Mein Luftgekühlter 2011 der 6te Beitrag: Andreas Sauers Karmann Ghia

Und ein bewegendes Wiedersehen für eine alte Dame

Mein Luftgekühlter 2011  der 6te Beitrag: Andreas Sauers Karmann Ghia: Und ein bewegendes Wiedersehen für eine alte Dame
Erstellt am 12. Juli 2011

Auch dieses Jahr wird die Aktion "Mein Luftgekühlter!" zusammen mit unserem Kooperationspartner, dem VW-Teilespezialisten Hoffmann Speedster durchgeführt und ist wieder mit einer Gewinn-Aktion für die besten Beiträge verbunden, bei der es noch mehr Preise als im letzten Jahr zu gewinnen gibt. Und hier ist der sechste Beitrag 2011 von Andreas Sauer:

Mein Name ist Andreas Sauer, ich bin 27 Jahre alt, komme aus Unterfranken und besitze einen blauen Karmann Ghia, Baujahr 1970. Das Interessante und Bewegende ist für mich die Vorgeschichte des Fahrzeugs, welche ich euch heute erzählen möchte.

Mit 13 Jahren fing alles an

Tja, dass es ein VW wird, das war klar! – Opas 82er Jetta bekam ich schon mit 16 Jahren geschenkt. Zu der Zeit kannte ich schon seit über 3 Jahren den blauen Karmann Ghia aus dem Nachbardorf. Als 13 jähriger Realschüler fiel mir damals schon der Typ 14 auf der täglichen Busfahrt zur Schule auf und er faszinierte mich und meinen besten Freund. Bekannt war uns das Fahrzeug über die Zeit wie ein bunter Hund, schließlich stand er seit je her immer draußen in der Sonne, im Regen einfach eben immer auf dem Schotterparkplatz mitten im Dorf.

Als 11 Jahre später, im Jahre 2007 auf einmal ein Verkaufsschild in der Scheibe hang, wusste ich, jetzt muss ich nachhaken. Nach einiger Zeit wurde ich mit dem Vorbesitzer einig und ich übernahm das Fahrzeug, welches mittlerweile ohne TÜV war mit einem pappgrauen Fahrzeugbrief, einer originalen Parkplakette der Stadt Hanau, einem Paar gehäkelten Strapsenstrümpfen der Erstbesitzerin (lagen unter der Rückbank), ADAC Plakette und einen Inspektionsplan inkl. Kompressionstest.

Mit Ach und Krach schaffte ich ihn erst mal die 5 km nach Hause. Nachdem ich den Vergaser gereinigt, Ölwechsel gemacht und die Bremsanlage komplett erneuert und auch sonst einige technische Kleinigkeiten erledigt hatte, besaß ich einen fahrbereiten Typ 14 im “used look“.

Zwölf Jahre ohne Pflege hinterließen ihre Spuren

Der Vorbesitzer hatte zwischen 1995 und 2007 nichts mit Pflege am Hut gehabt, sodass der ehemals kräftig blaue Karmann (siehe Foto der Erstbesitzerin auf Seite 2) mittlerweile einfach nur noch stumpfmatt war. In diesem Zustand befindet sich auch heute noch der Karmann, einfach nur matt und „dreckig“ mit kleinen Ausbesserungsspuren – eben so wie das alte Fahrzeug seine Geschichte erzählt. Noch heute sieht man Katzenfußtapsen die schon viele Jahre alt sind, ebenso die braune Hutablage, die von der Sonne schon verbrannt ist.

Aber das ist genau das, was mich an diesem Auto fasziniert, einen Karmann Ghia zu haben der sich nicht schämt, alt zu sein, und der nicht wie all seine anderen Kollegen ein glänzendes, steriles Fahrzeug ist, das an jeder Ecke glänzt! Trotzdem konnte ich mir es nicht verkneifen, ein paar Kleinigkeiten zu ändern. Es wurde allerdings Wert darauf gelegt, dass alles wieder rückrüstbar ist.

Folgendes habe ich geändert: Käfer Sportlenkrad vom gelb schwarzen Renner, 5,5 x 15 Porsche Riviera Felgen vom 914 aus der Zeit mit Smart Reifen, gekürzte, verstellbare Vorderachse mit Tieferlegungsachsschenkeln, hinten 1 Zahn tiefer, 4x Koni rot rundum, gelbe Biluxscheinwerfer, US-Rückleuchten, Sportauspuff; Komplette Mike Sanders Hohlraumversiegelung 5 kg (die Basis des Fahrzeugs ist übrigens hervorragend; er ist ungeschweißt und vom Blech her noch extrem gut)

Nun zu der Story aus dem Jahre 2008, die mich sehr bewegte…..

Eines Samstags wollte ich mit meiner Freundin auf das Käfertreffen nach Limeshain-Himbach fahren.

Nach dem die Route über Aschaffenburg, Hanauer Kreutz zum Treffen führte, kam ich auf den Gedanken, ich könnte ja mal schauen, ob die Erstbesitzerin ihr damaliges Auto noch erkennt.

