwarzem Bakelit sowie diverse optisch leistungssteigernde Aufkleber.

Meine neueste Errungenschaft: Ein Typ 1 mit zwei Litern Hubraum von der leider bald nicht mehr existierenden Firma Limbach Flugmotoren. Ich werde daher den Namen meines ehemals gefährdeten Gefährten spätestens im nächsten Frühjahr von “Beule“ in den etwas vornehmer klingenden Titel “Herr Limbach“ ändern.

Der aktuelle Katalog von Hoffmann Speedster

Mit einem Umfang von 790 Seiten hat das umfassende “Teilenachschlagewerk“ für alle Freunde der Luftgekühlten noch mal um fast 200 Seiten zugelegt. Der äußerst detailierte Katalog hat 4500 informative Abbildungen parat und ist in Sachen Käfer um 1200 und für Bus und Karmann um 1500 neue Artikel erweitert worden.



Der Hoffmann Speedster-Katalog ist für eine Schutzgebühr von 14.90 Euro inklusive Porto HIER zu haben.

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