Immerhin fuhr die Realschullehrerin Erna K. das Auto vom Juni 1970 bis Juli 1995. Mein Vorbesitzer fuhr den Wagen dann bis 2007. Laut der Internetseite www.dasoertliche.de ist auf die Frau noch ein Telefonanschluss unter derselben Adresse wie einst 1970 gemeldet.

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Nach einer 3/4 Stunde Fahrt kamen wir in Hanau an. Die Adresse am Freiheitsplatz liegt mitten in der Stadt, ein großer Parkplatz umgeben mit größeren Häusern. Das Geschäftshaus mit der Nummer 14 hatte um die 8 Stockwerke und tatsächlich auch ein Klingelschild mit dem Namen Erna K. Nach dem Öffnen der Türe durch den Summer, suchten wir in dem großen Haus nach der Wohnung. Leider war keine der Türen in den Stockwerken beschriftet, doch Gott sei Dank wusste eine Frau an welcher Tür in welchem Stock ich klingeln sollte.

Unser Klingeln wurde nach kurzer Zeit auch erhört und die Tür öffnete sich. Eine Frau Ende 30 trat uns gegenüber. Ich fragte ganz höflich ob hier eine Erna K. wohnt und erzählte mit meiner Parkplakette in der Hand, dass ich ihr ehemaliges Auto besäße. Die Frau guckte mich groß an und bat uns kurz entschlossen rein, die Erna sei im Wohnzimmer und wohnt doch schon über 60 Jahre hier.

Dort (recht baff und fast ein wenig überfordert) angelangt durfte ich eine sehr alte, aber akkurat geschminkte und gepflegte Dame begrüßen. Die blauen milchigen Augen musterten mich langsam und nach einer kurzen Zeit der Überlegung, konnte sie sich an ihren damaligen Wagen erinnern.

Ein Foto der Erstbesitzerin von ihrem Karmann aus alten Tagen

Sie freute sich sehr, dass er noch lebt und erzählte uns, dass er sie nie ihm Stich gelassen hatte. Ihre junge Verwandte suchte mir ein altes Foto raus, welches den Zustand 1995 zeigt, als er zum Zeitpunkt des Verkaufs ca. 50 Tkm auf der Uhr hatte. Ich erzählte dann ein wenig von uns und auch wie ich zu dem Karmann Ghia kam.

Frau Erna K. hatte sich das Auto im Alter von 61 Jahren 1970 als Vorführwagen gekauft. Die letzten Berufsjahre als Sportlehrerin sollte er sie noch begleiten, ehe sie in Pension ging. 1995 wurde dann der scheckheftgepflegte Garagenwagen aufgrund von Sehschwäche verkauft, schließlich war sie zu dem Zeitpunkt schon 86 Jahre alt.

Eine glücklich lächelnde alte Dame stand auf dem Balkon und winkte...

Nach etwa 20 Minuten gingen wir wieder. Ich hatte mit der jüngeren Frau abgemacht, sie solle doch mit Frau Erna K. auf den Balkon gehen. Von hier aus konnte man direkt auf den Parkplatz schauen. Schnell eilten wir dann zum Karmann und drehten auf dem Parkplatz dann genau so, dass wir direkt auf den Balkon zufuhren und in einer Schleife davor drehen konnten. Ich und meine Freundin winkten durchgehend und hupten auch öfter. Ich sah eine erfreute Erna K. auf ihren Balkon mit einem Lächeln, das mich fast zu Tränen gerührt hat. Die alte Dame hat sich so arg gefreut und uns gewunken bis wir um die Kurve fuhren.

Der Tag war echt klasse, es war ein tolles Gefühl so einer alten Frau, eine solch große Freude bereitet zu haben. Und es ist auch toll, dass ich jetzt die Historie meines Karmanns komplett kenne. Ein paar Tage nach unserm Besuch, am 11. Mai, wurde Erna K. 99 Jahre alt.

Nun haben wir das Jahr 2011, im Mai sollte sie somit 102 Jahre werden. Wir hatten nach ihrem hundertsten Geburtstag noch Kontakt, da ging es ihr sehr gut. Dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, nochmal nach Hanau zu fahren und sie auf eine Rundfahrt bzw. gemeinsames Foto einzuladen. Mal sehen….

Ich hoffe, ich konnte eine interessante Geschichte erzählen. In welche Kategorie das Auto gesteckt werden soll, weiß ich nicht. Wahrscheinlich meint jeder Rat Look, aber eigentlich ist er ja original so, eben die Patina der Zeit. Andererseits ist er auch getunt, also sucht euch irgendeine Kategorie selbst aus.



Gute Zeit,

Andreas Sauer

42 Bilder Fotostrecke | “Mein Luftgekühlter!“ 2011 – der 6te Beitrag: Andreas Sauers Karmann Ghia: Und ein bewegendes Wiedersehen für eine alte Dame #01 #02

2 Kommentare

  • Mike

    Mike

    schöne Geschichte und ein toller Wagen!!! gute Fahrt! Mike
  • Jeanskaefer

    Jeanskaefer

    Hey Andreas, ganz anrührige Geschichte von der Exbesitzerin Frau Erna K. Gefällt mir! Gruß Jeanskaefer

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